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„Einmal nach Leipzig und zurück“

Mit dem Fahrrad im Zug wird die ruhige Fahrt zur Höllentour.

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© Dietmar Thomas

Von Martha Engel

Döbeln/Leipzig. Als Studentin in Leipzig, die in Döbeln wohnt, ist der Zug mein tägliches Verkehrsmittel. Mein Rad habe ich immer dabei. Oder besser gesagt: Ich hatte mein Rad dabei. Denn inzwischen bleibt es Zuhause.

Es war ein bequemer Weg, sich am Morgen aufs Fahrrad zu schwingen, hoch zum Döbelner Bahnhof zu fahren und damit in den Zug zu steigen. Das Rad stellte ich an den vorgegebenen Plätzen ab. Dabei bin ich meist zu den Zeiten unterwegs, wenn viele Berufstätige, Schüler und Studenten fahren. Da kann es am Morgen im Zug schon einmal ordentlich voll werden und mein Rad bleibt nie lang allein. An den Bahnhöfen Grimma und Naunhof steigen immer die meisten Menschen zu. In Naunhof ist es dann schon so voll, dass die Fahrradfahrer sich und ihre Räder in den Zug quetschen müssen. Jedes weitere Rad wird zum Balanceakt.

Die morgendliche Stimmung im Zug ist auf dem Höhepunkt der schlechten Laune. Dabei graut es mir in diesem Moment aber schon am meisten vor der Rückfahrt, denn was hinzu für mich noch entspannt ist, wird auf dem Rückweg auch für mich zum nervenaufreibenden Akt der Gefühle.

Ein überfüllter Bahnsteig, alle wollen nach Hause und dann fährt ein kleiner Zug ein. Das Drama ist perfekt! Die Leute sind angespannt und drängen in den Zug, noch bevor die Ankommenden überhaupt alle ausgestiegen sind. Wenn man dann neben 20 anderen sein Rad in den schon vollkommen überfüllten Zug reinschieben muss, geht der Stress erst richtig los. Die Leute sitzen dort, wo man eigentlich seinen Drahtesel abstellen soll. Mit müder und mürrischer Miene stehen sie wieder auf und schimpfen. Man fühlt sich schuldig, obwohl man für die Situation nichts kann. Manchmal haben wir Glück, dann wird ein zweiter Zug angehangen. Wenn nicht, ist die Fahrt eine kuschlige Höllentour.