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Einmal Hamburg und zurück

Stefan Kittlaus lebt seit Mai wieder in Görlitz. Eine Fachkräftebörse beim Altstadtfest will mehr Leute an die Neiße holen.

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Von Ingo Kramer

Kindheit, Jugend, Abitur, Zivildienst. Und dann war Stefan Kittlaus auch schon weg aus seiner Heimatstadt Görlitz. 2003 ging er zum Studium nach Dresden, schloss hinterher gleich noch die Promotion an, die er 2012 abschloss. Im gleichen Jahr ging der Lebensmittelchemiker nach Hamburg, wo er bei einem internationalen Labordienstleister eine Stelle fand.

Dass der 34-Jährige seit Mai zurück in Görlitz ist, verdankt er einem Newsletter seiner ehemaligen Dresdner Universität. Dadurch wurde er erst auf die freie Stelle als Leiter des zentralen chemischen Labors bei Birkenstock aufmerksam und bewarb sich. „Im Auswahlverfahren kristallisierte sich dann immer mehr heraus, wie gut die Stelle zu meinen Fähigkeiten und Qualifikationen passt“, sagt er. Von langer Hand sei der Schritt nach Görlitz dabei nicht geplant gewesen. Ohne die passende Stelle wäre er wohl nicht gekommen. Seine Frau und die beiden gemeinsamen Kinder hat er gleich mitgebracht. Die Frau stammt auch aus Görlitz, sie bewirbt sich gerade um Arbeit. Obwohl sein Labor in Bernstadt ist, haben sie sich für die Görlitzer Altstadt als Wohnort entschieden. „Das war für uns immer klar“, sagt er: „Wenn wir zurückkehren, ziehen wir nach Görlitz.“ Der Arbeitsweg nach Bernstadt störe ihn nicht.

Mit dem Thema Wohnen in kleineren Städten haben sich auch das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung sowie die Bertelsmann Stiftung befasst. Nach ihrer Einschätzung liegt das urbane Leben in Deutschland im Trend. Viele Menschen ziehe es aber nicht in die Metropolen, sondern in kleine und mittlere Städte, heißt es in der Studie. Demnach seien zwischen 2006 und 2015 die Einwohnerzahlen in einigen kleineren Städten gestiegen, darunter Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern. Der Zuzug komme vor allem aus Städten mit mehr als 500 000 Einwohnern.

Wirtschaftsförderer Philipp von Haymerle von der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH hofft, dass noch viel mehr Menschen den Weg zurück nach Görlitz finden. Deshalb organisiert er eine Fachkräftebörse für Heimatbesucher beim Altstadtfest. Sie wendet sich aber nicht nur an Rückkehrwillige: Auch alle, die schon in Görlitz leben, sind gern willkommen. 30 Unternehmen auf Mitarbeitersuche sowie Institutionen präsentieren sich am Sonnabend, 11 bis 15 Uhr, im Rathaus. Der Eingang geht über die Rathaustreppe. Interessierte können in bewusst entspannter Atmosphäre mit Unternehmensvertretern unterschiedlicher Branchen ins Gespräch kommen. Wer sich zusätzlich über Arbeiten und Bildung sowie Wohnen und Freizeit in Görlitz informieren möchte, kann ins gemütliche „Görlitz-Wohnzimmer“ schauen. Während des gesamten Altstadtfestes ist es im ehemaligen Totschek-Kaufhaus in der Steinstraße 2 bis 4 zu finden.

Stefan Kittlaus will mit seiner Familie auch aufs Altstadtfest gehen. „Wir genießen die vielen kulturellen Veranstaltungen und kommen hier gern mit unseren Freunden und unserer Familie zusammen“, sagt er. Neben seiner Arbeit schätzt er an Görlitz besonders die vertraute Umgebung und die Nähe der Großeltern für die Kinder.