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Eingeklemmt in der Boxengasse

Der erste DTM-Saisonsieg von Marco Wittmann ist von mehreren Unfällen mit drei Verletzen überschattet worden.

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Von Andreas Asen

Marco Wittmann steckte der Schreck noch immer in den Knochen. Über seinen völlig überraschenden Sieg beim sechsten DTM-Saisonrennen auf dem Hungaroring konnte sich der BMW-Pilot nicht so recht freuen. „Ein unglaubliches Rennen. Damit hätten wir alle nicht gerechnet. Für uns war es ein sehr, sehr glückliches Ende“, sagte Wittmann zwar, schob aber mit Blick auf die schlimmen Unfälle in der Boxengasse nach: „Ich hoffe, dass es den Jungs in der Pitlane gut geht. Die Bilder sahen heftig aus.“

Kurz nach dem Rennstart hatte starker Regen eingesetzt, die Mercedes-Piloten Lucas Auer und Edoardo Mortara rutschten daraufhin in der Boxengasse beim Abbremsen mit ihren Autos weg. Auer konnte nicht mehr stoppen und rammte mit Wucht einen Marshall gegen eine Wand. Der Mann musste anschließend wegen einer schweren Beinverletzung mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht werden, Lebensgefahr bestand der Rennleitung zufolge nicht.

Bei Mortara lief es kurz danach ähnlich: Er krachte mit seinem Wagen in seiner Box in technisches Gerät und erwischte zwei Mechaniker, die ebenfalls ins Krankenhaus mussten. „Es sieht momentan nach starken Prellungen aus“, sagte Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz und erklärte die Unfälle: „Das war rutschig wie Schmierseife.“

Auch BMW-Pilot Bruno Spengler verlor in der Boxengasse die Kontrolle über sein Auto, verletzt wurde ersten Angaben zufolge dabei niemand.

Nach langem Warten wurde das Rennen mit einer Restdauer von 28 Minuten und einer zusätzlichen Runde erneut gestartet. Die sechs BMW, die das Wochenende über geschwächelt hatten, profitierten davon, dass sie bereits den Pflichtboxenstopp absolviert hatten. So mussten sie in der kurzen Renndauer nicht mehr an die Box – das spülte sie allesamt an die Spitze. Für Wittmann war es 2018 der erste Sieg, dahinter machten Timo Glock und Philipp Eng den Dreifachsieg von BMW perfekt.

Das Ergebnis war aber nur zweitrangig. Vor allem Auer war bestürzt. „Es ist schrecklich, ich würde mich am liebsten um ihn kümmern, aber er ist in medizinischer Betreuung, und da bin ich keine Hilfe. Die Gesundheit ist wichtig, alles andere nur sekundär“, sagte er.

Feiern wollte anschließend niemand, Fahrer, Funktionäre und Verantwortliche waren in Gedanken bei den Verletzten. „Es waren schlimme Bilder. Das Rennen ist zweitrangig, die Gesundheit aller Beteiligten steht jetzt im Vordergrund“, sagte Glock, der wie alle anderen Beteiligten auf die obligatorische Champagnerdusche bei der Siegerehrung verzichtete.

Am Samstag hatte beim dritten von zehn Rennwochenenden der DTM-Saison noch Mercedes dominiert: Paul di Resta gewann vor Auer. (sid/dpa)