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Eine-Welt-Laden droht das Aus

Die Kosten für das Bautzener Geschäft lassen sich kaum noch decken. Der Verein hat für Mai einen Notplan erarbeitet.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Arndt

Bautzen. Wer Bautzens Eine-Welt-Laden betritt, atmet erst einmal durch. Gedämpftes Licht, leise kolumbianische Klänge aus dem CD-Spieler und Conny Natuschs warme Stimme spülen den Alltagsstress weg. Es braucht aber auch Ruhe, um im Sortiment zu stöbern: Ob Kaffee aus Cuba, Geschirr aus Vietnam, Filzuntersetzer aus Nepal oder Ledertaschen aus Indien – in jeder Ecke entdeckt das Auge etwas Neues. Alle Waren seien wirklich fair gehandelt, betont Conny Natusch, die Koordinatorin des Weltladens. Einige Produktionsstätten habe sie selbst besucht. Seit neun Jahren ist das liebevoll dekorierte Geschäft mit dem roten Fahrradständer vor der Tür ein Blickfang am Fleischmarkt. Doch Bautzens Eine-Welt-Verein sind die Kosten über den Kopf gewachsen. Dem Laden droht jetzt das Aus.

Umsatz ist abgesackt

In den vergangenen Monaten sackte der Umsatz immer weiter ab. Selbst der sonst so starke Dezember lief schlechter als im Vorjahr. „Die Touristen sind weniger geworden“, sagt Conny Natusch. Die seien aber eine wichtige Einnahmequelle. Für Einheimische hingegen liegt der Weltladen in der historischen Altstadt oft zu abseits. Und wer doch auf den teuren Plätzen auf dem Fleischmarkt parke, eile in der Regel zu seinen Besorgungen, ohne sich Zeit zum Bummel zu nehmen, beobachtet die 54-Jährige, die mit einer weiteren Frau im Geschäft arbeitet.

Während der Absatz stockt, steigen die Kosten. GEZ- und Gema-Gebühren belaufen sich für den Verkaufsraum jährlich auf je mehr als hundert Euro. Auch die jährlichen Gebühren für eine Sondernutzungserlaubnis der Stadt für den Fahrradständer, Werbeaufsteller und die Leuchtreklame läppern sich zusammen und schlagen mit 85 Euro zu Buche. Mehr als 90 Euro kostet es außerdem, einen Tisch und vier Stühle für fünf Monate vor die Tür zu stellen. Doch das sind eher die kleinen Sorgen. „Was uns zu schaffen macht, ist der Mindestlohn“, sagt Conny Natusch. Der ist dieses Jahr auf 8,84 Euro die Stunde gestiegen. Förderprogramme des Jobcenters wie Ein-Euro-Jobs oder die Bürgerarbeit gibt es dagegen seit zwei Jahren nicht mehr.

Ehrenamtliche hinter der Theke

Weil es vorne und hinten nicht reicht, fängt die Bautzenerin ab Mai einen neuen Job an. „Ich muss ja von was leben“, sagt sie. Aufgeben möchte Conny Natusch aber noch nicht, denn sie hängt mit ganzem Herzen an dem Lädchen. Schließlich hat sie 1991 als eines der Gründungsmitglieder des Bautzener Eine-Welt-Vereins es lange begleitet. „Wir haben damals ganz einfach angefangen und die Waren auf Biertischgarnituren im Steinhaus verkauft“, erinnert sich Conny Natusch. Für nächsten Monat hat sie einen Notplan gestrickt: „Wir werden ab Mai am Mittwoch geschlossen haben.“ Die restlichen Tage werden sie und vier weitere Leute abwechselnd ehrenamtlich hinter der Theke stehen.

Conny Natusch, die dann nur noch montags und freitags im Geschäft ist, hofft, dass der Eine-Welt-Laden so erhalten werden kann. In den meisten Orten, wie auch in Schirgiswalde, würden die Weltläden ehrenamtlich geführt, mit einem Verein als Basis. Allerdings sei es für Conny Natusch bisher sehr schwierig gewesen, hier in der Spreestadt Freiwillige zu finden, die sich für einen halben oder ganzen Tag binden wollen, um im Geschäft zu stehen. Der Plan ist also wackelig. „Wenn wir die Öffnungszeiten nicht abdecken können, müssen wir den Laden schließen“, bedauert die Bautzenerin.