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Eine Tierärztin für Gröditz

Claudia Wendisch hat eine Praxis eröffnet – und schließt damit eine Lücke, die seit Monaten geklafft hatte.

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Von Eric Weser

Gröditz. Lange suchte man dieses Zeichen in Gröditz vergeblich: den roten Kreis mit Äskulapstab und weißem V darin. Weil es nach mehrere Praxisschließungen keinen praktizierenden Tierarzt mehr in der Röderstadt gab, war das Symbol verschwunden. Doch das hat sich geändert. Mit Claudia Wendisch hat sich jetzt eine Veterinärin in der Röderstadt niedergelassen.

Anfang Dezember hat die 29-Jährige ihre Praxis an der Einsiedelstraße bezogen, im Haus gegenüber vom Sitz der KWG. Die großen, hellen Erdgeschossräume mit grauem Granitfußboden sind der wesentliche Grund, warum es Claudia Wendisch am Ende Gröditz verschlagen hat. Denn die Veterinärin hätte sich auch in ihrer Wahl-Heimat Großenhain angesiedelt. Dort fanden sich aber keine passenden Räume.

Hilfe nach dem ersten Schock

Es sei ein spontaner Entschluss gewesen, sich selbstständig zu machen, erzählt Claudia Wendisch. Ein knappes halbes Jahr habe es dann bis zum Start der Praxis gedauert. Ihren Job als angestellte Tierärztin in einer Praxis im Umland hatte die 29-Jährige aufgegeben, um sich voll auf den Sprung in die Selbstständigkeit zu konzentrieren. Unterstützung gab es von der Tierärztekammer – und ihren Eltern. „Nachdem sie den ersten Schock überwunden hatten“, sagt Claudia Wendisch und lacht. Mit dem Selbstständigen-Dasein gebe es in ihrer Familie nämlich kaum Erfahrung. „Mein Vati ist Sanitärinstallateur, meine Mutti Sekretärin“, verrät sie.

In Gröditz läuft ihr Praxisbetrieb nun schrittweise an. Momentan kämen die Tierhalter unangemeldet mit ihren kranken Lieblingen vorbei. Perspektivisch will Claudia Wendisch eine Terminsprechstunde etablieren, damit es im Wartezimmer keinen Ärger zwischen Katzen und Hunden gibt. Aber alles zu seiner Zeit. „Es muss sich halt erst rumsprechen, dass ich da bin“, sagt die Medizinerin, die sich vor allem von Mundpropaganda mehr Bekanntheit für ihre Praxis verspricht.

Dass sie beruflich mit Tieren umgehen würde, war Claudia Wendisch schon zeitig klar. „Ich bin auf dem Land groß geworden“, erzählt die aus dem Raum Radeberg stammende Veterinärin. Katzen und Nager gehörten von Kindheit an dazu. Nach Realschulabschluss und Abitur stand die Frage, wohin die berufliche Reise genau geht. Auch eine Ausbildung als Tierpflegerin kam damals infrage, erzählt Claudia Wendisch. Spontan habe sie sich dann aber fürs Tierarzt-Studium entschieden. Es klappte mit dem Wunschplatz an der Leipziger Uni. Nach sechs lehrreichen Jahren war der Abschluss 2015 geschafft.

Während manch anderer Absolvent aus ihrem Jahrgang in die Forschung wechselte oder an der Uni blieb, wollte Claudia Wendisch praktisch arbeiten. Dafür wäre sie auch ganz gern in der Großstadt geblieben. „Aber in Leipzig gab es keine passende freie Stelle.“ Claudia Wendisch verschlug es in Richtung Heimat. In einer Praxis bei Großenhain kurierte die frisch ausgebildete Veterinärin die ersten Kleintiere. Auf deren Betreuung hat sie sich spezialisiert – von der Allergiebehandlung bis zum Zähneziehen. Wer mit Vögeln oder exotischen Tieren in die Praxis an der Einsiedelstraße kommt, den wird Claudia Wendisch deshalb in der Regel an einen Spezialisten überweisen. Einem Wellensittich die Krallen zu schneiden, das gehe schon. „Aber es gibt immer Sachen, die man nicht kann.“ Man müsse seine Grenzen kennen.

An Grenzen stößt Claudia Wendisch momentan hier und da auch in ihrer Praxis. Einerseits, weil sie den Betrieb allein am Laufen hält. Andererseits gibt es mit Behandlungstisch, Mini-Labor, Hausapotheke und Sterilisationsapparat eine Grundausstattung. Die will die Medizinerin nun sukzessive ausweiten, um mehr Behandlungen anbieten zu können. Platz dafür ist genug. Und auch personell würde Claudia Wendisch gern aufstocken und jemanden als Tierarzthelfer einstellen, wenn die Praxis sich etabliert hat. Derzeit könne sie noch alles ganz gut allein bewältigen, so die 29-Jährige. Auch eine erste Operation steht bereits auf dem Plan: eine Katzenkastration .

Privat hält sich die auf Kleintiere spezialisierte Veterinärin zwei Katzen und zwei Chinchillas, sagt sie. Mit den tierischen Mitbewohnern teilt sie sich ihre Bleibe in Großenhain. Ob sie Pläne hat, nach Gröditz umzuziehen? „Aktuell nicht“, sagt die Tiermedizinerin. Klingt zumindest nicht wie ein endgültiges Nein. Und was nicht ist, kann noch werden. Stück für Stück.

Die Praxis an der Graf-Detlef-von-Einsiedel-Straße 1 hat montags, 9-12 und 15-19 Uhr, dienstags und mittwochs, 9-12 und 15-18 Uhr, donnerstags 9-12 Uhr, freitags, 8-11 und 13 bis 17 Uhr, geöffnet. Außerdem am ersten und dritten Sonnabend des Monats, 9-11 Uhr: Telefon 035263 529952