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Eine Straße für die Bandweber

Die Umbenennung der Bischofswerdaer Straße in Großröhrsdorf war besonders umstritten. Es ist eine von elf Trassen mit einem neuen Namen.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Großröhrsdorf. Der 1. März wird für etliche Großröhrsdorfer Bürger, Firmen und deren Geschäftspartner, Verwandte und Bekannte ein ganz besonderer: Dann bekommen elf Straßen neue Namen und Dopplungen sollen damit der Vergangenheit angehören. Die waren durch die Fusion von Großröhrsdorf mit Bretnig-Hauswalde entstanden.

Das Datum hat der Stadtrat jetzt festgelegt und die Namen beschlossen. Damit soll genug Zeit für alle Betroffenen bleiben, sich darauf einzustellen. Diskutiert wurde über mehrere Monate. Zuerst im Rat. Man habe sich dabei insbesondere an geografischen und geschichtlichen Gesichtspunkten orientiert. Darüber hinaus beteiligten sich mit 200 Vorschlägen auch Bürger rege an der Namenssuche. Einige Vorschläge wurden sogar mit Unterschriftensammlungen untermauert. Die Stadt habe sich in vielen Fällen daran orientiert, ließ Bürgermeisterin Kerstin Ternes wissen. Damit sei man dem Sachverstand der Anwohner gefolgt. So gibt es zu dem Diskussionsangebot aus dem Rat für die neuen Namen noch einige Veränderungen. Das betrifft insgesamt vier Straßen. Zum Beispiel die Querstraße in Kleinröhrsdorf. Dort hatte der Rat Kranichstraße favorisiert. Offenbar ist der Vogel aber für diese Gegend doch nicht so typisch. So wird der neue Name Falkenweg lauten (siehe Kasten). Und in Bretnig fand Ehregottstraße wenig Beifall. Der neue Name Südstraße orientiert sich nun geografisch und lautet Südhöhe.

Bischofswerdaer Straße am meisten umstritten

Prominentestes Beispiel für die Umbenennung war wohl die Bischofswerdaer Straße. Die zieht sich immerhin fast zweieinhalb Kilometer allein durch den Ortsteil Großröhrsdorf bis zur alten Stadtgrenze. Im Ortsteil Bretnig wird es die Bischofswerdaer weiterhin geben. In Großröhrsdorf wird sie künftig Bandweberstraße heißen. Das war der am meisten umstrittene Straßenzug. 80 Anwohner unterbreiteten 20 Vorschläge und es prallten viele unterschiedliche Meinungen aufeinander. Schließlich geht es um nichts weniger als die Hauptstraße. Die Vorschläge des Rates fielen durch. Weder Große-Röder- noch Bürgermeister-Rentsch-Straße kamen gut an. Namen historischer Persönlichkeiten hatten es nicht nur in dem Fall schwer, bei den Bürgern Anklang zu finden.

Am Ende sollte sich das Rennen zwischen Lausitzstraße und Bandweberstraße entscheiden. Auch da gingen die Meinungen noch weit auseinander. Den einen war Bandweberstraße zu rückwärts auf die Vergangenheit gewandt. Den anderen Lausitz, als Hinweis auf die Region, zu wenig greifbar, zu allgemein. Das traf aus Sicht des Rates wohl auch auf den Vorschlag Webereistraße zu, der in etlichen Bürgervorschlägen genannt wurde. Daran lehnt sich aber der letztlich gewählte Name an, die Bandweberstraße. Stadtrat Dietrich Krause (CDU) erinnerte an die Stadtgeschichte, an die Bedeutung der Bandweberei, die Großröhrsdorf bekanntgemacht und zur Blüte gebracht habe. Diese Häufung von Bandwebereien in der Stadt sei ein Alleinstellungsmerkmal. Außerdem würden mit diesem Namen die Menschen in den Fokus gerückt und benannt, die den Beruf ausübten und noch ausüben. Diese Reverenz an die Weber sei ihm wichtig. Dafür plädierte dann auch eine große Ratsmehrheit.

Vernünftige Lösungen

Dietrich Krause sprach von einem schwierigen aber notwendigen Prozess, der nun zum Abschluss komme, und von vielen persönlichen Befindlichkeiten. Er hoffe, dass sich auch jene mit den Namen anfreunden können, die mit ihren Vorschlägen nicht berücksichtigt wurden. Es sei ernsthaft und gründlich herangegangenworden, auch mit Bezug zur Stadt. „Insgesamt vernünftige Lösungen“ nannte es Günter Hutschalik (Freie Wähler).

Anfangs waren Namensänderungen überhaupt umstritten, weil sie ja für die Anlieger mit einigem Aufwand verbunden sind. Die Stadt habe aber abwägen müssen zwischen dem öffentlichen Interesse und den gegensätzlichen Interessen der Anlieger. Letztlich ging der Stadtrat auf Nummer sicher und fasste den Beschluss, doppelte Namen zu ändern, um Klarheit zu schaffen. Das Verwechslungsrisiko sei zu groß und gerade in Notfällen nicht zu verantworten gewesen. Um den Aufwand gering zu halten, sollte immer nur die Straße den Namen wechseln, an der die wenigsten Bürger und Firmen betroffen sind. Das ist wohl auch der Grund, warum ein weiterer Vorschlag keine Chance hatte: Die Bischofswerdaer Straße als verbindende Ader ortsübergreifend mit dem einheitlichen Namen zu erhalten. Die Änderungskosten und Kosten für neue Hausnummern wären enorm und viel mehr Bürger betroffen.

Sie können nun ab März 2018, die Änderungen in ihren Personaldokumenten einarbeiten zu lassen. Für die Änderungen im Personalausweis und im Reisepass in folge Straßenumbenennung erhebt die Stadt Großröhrsdorf keine Gebühren.

Der Kfz-Schein und Kfz-Brief ist ebenfalls zu ändern. Das kann nur im Landratsamt erledigt werden. Die Einwohnermeldestelle stellt aber eine Bescheinigung über die Hintergründe aus. „Damit besteht die Möglichkeit, dass das Landratsamt die Gebühren nicht erhebt“, so Stadtsprecherin Anja Kurze. Aber das ist offenbar nicht sicher. Zumindest würde dann zum niedrigsten Gebührensatz abgerechnet.