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Eine Stadtwette mit Folgen

Die Festwoche Stolpen 800 ist am Sonnabend gestartet. Selbst die Geburtstagsgäste hatten sich in Schale geworfen.

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Von Anja Weber

Stolpen. Die Stolpener schwelgen schon lange in Geburtstagslaune. Da können sie schon mal übermütig werden und auf kuriose Ideen kommen. Sie haben sich doch tatsächlich zum Auftakt der Festwoche Stolpen800 auf eine Stadtwette eingelassen. Stolpen wettet, dass am Sonnabend zwischen 13 uns 15.30 Uhr 800 kostümierte Menschen auf dem Marktplatz erscheinen. Als Wettpartner haben sie sich die Landeshauptstadt ausgesucht, persönlich vertreten durch Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Der Wetteinsatz blieb zum Schluss eine Überraschung. Doch wer Dirk Hilbert kennt, weiß, dass er gern Mal in Kostüme schlüpft.

Schuhmachermeister Roland Lietze gestaltete mit anderen Geschäftsleuten die Handwerkermeile. Handwerk hat in Stolpen Tradition. Im 19. Jahrhundert hatte die Stadt Stolpen etwa 900 Einwohner, davon waren 143 Handwerksmeister. Es gab 29 Schuhmacher, 17 Lein
Schuhmachermeister Roland Lietze gestaltete mit anderen Geschäftsleuten die Handwerkermeile. Handwerk hat in Stolpen Tradition. Im 19. Jahrhundert hatte die Stadt Stolpen etwa 900 Einwohner, davon waren 143 Handwerksmeister. Es gab 29 Schuhmacher, 17 Lein © Steffen Unger
Ministerpräsident Michael Kretschmer hatte die Basaltkönigin untergehakt. Er hatte von Stanislaw Tillich die Schirmherrschaft über das Fest übernommen. In seiner Rede versprach Kretschmer, vor allem den ländlichen Raum weiter zu stärken, so unter anderem
Ministerpräsident Michael Kretschmer hatte die Basaltkönigin untergehakt. Er hatte von Stanislaw Tillich die Schirmherrschaft über das Fest übernommen. In seiner Rede versprach Kretschmer, vor allem den ländlichen Raum weiter zu stärken, so unter anderem © Steffen Unger
Königin Theodora und ihre Schwestern Faustina und Serafina sowie Kaiser Justinian aus dem Byzantinischen Reich gaben sich in Stolpen die Ehre. Sie gehören zu einer Gruppe, die bei vielen Anlässen in verschiedene Kostüme schlüpfen kann. Alle sind handgenäh
Königin Theodora und ihre Schwestern Faustina und Serafina sowie Kaiser Justinian aus dem Byzantinischen Reich gaben sich in Stolpen die Ehre. Sie gehören zu einer Gruppe, die bei vielen Anlässen in verschiedene Kostüme schlüpfen kann. Alle sind handgenäh © Steffen Unger

Wer eine Geburtstagsfeier ausrichtet, hat meist auch Ehrengäste. Stolpen hatte ziemlich viele davon, allen voran Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), die Gräfin Cosel und August der Starke. Deren beiden Kostüme zählten schon mal bei der Wette. In dieser sah Ministerpräsident auch ein politisches Zeichen. Der ländliche Raum und die Landeshauptstadt sollen näher zusammenrücken. Er versprach, dass der Freistaat weiter in die Burg investiere, weil die ein wichtiges kulturelles Erbe für Sachsen sei. Auch so könne man den ländlichen Raum stärken, dass Touristen nach Stolpen kommen, dass die Wirtschaft vorankommt. Und was sehen zum Beispiel die Dresdner als Erstes, wenn sie in die Burgstadt kommen? Der Schauspieler und Kabarettist Tom Pauls hat das ganz genau beobachtet und in seiner humorigen Festrede verpackt. Wer aus Richtung Dresden den Marktplatz ansteuert, sieht zuerst den Friedhof und gegenüber ein Beerdigungsinstitut. Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite. Und so jagte in seiner Rede eine Pointe die nächste. So wie es das Publikum von einer lustigen Geburtstagsfeier erwartet. Für weitere kulturelle Einlagen sorgte der Chor aus der Partnerstadt Hilzingen und frischen Wind brachten Stolpens tanzende Handwerkerfrauen auf die Bühne.

Doch wie war das eigentlich mit der Stadtwette? Werden es die Stolpener schaffen oder wird ihre Feier gar Fiasko? Viele Besucher hatten sich tatsächlich ins Kostüm geworfen und sogar in solche, die den Charakter des Burgstädtchens widerspiegeln sollten, majestätisch glanzvoll und glamourös. Entwarnung. Schon 14.50 Uhr wurde die Wette beendet. Es waren ausreichend Kostümierte da. Alle gezählten erhielten einen Stempel und wurden protokolliert. Gegen 15.30 Uhr waren dann auch alle Striche gezählt und voller Spannung scharten sich die Besucher um die Bühne. Beide Bürgermeister Dirk Hilbert für Dresden und Uwe Steglich für Stolpen betreten die Bühne. Einer von ihnen wird die Wette einlösen müssen. Und nach wenigen Minuten stand fest: Bis 14.50 Uhr wurden 1 055 kostümierte Besucher gezählt. Dirk Hilbert ahnte wohl, was ihm bevorstand. Er durfte das Kostüm von August des Starken überstreifen und mit einer sehr „männlichen“ Gräfin Cosel tanzen. Darüber hinaus wird er bei der Stolpener Lesnacht aus einem Buch von Erich Kästner lesen.