Merken

Eine mörderische Geschichte

Zum Jubiläum des Dittersbacher Jahrmarkts kommt dessen Entstehung auf die Bühne. Es geht um Mord.

Teilen
Folgen
© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Dürrröhrsdorf-Dittersbach. Es war vor mehr als 350 Jahren, als zwei Schuhmacher auf einem Schweinemarkt in Stürza in Streit gerieten. Am Ende waren beide tot, und das Dorf hatte seinen Markt an das gut eine Stunde Fußmarsch entfernte Dittersbach verloren. So ist die Entstehungsgeschichte des Dittersbacher Jahrmarkts überliefert, der einst als größter Jahrmarkt Sachsens galt. In diesem Jahr erlebt er laut offizieller Zählweise seine 350. Auflage. Was führte zu dem Streit? Und warum wurde der Markt daraufhin in einen anderen Ort verlegt?

Wie sich die Geschichte abspielte – oder abgespielt haben könnte – dem gehen gut zwei Dutzend Einwohner jetzt in dem Theaterstück „Ein mörderischer Markttag“ auf den Grund. Laut Untertitel haben „zänkische Frauenzimmer“ einen entscheidenden Anteil an dem tragischen Verlauf. Zum Auftakt des Jubiläumsmarkts am kommenden Freitag feiert das Stück Premiere.

Zum Inhalt möchte Initiatorin Heike Kramer nichts weiter verraten, die Spannung soll schließlich zum Schluss aufrechterhalten werden. Die gebürtige Dittersbacherin hatte vor gut zwei Jahren die Idee zu dem Projekt. Pirna hat sein Heimatspiel der „Der Retter“, das regelmäßig aufgeführt wird, auch zu den Festen in den Dörfern rings um Dürrröhrsdorf-Dittersbach gibt es immer ein kulturelles Programm. So etwas sollte doch auch in Dittersbach möglich sein, dachte sich Heike Kramer, gerade wenn mit dem 350. Jahrmarkt ein rundes Jubiläum ansteht. In ihrer Kindheit war der Jahrmarkt das Großereignis, auf das alle das ganze Jahr lang hin fieberten. In den vergangenen Jahren wurde der Rummel zunehmend ruhiger. „Wir wollen den Jahrmarkt ein bisschen bereichern“, sagt die 58-Jährige.

Dafür hat sich Heike Kramer Mitstreiter gesucht. Denn sie hatte die Idee und die Motivation, doch wie man ein Theaterstück schreibt, das wusste sie nicht. Die passende Autorin fand sie in Monika Paul, die auf Schloss Weesenstein als Museumspädagogin arbeitet und auch in der Historie entsprechend bewandert ist. Als das Stück geschrieben war – das war im Mai 2017 –, ging’s an die Besetzung. Wer könnte welche Rolle übernehmen? Bald fand sich eine Truppe von insgesamt 16 Leuten zusammen, die Lust hatten mitzuspielen. Nicht nur Dittersbacher, sondern auch Einwohner aus Helmsdorf, Mühlsdorf, Dobra, Wünschendorf und Elbersdorf, dazu ein achtköpfiger Kindertanzgruppe und die Dürrröhrsdorfer Square-Dancer. Die jüngste Mitspielerin ist gerade sieben Jahre alt, der älteste über 70. Ab September wurde monatlich geprobt, jetzt, kurz vor der Aufführung, jede Woche. Für Technik, Kulissen und Bühnenbild gab es Unterstützung von heimischen Firmen. Ein schöner Nebeneffekt: Durch die gemeinsame Arbeit sind regelrechte Freundschaften entstanden. Teilweise sind Nachbarn unter den Beteiligten, die sich zuvor allenfalls flüchtig kannten, erzählt Heike Kramer, die selbst Regie führt und in einer Nebenrolle als Marktfrau mit auf der Bühne steht.

350. Dittersbacher Jahrmarkt vom 24.–28. August. Das Theaterstück „Ein mörderischer Markttag“ feiert am 24. August, 20 Uhr, im Vereinszelt Premiere. Zweite Aufführung am 26. August, 15 Uhr.