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15 Mio Euro für moderne Stadthalle

Die Wohnungsbaugesellschaft in Bautzen hat mit dem Krone-Besitzer verhandelt. Chefin Kirsten Schönherr sagt, wie es weitergeht.

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© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Die Verhandlungen haben sich gelohnt. Eine halbe Million Euro weniger fordert der Verkäufer der Krone für die Stadthalle samt Parkplatz an der Töpferstraße. Ursprünglich verlangte die Berliner Onnasch-Gruppe 2,7 Millionen Euro für das Areal. Ein Preis, den die Stadt nicht zahlen wollte. Deshalb hatte sie Anfang des Jahres die Wohnungsbaugesellschaft (BWB) damit beauftragt, herauszubekommen, ob ein Kauf des Geländes zu vertretbaren Konditionen machbar sei. BWB-Chefin Kirsten Schönherr erklärt, was nun folgt.

Frau Schönherr, eine halbe Million Euro weniger verlangt der Verkäufer der Krone. Reicht das schon?

Zunächst ist der Nachlass ein sehr guter Schritt in die richtige Richtung. Wir freuen uns über das Entgegenkommen des Eigentümers, der in den letzten Jahren die Stadthalle immerhin in Betrieb gehalten hat – wenn auch in bescheidenem Maße.

In welchem Zustand befindet sich denn die Krone derzeit?

Die Stadthalle ist baurechtlich gesehen grundsätzlich betriebsbereit. Es können also wie bisher auch Veranstaltungen durchgeführt werden. Sie ist auch sonst in keinem so schlechten Zustand und eignet sich grundsätzlich für ihren Zweck. Sehr nachteilig ist jedoch die Anlieferung gelöst, die derzeit nur über eine Treppe durchgeführt werden kann. Das ist ein großes Manko. Andererseits wird die zu transportierende Technik auch immer kleiner und leichter. Ebenso ist der Garderoben- und Lobbybereich relativ klein dimensioniert.

Das heißt, man müsste gar nicht viel investieren, um die Krone in Zukunft weiter nutzen zu können?

Mit einer kleinen Instandsetzung der Stadthalle von rund 300 000 Euro könnte diese zunächst auf einen guten Stand gebracht. Man könnte sie so ohne Einschränkungen weiter nutzen. Auch bietet das angrenzende Best Western Hotel Unterstützung beim Betrieb an. Allerdings gibt es noch eine große Baustelle in der Stadthalle, um die man sich irgendwann kümmern müsste.

Was meinen Sie damit?

Die Lüftungsanlage stammt noch aus der Zeit der Errichtung und wird irgendwann ausgetauscht und erneuert werden müssen. Hierfür kann leicht ein Betrag von bis zu eine Million Euro fällig werden. Zudem braucht das Gebäude eine neue Wärmedämmung, um die hohen Heizkosten der Stadthalle zu reduzieren. Man kann sagen: Eine einfache Modernisierung der Halle ohne große Umbauten kostet ungefähr fünf Millionen Euro. Die Stadt müsste prüfen, ob für die Investition Fördermittel in Anspruch genommen werden können.

Eine einfache Modernisierung ist nicht unbedingt das, was sich mancher vorstellt. Einige träumen von einer modernen Stadthalle. Was würde das kosten?

Für einen Umbau in eine moderne Stadthalle wären ganz grob rund 15 Millionen Euro zu veranschlagen. Aber es ist ja nicht nur die Sanierung, die kostet. Damit die Stadthalle betrieben werden kann, wäre ein jährlicher Zuschuss in Höhe von mindestens 150 000 Euro aufzubringen.

Das sind wirklich hohe Beträge. Es gibt ja auch noch die Option, das Gebäude einfach abzureißen. . .

Auch diese Option haben wir ausgerechnet. Grob geschätzt, würde ein Abriss der Krone mit 600 000 Euro zu Buche schlagen.

Einige Stadträte befürchten, dass die Parkplätze bald wegfallen könnten. Was passiert mit den Stellflächen,

wenn die Stadt die Krone kauft?

Dazu kann man sagen, dass die Stellflächen mindestens für die nächsten 20 Jahre gesichert wären. Das hat etwas damit zu tun, dass die Einnahmen aus den Parkgebühren zur Refinanzierung des Kaufpreises verwendet werden müssten. Erst danach wäre es wirtschaftlich überhaupt tragbar, an eine Projektentwicklung zu denken.

Seit Monaten wird über den Kauf der Krone gesprochen. Dabei muss sich die Stadt doch beeilen, damit nicht ein Investor schneller ist, oder?

Nein, da die Stadt Bautzen noch ein Vorkaufsrecht zum Verkehrswert ausüben kann, ist zunächst keine Eile geboten. Der ganze Kauf wäre auch keine schwere Aufgabe, würde man nur das Parkplatzgrundstück erwerben. Die Wohnungsbaugesellschaft könnte grundsätzlich dafür ein Darlehen aufnehmen. Doch an diesen Kauf ist bekanntlich auch der Erwerb des Stadthallengebäudes geknüpft.

Aber wie lange könnte es noch dauern, bis die Stadt eine Entscheidung trifft und es tatsächlich zu einer Einigung mit dem Verkäufer der Krone kommt?

Das ist schwer zu sagen. Die Entscheidungsträger in der Stadt müssen nun darüber diskutieren, was aus der Stadthalle werden soll und dabei sorgfältig abwägen. Die BWB hat ihren Auftrag im ersten Schritt erfüllt und wird sich nach den weiteren Entscheidungen richten.

Verhandeln sie jetzt weiter?

Wir sind da noch dran. Der aktuelle Kaufpreis würde bedeuten, dass die Stadt die Bautzener Stadthalle mindestens in der jetzigen Form mittelfristig weiterbetreiben müsste. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, dann müsste der Kaufpreis nochmals deutlich nach unten verhandelt werden.

Gespräch: Marleen Hollenbach