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Eine Laufbahn zum Stürzen

Die Leichtathleten im Lößnitzstadion schlagen Alarm. Loch an Loch reiht sich auf der Tartanlaufbahn rund um den grünen Rasenplatz.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Richtig schöne Sportanlagen hat Radebeul. Das Lößnitzstadion, das Krokofit und die Schwimmhalle, das Weinbergstadion. Bis auf das Weinbergstadion wurden die Anlagen vor 20 und mehr Jahren errichtet oder modernisiert. Seitdem ist die Schwimmhalle saniert worden. Doch im Lößnitzstadion ist zwar der Kunstrasen für die Fußballer erneuert. Aber auf der Laufbahn und im Hochsprungbereich passierte nichts Wesentliches.

Von UV-Strahlen porös geworden bricht der Tartanbelag nahezu auf der gesamten Lauffläche auf.
Von UV-Strahlen porös geworden bricht der Tartanbelag nahezu auf der gesamten Lauffläche auf. © Arvid Müller

Das zeigt sich jetzt besonders drastisch. Auf der Tartanbahn reiht sich inzwischen im beinahe Meterabstand Loch an Loch. Der Belag ist verhärtet, bröcklig, von UV-Strahlen ausgelaugt. Beim Treff mit der SZ im Stadion sind Eberhard Arnold, der Begründer der Leichtathletik-Abteilung beim SSV Planeta, der Abteilungsvorsitzende Holger Wackrow und Dietmar Kunze dabei. Die Verantwortlichen für den Laufsport auf der Tartanbahn hat es erst vor Weihnachten in den Stadtrat getrieben. Ihr Aufruf: So kann es mit dem Stadion nicht weitergehen.

Nicht nur die Leistungssportler aus Radebeul – 140 sind im Verein – können unter diesen Bedingungen kaum noch vernünftig trainieren. Auch Schulsportfeste und Sportprüfungen finden auf der Anlage statt. Eberhard Arnold: „Eigentlich müsste die gesamte Laufbahn total überholt werden. Nach 20 Jahren ist die Standzeit längst vorbei.“

Bisher ist die Laufbahn aber lediglich geflickt worden. Stücke sandig-gelben Tartanbelags sind an den extrem löchrigen Stellen eingesetzt worden. Eigentlich nur Stückwerk, sind sich die Sportler einig. Rings um die ausgebesserten Flecken bricht es erneut auf. Schaufelgroße Belagstücken lassen sich mühelos, vor allem in den Kurven herausklappen. Bislang sei es, glücklicherweise, noch zu keinem schlimmen Sturz gekommen.

Für die Flickschusterei habe der Radebeuler Sportstättenbetrieb 2017 rund 10 000 Euro aufgewandt, ist den Planeta-Sportlern gesagt worden. In diesem Jahr sollen für Reparaturen weitere 7 000 Euro bereitstehen.

Mindestens genauso drastisch schlecht wie die Laufbahn ist der Zustand der Hochsprunganlage. Auch hier sind die Polsterkissen, in welche die Hochspringer aus knapp zwei Metern Höhe weich fallen sollen von UV-Strahlen verhärtet, bröselig und saugen Feuchtigkeit auf. Den Sportlern ist gesagt worden, sie sollten mal drei Angebote einholen. Es gäbe Chancen, dass sich der Kreissportbund, die Stadt und möglicherweise die Stiftung der Sparkasse beteiligen würden. Holger Wackrow: „7 000 bis 10 000 Euro kostet die Erneuerung der Hochsprunganlage.“ Für die Laufbahn sind geschätzte 200 000 Euro nötig. Wackrow und seine Mitstreiter kennen sogar eine Radebeuler Spezialfirma, die das ordentlich auswechseln würden.

Im Radebeuler Rathaus hat es inzwischen einen Termin mit dem für die Sportstätten zuständigen 2. Bürgermeister Winfried Lehmann (CDU) gegeben. Der sagt allerdings, dass das ganz große Geld nicht bereit liegt. Derzeit braucht der Sportstättenbetrieb SbF GmbH die Mittel noch für die Sanierung der Schwimmhalle. Auch für den notwendigen neuen Kunstrasen im Weinbergstadion wird, trotz erhoffter Förderung durch die sächsische Aufbaubank, noch erheblich Geld gebraucht.

Wie es konkret weitergehen soll, sagt Sportstättenchef Titus Reime: „Wir haben 7 000 Euro für Reparaturen an der Tartanbahn eingeplant. Mehr geht nicht.“ Die Erneuerung der gesamten Laufbahn würde 240 000 Euro kosten, so Reime. Das sei derzeit nicht bezahlbar.

In Sachen Hochsprunganlage gehen die Interessen von Leichtathleten und Sportstättenbetrieb auseinander. Reime: „Vorgeschrieben ist für den Schulsport eine 50 Zentimeter hohe Matte. Die Sportler hätten gern eine, die 75 Zentimeter hoch ist.“ Die kostet allerdings auch mehr, rund 7 000 Euro. Dafür müsste die Vereinsführung einen Fördergeldantrag stellen. Reime rechnet damit, dass die Stadt sich mit dem dann noch notwendigen Eigenanteil beteiligt.