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Eine Klasse macht Theater

Die neuen Fünftklässler an der Pestalozzi-Oberschule in Meißen lernen einiges mehr als nur zu rechnen oder zu schreiben.

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© Claudia Hübschmann

Von Pauline Beger

Meißen. „Gleich geht es los“, flüstert Hilde Schöttke noch schnell ihrer Mitschülerin zu, dann läutet auch schon die Klingel. Das aufgeregte Geschnatter um sie herum verstummt. 24 Augenpaare sind nun gespannt in Richtung Mitte des Raumes gerichtet. Dort befindet sich eigentlich nur ein Vorhang. Doch als der kleine Benjamin das Licht ausmacht, werden aus dem Vorhang eine weiße Leinwand und aus den Schülern dahinter geheimnisvolle Schatten, die jetzt beginnen, sich zeitgleich zu bewegen. Sie essen, trinken, lachen, nur tun sie dabei eines nicht: sprechen.

Beinahe erschreckt einen sogar der lautstarke Applaus gegen Ende des Schattenspiels, als die drei Schüler der Klasse 5a lächelnd hinter dem Vorhang hervortreten. Schnell kehrt aber wieder Ruhe ein, das nächste Stück beginnt. Diesmal mit Musik: Zehn Schülerinnen und Schüler formieren sich in der Mitte des Zimmers zu einem Halbkreis und beginnen, mit farbigen Klangröhren ein rhythmisches Lied zu spielen. Je nach Farbe und Länge der Instrumente ergeben sich unterschiedliche Töne. So entsteht ein vielfältiges Klangbild, das Schüler wie Lehrer in den Bann zieht.

„Wenn wir Theater spielen, dann müssen wir lernen, uns selbst einzuschätzen“, sagt Michaela Kläber im Anschluss an die kurze Vorstellung zu den Schülern. Sie ist schon seit Jahren Deutschlehrerin an der Pestalozzi-Schule und hier vor allem für den Bereich Theater zuständig. „Das Schauspielern und Musizieren hat an unserer Schule eine lange Tradition“, erzählt die Lehrerin mit leicht stolzem Unterton, als die Probe der Fünftklässler beendet und sie mit ein paar weiteren Kollegen wieder allein im Raum ist.

Bereits im Jahr 2000 habe man mit der Einführung eines musischen Profils für Schüler ab der Klassenstufe sieben das Theaterspiel langfristig im Schuljahresablauf etabliert, so Kläber.

Allerdings fielen mit den Jahren mehr und mehr Neigungs- und Vertiefungskurse infolge staatlicher Kürzung einfach weg. „Nicht mit uns“, dachten sich Sahra Stolle, Musiklehrerin an der Pestalozzi-Schule, und Michaela Kläber. Denn, dass die langjährige Theatertradition an ihrer Schule nicht so ohne Weiteres verloren gehen dürfe, darin waren sich die beiden einig.

Die Idee einer sogenannten Musik-Theater-Medien-Klasse entstand. Doch der Schule fehlte es dafür noch an Unterstützung. Kurzerhand bewarb sie sich als eine von insgesamt 35 Schulen bei der „Kooperation Schule und Theater in Sachsen“, abgekürzt Kost. Was keiner erwartete: Die Pestalozzi-Oberschule schaffte es bis unter die letzten fünf und bekam den Zuschlag. Der auf zwei Jahre ausgelegte Kooperationsvertrag mit Kost bedeutet für das Schulkolleg zum Einen eine finanzielle Unterstützung, zum Anderen aber auch die engere Zusammenarbeit mit dem Theaterschaffenden Ulf Pannike. Er ist die Hilfe vor Ort, wenn es nach Schulleiter Lutz Jacob geht. Der Schauspieler und Regisseur aus Dresden berät die Schülerinnen und Schüler, sich in der eigenen Rolle zurechtzufinden, sie zu verkörpern und vor anderen gekonnt zu präsentieren. Kommendes Jahr wird die Schule abermals mit dem Stück „Das Gewitter“ an der Schultheaterwoche des Stadttheaters Meißen Anfang Mai teilnehmen. Auch die Fünftklässler werden mit einer Szene im Stück involviert sein.

Was finden diese am Theater eigentlich am besten? Das Schattentheater, so die jungen Schüler. Es zeige, dass man sich auch ohne Worte gut verstehen könne, allein durch die Gestik. Das finden viele schön.