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Eine heiße Sache

Maik Vielhauer trotzt in seinem Hähnchengrill in Niesky der Hitze. Und trinkt mindestens sechs Liter Wasser am Tag.

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© SZ

Von Frank-Uwe Michel

Niesky. Sonne? Hitze? Trockenheit? Für Maik Vielhauer ist das in diesen Tagen ganz normal. Der 36-Jährige steht jeden Tag in seinem Hähnchengrill und verkauft leckere, goldbraun gefärbte, knusprige Broiler an die Kundschaft seines Verkaufsmobils. Heute Vormittag wieder auf dem Nieskyer Wochenmarkt, am Nachmittag dann auf dem Parkplatz der Netto-Filiale Bautzener Straße. An den anderen Tagen in Ebersbach, Görlitz und Reichenbach. „Ich bin abgehärtet“, lacht Vielhauer und gewinnt den aktuellen tropischen Temperaturen noch etwas Positives ab: „Schauen Sie sich doch mal meine Gesichtsfarbe an. Als hätte ich Urlaub gemacht. Dabei stehe ich hier jeden Tag am Grill.“

Der junge Mann tourt seit Januar mit Hertels frischen Knusperhähnchen durch die Region und hat demzufolge auch schon kältere Zeiten erlebt. „Da kann man sich in meinem Job natürlich immer wieder aufwärmen. Die kühlere Luft zu spüren, ist generell aber schon angenehmer, als jetzt mit der Hitze kämpfen zu müssen“, gibt Vielhauer unumwunden zu. Immerhin bleibt ihm von morgens halb zehn bis abends halb sieben nichts weiter übrig, als gute Miene zu den in der Mittagsglut „gefühlt 60 bis 70 Grad“ zu machen, mit denen der Hähnchengrill im Zusammenspiel mit den Sonnenstrahlen auch seine Haut bräunt und den Körper erhitzt. Da hilft nur trinken, trinken, immer wieder trinken. „Vier Eineinhalb-Liter-Flaschen Wasser brauche ich am Tag. Ich habe aber auch schon mehr geschafft.“

Solche Extrembedingungen sind selbst für Maik Vielhauer neu. Vor seinem Knusperhähnchen-Job war er 13 Jahre in einer Berliner Tankstelle angestellt – gut klimatisiert, im Sommer nie zu warm, im Winter stets gut temperiert. Hertels Broiler an die Frau und den Mann zu bringen, soll für ihn trotzdem eine längerfristige Sache werden. „Ich bin damit nun einmal im Freien unterwegs und muss mich mit den Temperaturen arrangieren.“ Längst empfindet der 36-Jährige seinen Job als „ganz normal“, auch wenn das Thermometer gerade mal wieder 51 Grad Celsius zeigt, der Nachmittag eigentlich schon fortgeschritten ist und die abendliche Abkühlung nicht mehr lange auf sich warten lässt. „Du hast hier einfach keinen Wind“, beschreibt Vielhauer die schweißtreibende Situation. Ein paar Tropfen beginnen von seiner Stirn nach unten zu rollen.

Über die Kombination aus Sonne und Freizeit hat er sich noch keine tiefergehenden Gedanken gemacht. „Ich habe in der Woche sowieso kaum Zeit. Und an den Wochenenden bin ich oft bei meinem Kumpel. Der hat Pferde. Zusammen sind wir viel unterwegs. Natürlich an der frischen Luft. Und auch bei Sonne“, erzählt der junge Mann, fast schon selbst überrascht, dass er die sengende Hitze in der freien Zeit nicht meidet. Im Urlaub mal irgendwohin in den Süden fliegen und sich vom Planeten brutzeln lassen – Maik Vielhauer macht sich nichts daraus. „Die letzten zwölf Jahre hab ich keinen Urlaub mehr gemacht. Wenn ich mir ein paar Tage freinehme, bin ich lieber zu Hause. Sonst wird ja nichts. Im Normalfall bin ich doch die ganze Woche unterwegs.“ Da sei abends mit ihm tatsächlich nichts mehr anzufangen. „Bei der Wärme bin ich völlig kaputt. Ein kaltes Bierchen noch. Und dann ins Bett.“

Vielhauer bleibt, wo andere vielleicht schon geflüchtet wären. „Ein Hähnchen durchbraten, dauert rund 90 Minuten. Da kann ich die Spieße schon einige Male auffüllen am Tag.“ Je höher die Temperaturen gehen, desto mehr halten sich die Kunden allerdings mit ihrem Appetit zurück. „Inzwischen kann ich das einschätzen. Was ich eingelegt habe, bekomme ich auch verkauft“, gibt er sich selbstbewusst.