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Eine französische Giraffe für Dresden

Kurator Roland Brockmann fuhr an die Atlantikküste, um den neuen Bullen für den Zoo zu begutachten. EndeAprilkommterhierher.

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Von Monika Dänhardt

Zwei Giraffen in der Sonne. Die Männer-WG, bestehend aus Netzgiraffe Ulembo und Rothschildgiraffe Abidemi, geht gelassen ihrem Tagewerk nach, das vor allem Fressen heißt.

Mit wiegendem Schritt und fast immer im Gleichklang, durchschreiten die zwei die Anlage und blicken kurz auf die Zebras. Die flüchten allerdings schon von ganz allein vor den Giraffenbeinen. „Wäre schön, wenn das Wetter zu Dikos Ankunft auch so sonnig wäre“, sagt Kurator Roland Brockmann. Diko ist der westafrikanische Giraffenbulle, der die Dresdner Giraffen-WG nach der Entscheidung des Zuchtbuchführers Marc Damen voraussichtlich Ende April komplettieren soll. Noch fehlt das Okay der Veterinäre. Aber das dürfte kein Problem sein. Roland Brockmann kommt ins Schwärmen, wenn er an den kleinen Bullen denkt: „Diko ist ein ruhiges und schön gezeichnetes Tier. Er wird sich gut in die Dresdner Gemeinschaft einfügen.“

Besichtigung vor Ort

Roland Brockmann ist erst Donnerstagabend aus Frankreich zurückgekehrt. Gemeinsam mit Revierleiter Thomas Sickert hat er Diko in seinem Heimat-Zoo in Sables d’ Olonne besucht. Die Besichtigung vor Ort war den beiden eine 14-stündige Autofahrt wert. „Der kleine französische Badeort liegt an der Atlantikküste, unterhalb der Loire-Mündung. Um ihn zu erreichen, muss man schon so an die 1500 Kilometer fahren.“ Ulembo und Abidemi ahnen noch nichts von dem zukünftigen Mitbewohner. Heute entdecken sie erst einmal, dass die Bänder vorm Graben verschwunden sind. Die Tierpfleger trauen den Giraffen jetzt zu, dass sie um den Gefahrenpunkt wissen. Wenn Deko kommt, werden die Absperrungen noch einmal kurz angebracht. „Er muss sich außerdem an die Elektrogräser, eine besondere Form des Elektrozauns, gewöhnen. In dem französischen Zoo ist die Anlage, die kleiner ist als unsere, durch Balken begrenzt“, sagt Roland Brockmann. Dies sind so Dinge, die eben nur vor Ort gesehen werden können. Diko ist einer von zwei Giraffenbullen, die 2007 in Sables d’ Olonne geboren wurden. Sein Halbbruder Kedu wird an einen französischen Zoo abgegeben. Die beiden 2008 im Gehege geborenen Giraffen werden dagegen verbleiben – es sind Kühe. „Wir haben die beginnenden Rangkämpfe zwischen dem alten und den kleinen Bullen schon gut beobachten können.“ Die Dresdner sahen auch, dass der Umgang mit den Tieren überall anders ist: „Unsere Pfleger haben mehr Kontakt zu den Tieren. So wissen wir jetzt, welche Nähe zum Menschen Diko gewöhnt ist.“

Vielleicht rennt er auch freudig auf die neuen Pfleger zu. Nach zwei Tagen im Autoanhänger – so lange dauert der Transport – könnte dies sein. Diko wird, wie schon Ulembo und Abidemi, von dem Gelsenkirchner Tiertransporteur geholt. Das Unternehmen hat über 500 Giraffen transportiert. Um die Eingewöhnung in der Dresdner WG macht sich Roland Brockmann keine Sorgen: „Auch wenn hier drei verschiedene Unterarten zusammentreffen, es sind alles Giraffenbullen. Die bilden auch in freier Wildbahn Gemeinschaften.“