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Eine Europameisterschaft als Privatangelegenheit

Der in Dresden heimische Tadschike Oleg Schadyew holt die MMA-EM nach Dresden und finanziert sie gleich selbst.

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© Ronald Bonß

Von Alexander Hiller

Für Oleg Schadyew liegt die Sache ganz klar auf der Hand. Das ist für ihn der Jahreshöhepunkt in Sachen Kampfsport. Gewissermaßen im Alleingang hat der gebürtige Tadschike, der seit 1995 in Dresden lebt, die Amateur-Europameisterschaft im Mixed Martial Arts (MMA) in die Landeshauptstadt geholt. In der Ballsportarena fliegen am Freitag und Sonnabend Füße und Fäuste. Die Sächsische Zeitung beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

Was ist Mixed Martial Arts (MMA)?

MMA ist eine Mischung aus vielen Kampfsportarten, die Athleten nutzen zum Beispiel Schlag- und Tritttechniken aus dem Boxen, Kickboxen, Taekwondo oder Muay Thai und Bodentechniken des Brazilian Ji-Jitsu, Ringen oder Judo. Die Profis kämpfen meistens in martialisch anmutenden Käfigen, dem Oktagon. Bei der Amateur-Variante des MMA sind die Handschuhe etwas dicker gepolstert und außerdem ist ein Schienbeinschutz vorgeschrieben. Ein Kampf dauert maximal zwei mal fünf Minuten und wird in einem Boxring (allerdings sechseckig) ausgetragen.

Wieso findet die Europameisterschaft im MMA-Niemandsland Dresden statt?

Der Wahl-Dresdner Oleg Schadyew hat sich im Frühjahr 2017 in Amsterdam für die Ausrichtung beworben. Neben einem starken Konkurrenten aus Weißrussland. „Die haben angeboten, dass sämtliche Kosten für alle Teilnehmer von der Stadt übernommen werden, kostenloses Hotel und Catering“, sagt Schadyew. Offenbar verfügt der hauptberuflich als Autohändler arbeitende Kampfsportlehrer über jede Menge Verhandlungsgeschick. „Wir stellten gleich klar: Wir können nichts übernehmen. Aber solche internationalen Meisterschaften können nicht immer nur nach Osteuropa gehen“, sagt Schadyew. Dem Argument beugten sich die Entscheider. „Das ist der Feiertag meines Lebens“, betont der ehemalige Karatekämpfer. Schadyew scheint ein positiv Verrückter zu sein. „Ich habe den Traum von einer großen Kampfsporthalle in Dresden, die frei ist für alle Stile.“

Wer finanziert das EM-Turnier?

Offenbar fast ausschließlich Schadyew selbst. Der Sachsen-Chef der German Amateur Mixed Martial Arts Federation (GAMMAF) hat sich bei der Stadt Dresden offenbar einen Korb für eine öffentliche Förderung geholt. „Wir haben bei Sportbürgermeister Herrn Lames und seinem Team nachgefragt“, erklärt Schadyew. Die Stadt sah derzeit keine Fördermöglichkeit. Selbst den Transfer der Athleten organisiert der Unternehmer selbst, der vor einem Jahr eine MMA-Event-Management GmbH gegründet hat. Der 48-Jährige erklärt, etwa 50 000 Euro investiert zu haben. Der einzige externe Sponsor soll Saxonia Cars sein.

Wer nimmt an der EM teil?

Knapp 80 Athleten aus 22 Ländern – unter anderem aus der Ukraine, Russland, Litauen, Moldawien, Spanien, Italien, Holland und der Schweiz. Ermittelt werden die Titelträger in zwei Gewichtsklassen bei den Frauen und in acht Gewichtsklassen bei den Männern. Drei Lokalmatadoren vom Team Gladiator Dresden steigen in den Ring.

Wie ist der Zeitplan des Turniers aufgebaut?

Am Freitag ab 10.30 Uhr beginnen die EM-Qualifikationen in allen Gewichtsklassen. Geplant ist der Qualitag bis etwa 19 Uhr. Am Sonnabend öffnen die Tore der Ballsportarena 17.30 Uhr, 19 Uhr beginnt die Eröffnungsshow, wenig später folgen die EM-Finals, beginnend mit den Frauen und dann aufsteigend nach der Gewichtsklasse. Gegen 23 Uhr soll die EM beendet sein.

Gibt es noch Karten für die Ballsportarena?

Ja, für beide Veranstaltungstage am Freitag und Sonnabend sind noch Karten an der Tages- bzw. Abendkasse erhältlich. Die Karten kosten 32,94 Euro für einen normalen Sitzplatz, VIP-Tickets sind für exakt 100 Euro zu haben.

Gibt es ein Rahmenprogramm rund um das EM-Turnier?

Ja, am Finalabend Samstag will Schadyew eine Show der brasilianischen Tanz-Kampfkunst Capoeira aufführen lassen. Nach den insgesamt zehn EM-Finals finden noch drei Profikämpfe statt. Der Höhepunkt davon soll der Kampf von Loik Radzhabov gegen den Österreicher Sado Ucar werden. Oleg Schadyew hält seinen Landsmann Radzhabov für die deutsche Nummer eins im Leichtgewicht bis 70 Kilogramm.

Der junge Mann, der aus politischen Gründen aus seiner Heimat floh, hat seine neun Kämpfe allesamt gewonnen. „Er trainiert drei, vier Mal am Tag, schläft manchmal sogar bei uns in der Halle, um seine Ruhe zu haben.“ Für seine Titelverteidigung in Dresden erhält Radzahbov allerdings keine Gage, sagt sein Trainer. „Wir machen die ganze Arbeit ja für uns. Irgendwann wird er vielleicht mal damit Geld verdienen“, hofft Schadyew, der seinen besten Mann auch als Manager vertritt.