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Eine, die zuhört

Sabine Rathmann aus Kamenz verstärkt die Elstraer Oberschule als Schulsozialarbeiterin. Das kommt an.

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Von Ina Förster

Zu tun gibt es genug. Auch wenn Sabine Rathmann erst seit knapp sechs Wochen im Dienst ist, weiß sie schon eines genau: Langweilig wird das hier mit Sicherheit nicht! Ihr Job als Schulsozialarbeiterin an der Elstraer Oberschule ist neu. Für sie. Wie auch für die Kollegen. Fast ein Jahr hat man gesucht nach einer passenden Verstärkung im Team. Die engagierte Schulleiterin Jana Schwan war lange dran am Thema. Auch weil sie wusste, dass man mit einer solchen Stelle nur gewinnen und punkten kann: bei den Schülern, bei den Eltern. Und nicht zuletzt bei den Kollegen, die deutlich entlastet werden mit Themen, die oftmals den normalen Bildungsauftrag überzogen.

Dass Schulsozialarbeiterin Sabine Rathmann (28) mit ihrem offenen Wesen lange auf Schüler warten muss, glaubt eigentlich keiner. Seit 1. Oktober ist sie an der Elstraer Oberschule anzutreffen. Ein Zugewinn für Schüler, Lehrer und Eltern.Foto: René Plaul
Dass Schulsozialarbeiterin Sabine Rathmann (28) mit ihrem offenen Wesen lange auf Schüler warten muss, glaubt eigentlich keiner. Seit 1. Oktober ist sie an der Elstraer Oberschule anzutreffen. Ein Zugewinn für Schüler, Lehrer und Eltern.Foto: René Plaul

Sabine Rathmann nimmt ihnen seit 1. Oktober einiges ab. Denn die Probleme der Oberschüler sind so vielschichtig wie das Leben selbst. Oft blieb zwischen dem normalen Unterricht nicht viel Zeit, um sie zu klären. „Ein Lehrer kann nicht Mutti oder Vati für alles sein, auch wenn er es manchmal gern wollte“, weiß die junge Schulsozialarbeiterin. „Durch meine Stelle gibt es nun eine effektive Arbeitsteilung. Ich möchte gern soziale Kompetenzen stärken – zwischen den Jugendlichen und ihrem Elternhaus, zwischen Lehrern und Schülern. Und nicht zuletzt auch untereinander.“ Da ist jetzt plötzlich eine, die zuhört. Deren Arbeit das ist. In deren Büro man zwei offene Ohren findet, wenn man möchte. Und einen geschützten Raum, aus dem Probleme nicht einfach nach außen dringen. Die ersten Mutigen, aber auch Bedürftigen waren schon da. Manche wurden vermittelt vom Lehrer. Andere kamen von allein. „Ich habe ehrlich gestaunt, wie schnell sich die Jugendlichen mir gegenüber öffnen“, sagt die 28-Jährige.

Bislang hatte sie andere Baustellen zu beackern. Bis vor Kurzem betreute sie Jugendliche in der Wohngruppe des Louisenstiftes in Königsbrück. Die studierte Sozialpädagogin wusste frühzeitig, was sie nach dem Abitur am Kamenzer Lessing-Gymnasium werden wollte. „Ich hatte schon immer eine soziale Ader“, lacht sie. Nach dem Abi vor zehn Jahren arbeitete sie in einem sozialpsychiatrischen Gemeindezentrum, kam nach dem Studium zur Kinderarche. „Eigentlich wollte ich immer mit psychisch kranken Menschen arbeiten“, sagt die 28-Jährige. Im Trainingswohnen war sie in Kamenz für Jugendliche da, die in ihrer Selbstständigkeit gestärkt werden mussten. In Katschwitz bei Bautzen arbeitete sie in einer Wohngruppe, in der hauptsächlich bindungsgestörte Kinder lebten. Da konnte man viele Erfahrungen sammeln. Traurige oft. Aber auch solche, die Hoffnung machten. Von 2015 bis 2017 bildete sie sich nebenbei noch zum Traumafachberater weiter. Sabine Rathmann ist eine, der das Lernen bis heute Spaß macht.

Mit ihrem offenen Wesen geht sie durch die Welt und versucht zu helfen, wo andere allein nicht klar kommen. Oder gar an sich und ihren Ansprüchen scheitern. In Zeiten, wo der Mensch immer mehr anonymisiert wird, wo soziale Netzwerke meistens nur im Internet bedient werden und große und kleine Probleme überhandnehmen, haben es gerade Heranwachsende nicht leicht.

„Für mich ist neben dem Zuhören vor allem wichtig, wie ich das Selbstbewusstsein des Kindes stärken kann“, meint sie. Nach der Frage, was passiert ist, folgt also meistens ein „Wie kann es jetzt weiter gehen?“. Lösungsansätze gibt es viele. Manche Jugendliche wollen sich aber auch einfach nur mal alles von der Seele reden. „Kinder wollen gehört werden“, weiß Sabine Rathmann. Andere haben schwierige Baustellen – daheim, in der Klasse, mit Freunden, der ersten großen Liebe. Oder aber mit den Eltern, die ebenfalls Hilfe bräuchten. Bis hin zur Schulverweigerung, Drogenproblemen oder psychischen Störungen kann das gehen. „Bei extremen Fällen hole ich mir Hilfe bei anderen Beratungsstellen. Da sind wir gut vernetzt.“

In der Schulkonferenz sowie in der Dienstberatung vor den Lehrern stellte sie sich bereits vor. „Ich muss mich und meine Arbeit bekannt machen. Es wird auch Projekte zu Teamfähigkeit, sozialen Aspekten und gutem Miteinander in den 5. und 6. Klassen geben“, sagt sie. Ihre Stelle wird übrigens über die Awo finanziert.