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Ein Stück Turnhalle günstig abzugeben

Großschweidnitz ist mit der Sanierung der Halle ins Stocken geraten. Aber für Fans von altem Parkett gibt’s ein Schnäppchen.

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© Markus van Appeldorn

Von Markus van Appeldorn

Großschweidnitz. Die Idee der Gemeindeverwaltung von Großschweidnitz war im Grunde gut. Sechs Wochen Sommerferien – das wäre doch der ideale Zeitraum, die marode Turnhalle an der Ernst-Thälmann-Straße rundum zu sanieren. Neue Hallendecke, neuer Sportboden, neue Elektrik, neue Türen, Fassade aufhübschen und so weiter. Doch nun sind die großen Ferien rum und die Turnhalle immer noch eine große Baustelle. Zahlreiche Vereine, die Kita, die Behindertenschule aus Großhennersdorf und einige Gruppen aus der Klinik müssen sich bis auf Weiteres noch eine andere Halle zum Sporteln suchen.

Schuld an der Situation ist der derzeitige Bauboom und das damit verbundene Problem für Kommunen, überhaupt zu einem akzeptablen Preis eine Firma zu finden, die nötige Arbeiten ausführt. „Unser Anspruch, das alles in den Schulferien fertig zu bekommen, war eh sehr sportlich“, sagt Bürgermeister Jons Anders auf SZ-Anfrage. Jetzt kann er nicht einmal versprechen, ob die Halle bis zu den Herbstferien fertig ist. Mal seien Materialien nicht rechtzeitig geliefert worden, mal habe man keine Firma für ein Gewerk gefunden. Jetzt schleppe sich die Baustelle dahin. Wegen des Fachkräftemangels sei auch manches Gewerk nicht zum geplanten Termin fertig geworden. „Wenn der eine noch nicht fertig ist, kann der andere nicht anfangen“, sagt Jons Anders.

Aktuell sind die Arbeiten an der Hallendecke und die Deckenbeleuchtung erledigt. „Jetzt müssen die Rollgerüste raus, damit wir den Boden isolieren und anschließend den neuen Sportboden verlegen können“, beschreibt Anders die weiteren Schritte. Der Bauboom sorgt auch für finanzielle Probleme der Gemeinde bei der Turnhallensanierung. Denn Firmen geben auf die Ausschreibungen oft Gebote ab, die weit über den vorgesehenen Ausgaben liegen. „Die Sanierung von Nebenräumen der Turnhalle haben wir erst mal gestoppt, weil das Geld alle war“, sagt der Bürgermeister, „allerdings haben wir jetzt ja das Geld vom Herrn Kretschmer bekommen, damit können wir einige Lücken stopfen.“ Damit meint Jons Anders die 70 000 Euro, die jede sächsische Kommune in den nächsten drei Jahren vom Freistaat zur freien Verfügung bekommt.

Ein Schnäppchen könnten indes Liebhaber von altem Parkettboden in Großschweidnitz machen. Auf dem Hallen-Parkett waren in vielen Farben die Spielfelder für alle möglichen Sportarten markiert. Viele der Parkett-Fliesen haben daher einen oder mehrere Farbtupfer. Wahllos verlegt ergibt das einen Effekt, der in den letzten Jahren viele Liebhaber gewonnen hat. Designer und Innenarchitekten arbeiten etwa für Laden-Einrichtungen oder auch Wohnungen mit altem Turnhallen-Parkett. Deshalb gibt es für die immer seltener werdenden Böden einen Markt.

Die Gemeinde Großschweidnitz hat die rund 180 Quadratmeter Parkettboden daher nicht grob herausreißen lassen, sondern die Parkettfliesen auf Paletten gestapelt und verpackt. „Wir haben das Parkett schon auf Ebay angeboten, bisher aber noch keinen Abnehmer gefunden“, sagt Anders. Ein Händler aus Hamburg habe Interesse gezeigt, der habe aber höchstens aus bis zu 200 Kilometern Entfernung abholen wollen. Ein Anbieter aus Brandenburg verkauft solches Parkett für 69 Euro pro Quadratmeter. „Bei uns ist der Preis Verhandlungssache“, sagt Jons Anders.