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Ein Schmuckstück in Grau

Am Heimatmuseum sind die Gerüste gefallen. Was zum Vorschein kommt, überrascht. Doch auch im Inneren hat sich viel verändert. Mit Folgen.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Radeburg. Das städtische Haus, in dessen Erdgeschoss sich bis zum Start der Sanierungsarbeiten in diesem Jahr das Heimat- und Zille-Museum befand, war zuletzt das hässliche Entlein unter den Gebäuden am kleinen Platz um die Radeburger Postmeilensäule gewesen. Ob das Rathaus, das gegenüberliegende Bauamt oder der kleine Flachbau mit der alten Wäschemangel und der neuen öffentlichen Toilette und zuletzt das einstige Gefängnis, das nun als Archiv dient: Sie alle wurden in den vergangenen Jahren herausgeputzt. Nicht zuletzt der kleine Platz selbst, einschließlich der rekonstruierten Säule.

Das Foto in der Mitte zeigt die gleiche Fassade vor der Sanierung.
Das Foto in der Mitte zeigt die gleiche Fassade vor der Sanierung. © Archiv/Sven Görner
So diese Fensterläden aus Metall und zahlreiche Türfassungen aus Sandstein.
So diese Fensterläden aus Metall und zahlreiche Türfassungen aus Sandstein. © Norbert Millauer
Im Inneren wurden interessante Details ans Licht geholt.
Im Inneren wurden interessante Details ans Licht geholt. © Norbert Millauer

Nur das Museum, das frühere Amtsgericht, präsentierte sich noch im DDR-Einheitsputz. Obendrein verschandelten mehre Gauben das Dach, die vor Jahrzehnten eingebaut worden waren, um auch dort dringend gebrauchten Wohnraum zu schaffen.

In den vergangenen Monaten wurde im und am Haus nun kräftig gebaut. Elf verschiedene Gewerke haben das historische, aber über die Jahre etwas abgewirtschaftete Gebäude wieder auf Vordermann gebracht. Am Montag wurden nun die Gerüste abgebaut. Zum Vorschein gekommen ist ein Schmuckstück in Grau. Der Putz der Fassade links und rechts vom Museumseingang hat wieder eine Struktur bekommen. Die Fenstergewände haben die Handwerker aufgearbeitet, ebenso die Fenster und die noch aus der Gerichtszeit stammenden Gitter. Die in Kombination mit moderner Sicherungstechnik den idealen Schutz für die Museumsräume bieten. Dank des Rückbaus der Gauben und des damit verbundenen Neueindeckens des Daches kommt der mittlere Giebel des eigentlich aus zwei Häusern bestehenden Gebäudes nun auch wieder richtig zur Geltung.

Während diese Veränderungen jetzt schon zu entdecken sind, müssen sich die Radeburger mit einem Blick in die Museumsräume noch gedulden. „Unser Ziel ist es zwar, dass der Bau bis zum Jahresende abgeschlossen ist“, sagt Bürgermeisterin Michaela Ritter (parteilos), „das Museum wird aber nicht vor Mitte nächsten Jahres wieder öffnen.“

Denn mit den jetzigen Arbeiten wurden auch neue Räume und damit mehr Platz geschaffen. Zudem braucht die Schau, vielleicht mit Ausnahme des vor zehn Jahren neu gestalteten Zille-Bereichs, ein zeitgemäßes Ausstellungskonzept. Insgesamt 11 200 Euro will sich die Stadt dieses kosten lassen, kann dabei aber auf eine Förderung hoffen. Bei der Planung der laufenden Arbeiten hat das Rathaus bereits eng mit der Landesstelle für Museumswesen zusammengearbeitet. So haben die Räume ein modernes Beleuchtungssystem bekommen, das der künftigen Gestaltung angepasst werden kann. Eingerichtet wird zudem ein Netzwerk, um gegebenenfalls multimediale Funktionen in eine neue Schau einbauen zu können. Auch moderne Feuermeldetechnik wurde installiert.

Im Eingangsgewölbe hat sich nichts verändert. Doch während es hier bisher nur rechts in die Museumsräume ging und sich links Teile des Archivs der Stadt befanden, ist dort nun Platz für Sonderausstellungen und ein kleines Büro. Konkrete Pläne für die frühere Arrestzelle dahinter, mit der erhalten gebliebenen Klapppritsche aus Metall, gibt es dagegen noch nicht.

Im bisher vom Museum genutzten Teil ist durch die Verlagerung des Büros und das Herausreißen einer Wand ein neuer großer Raum entstanden, der nun sogar einen Ausstellungsrundgang möglich macht.

Bei den Bauarbeiten wurden viele interessante Details wieder aus dem Verborgenen geholt, die nun zu sehen sein werden. Dazu gehören Fensterläden aus Metall im künftigen Sonderausstellungsraum und wunderschöne Türrahmungen aus Sandstein, über die Ölfarbe gestrichen worden war.

Dort, wo es noch alte Holzfußböden gab, werden diese aufgearbeitet, die anderen Räume bekommen strapazierfähiges Linoleum.

Außerhalb des Sicherheitsbereichs des Museums befinden sich die neuen Toiletten und ein schöner großer Raum. Dort befand sich bisher das Museumsdepot. Das kommt künftig in eine ehemalige Wohnung im Obergeschoss. Der so gewonnene Raum soll für museumspädagogische Angebote genutzt werden. Bisher waren nur Führungen möglich.

Zudem, so der Wunsch der Bürgermeisterin, könnte der Raum vom Kultur- und Heimatverein Radeburg genutzt werden. „Die Mitglieder der AG Heimatgeschichte hätten so endlich einen Ort, wo sie auch einmal etwas liegenlassen könnten, wenn sie an ihren Geschichtsheften arbeiten.“