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Ein Robur fuhr 20 000 Kilometer durch Afrika

Vor 50 Jahren unterzog eine DDR-Expedition den kleinen Zittauer Lkw einem Härtetest.

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© Sammlung D. Rößler

Von Dietmar Rössler

Zittau. Es war sicher auch Abenteuer dabei und viel Privatinitiative, als Ende Mai 1968 eine DDR-Expedition nach Afrika startete. Die vier Expeditionsteilnehmer Klaus Nickel, Dr. Percy Stulz, Fritz Rudolph und Karl-Heinz Bochow kannten sich schon von früheren Unternehmen. Sie waren gemeinsam in Turkmenien gewesen und acht Jahre vorher als erste große Übersee-Expedition der DDR in Südamerika. Mit der Oberlausitz hatten sie eigentlich nichts zu tun. Sie nicht. Aber ihr wichtigster Helfer. Er kam aus Zittau!

Am Hang des Kilimandscharo schwärmte Fritz Rudolph: „Hauptdarsteller: Robur 1800-1! Einen besseren Werbefilm können sich die Pneumantreifen und die Robur-Werke nicht wünschen. Seit Stunden holpern die Profilreifen über kopfgroße Blöcke. Zieht der Wagen mit immerhin noch 1,5 Tonnen Ladung durch knietiefe Löcher…“ Bis zur 2 700 Meter hohen Mandarahütte trug er das Team nicht, aber fast. Und nicht nur das. Im Sommer und Herbst 1968 bewegte der Zittauer Lkw seine Besatzung sage und schreibe 20  000 Kilometer durch das östliche Afrika. Der größte Teil der Strecke lag nach dem eingangs geschilderten Abenteuer am höchsten Berg Afrikas noch vor ihnen.

Den Gipfel des Kilimandscharo bezwangen die Alpinisten natürlich. Vermutlich als erstes DDR-Bergsteigerteam. Wobei sie auf die bergsteigerische Leistung eher nicht so stolz waren. Denn sie berichteten von einem Massentourismus auf diesen vermeintlich „leichten Berg“. Schon damals begaben sich amerikanische Touristinnen in leichtem Schuhwerk auf den Weg ins ewige Eis im Herzen Afrikas, mit Hilfe einer Unzahl vermutlich schlecht bezahlter Träger. Mehr stolz waren die Alpinisten auf die Besteigung des Elbrus im Kaukasus, die sie Jahre zuvor nachweislich als erstes DDR-Team geschafft hatten.

Aber nicht vorrangig ums Bergsteigen ging es bei dieser 68er Expedition, sondern um Afrika. Und der Zittauer Lkw war quasi das fünfte Mitglied der Gruppe. Er erhielt sogar einen Namen: „Die Lorry“. Seine Ausstattung war millimetergenau durchdacht. So bekam der Wasserhahn ein Scharnier, damit sich der Medizinschrank öffnen ließ. Die Schlafplätze waren mit Sohle 1 bis 4 bezeichnet, weil sie eng wie im Bergbau waren. Überhaupt war es eng auf den sechs Quadratmetern Fläche im Kofferaufbau des Robur. Nicht zuletzt, weil auch 350 DDR-Produkte mitfuhren, die getestet wurden, auch am Äquator. Den überfuhr man in Uganda. Die Befürchtung, diesen besonderen Moment zu verpassen, erwies sich als grundlos. Eine dicke weiße Linie auf dem Asphalt ließ keinen Zweifel daran.

Am Ende des 1970 im Leipziger Brockhaus-Verlag erschienenen 280-seitigen Expeditionsberichtes „Jambo Afrika“ konstatieren die Autoren Fritz Rudolph und Percy Stulz einen absoluten Erfolg. Auf 10  000  Meter Film hatten sie das bunte Leben Afrikas und die Erlebnisse des Expeditionsteams festgehalten. Ohne den fahrbaren Untersatz aus Zittau wäre diese Tour nicht möglich gewesen. Nach 20 000 Kilometer „Schaulaufen“ durch den schwarzen Kontinent Afrika hatte der kleine Lastkraftwagen aus Zittau dort einen guten Eindruck hinterlassen.