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Ein neuer Flügel für die alte Mühle

Das Kottmarsdorfer Wahrzeichen ist wieder komplett. Pünktlich vor Saisonbeginn wurde der fehlende Flügel ersetzt.

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© Romy Altmann-Kühr

Von Romy Altmann-Kühr

Kottmarsdorf. Knapp zwei Stunden basteln die Männer an der Kottmarsdorfer Bockwindmühle – dann dreht sie sich wieder im Wind. Zimmerleute haben am Dienstag den kaputten, vierten Flügel des Kottmarsdorfer Wahrzeichens ersetzt und einen neuen montiert. „Jetzt sieht’s wieder richtig schön aus, wenn man vom Oberland hier rüber gefahren kommt“, sagt Christa Dreßler vom Mühlenverein, die gerade an der Mühle Halt macht, um sich das vollendete Werk anzusehen. Da haben die Zimmerleute Hans-Georg Wendler und Robert Atte gerade ihre Arbeit beendet.

Hier noch einmal als Nahaufnahme.
Hier noch einmal als Nahaufnahme. © Romy Altmann-Kühr

Mehr als zwei Stunden zuvor, am frühen Dienstagmorgen, bietet die Kottmarsdorfer Mühle noch den gleichen Anblick wie seit Oktober des vergangenen Jahres: Mit drei Flügeln steht sie auf der Anhöhe in Kottmarsdorf. Zwei zeigen zu den Seiten, einer nach unten zum Boden. Ein wenig anders sieht die Mühle an diesem Morgen aber doch aus. Die Gebäudeseite mit den Flügeln zeigt nach Norden, in Richtung Dorf. Normalerweise stehen die Flügel in Richtung Südwesten. Die Mitstreiter vom Verein der Natur- und Heimatfreunde, der die Mühle betreut, haben schon Ende voriger Woche das ganze Gebäude auf dem Bock gedreht. Und zwar so, dass der Kran, der zum Heben des neuen Flügels benötigt wird, eine gute Standfläche hat. Auch die Hebebühne, mit der die Arbeiter in luftige Höhe gefahren werden, um die Montage vorzunehmen, muss sicher stehen.

Schon gegen acht Uhr am Morgen rückt der Kran an. Minuten später schwebt der 200 Kilogramm schwere Mühlenflügel in der Luft. Eine wacklige Angelegenheit, denn auch an diesem Morgen weht ein kräftiger Wind auf dem Mühlenberg. Immer wieder driftet der schwere Flügel an der Öffnung, in der er verankert werden soll, vorbei. Schließlich gelingt es den Zimmerleuten, ihn in die Halterung zu manövrieren und zu befestigen. Es ist der letzte Kraftakt nach tagelanger Arbeit an dem neuen Flügel. Vier Tage hat Zimmermann Hans-Georg Wendler aus Oderwitz an dem hölzernen 200- Kilo-Exemplar gebaut. Dafür nutze er eine Halle der Eibauer Agrargenossenschaft. Denn die Montage braucht viel Platz, immerhin ist der Flügel etwas mehr als acht Meter lang. In der normalen Werkstatt ist er deshalb schwer unterzubringen. Außerdem muss er trocken liegen. Es ist der 17. Mühlenflügel, den Wendler selbst gebaut hat. Bei den vielen Mühlen in der Region gibt es immer etwas zu reparieren – oder eben auch ganze Flügel zu ersetzen. Bei der Konstruktion des neuen Flügels hat er sich an dem alten orientiert. Mehrere Tage hat anschließend noch das Streichen des Flügels gedauert. Jetzt hat er die gleiche dunkle Farbe, wie die anderen drei Flügel und der Rest der Mühle. Die Farbe ist gleichzeitig ein Schutz für das Holz. „Den Holzschutz gibt es in verschiedenen Farben“, erklärt Bernd Dreßler vom Mühlenverein. „Die Mühle war aber immer schon so dunkel.“ Deshalb entschied man sich wieder für diese Variante.

Gefertigt hat Zimmermann Hans-Georg Wendler den Flügel aus Lärchenholz. Das ist am wetterbeständigsten und eignet sich daher für den Außenbereich. Das wissen auch viele Häuselbauer. Trotzdem übernimmt die Versicherung nicht die Kosten für das Lärchenholz. Sie ersetzt zwar den Schaden, allerdings für eine günstigere Holzvariante. Die Differenz von gut 400 Euro trägt der Verein. Für die Reparatur des Flügels sind auch Spenden eingegangen. Und die Gemeinde Kottmar hat sich als Eigentümer der Mühle um‘s Bürokratische gekümmert, den Schaden der Versicherung gemeldet, ein Gutachten über den Schaden anfertigen lassen. Rund 8 500 Euro kostete der neue Flügel.

Er ist zwar jetzt wieder dran, noch sind die Arbeiten aber nicht vollständig abgeschlossen. Jetzt müssen die Flügel ausgewuchtet werden, damit die Mühle rundläuft. Das funktioniert ähnlich wie bei Autorädern, erklärt Bernd Dreßler. Auf die Flügel werden Metallplatten geschraubt, die das Gewicht ausgleichen, sodass alle Flügel gleich schwer sind. Diese Arbeit übernehmen die Vereinsleute. Im Moment hat die Mühle noch eine Unwucht. Der neue Flügel ist der leichteste. Am schwersten ist der, der zuletzt nach unten zeigte. „Er hat sich über den Winter mit Feuchtigkeit vollgesogen“, so Bernd Dreßler.

Er ist froh, dass alles nach Plan geklappt hat und alle Beteiligten sich für die zügige Reparatur eingesetzt haben. „Wir hatten uns als Ziel gesetzt: Zum Saisonbeginn soll der Flügel wieder dran sein. Das haben wir geschafft.“ Saisonstart an der Mühle ist am 1. Mai. Dann ist wieder regelmäßig offen. Schon am 22. April kann man aber wieder einen Blick in die Mühle werfen – beim ersten Schaubacken der Mühlenfreunde in diesem Jahr. Zu Pfingsten, wenn auch der Deutsche Mühlentag stattfindet, wird dann an der Kottmarsdorfer Mühle das 175-jährige Bestehen des Bauwerks begangen.

Der Beitrag wurde am 10. April 2018, 18.42 Uhr, aktualisiert.