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Ein Metalltanne für die Freunde

Seit 20 Jahren pflegt die Gemeinde Laußnitz eine Partnerschaft mit Aidlingen. Aus vielen guten Gründen.

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Von Annett Kschieschan

Bäume gibt es viele in Laußnitz. Das Dorf ist nahezu von Wald umgeben. Auch im baden-württembergischen Aidlingen wachsen viele Bäume. Und jetzt gibt es hier noch einen ganz besonderen Baum. Einen für die Ewigkeit – oder jedenfalls so lange, wie Metall eben hält. Als eine Gruppe Laußnitzer jetzt in Aidlingen zu Besuch war, hat sie sie mitgebracht – die über mannshohe Tanne aus Metall. Das ungewöhnliche Gastgeschenk steht für eine Beziehung, die nun schon 20 Jahre hält. So lange sind Laußnitz in Sachsen und Aidlingen in Baden-Württemberg Partnergemeinden.

In der KAS entstand der Metallbaum nach einem Entwurf von Frank Findeisen (li. oben). Der Laußnitzer Bürgermeister Joachim Driesnack begleitete den Baum von der Idee bis zur Übergabe an seinen Amtskollegen in Aidlingen (re.).Fotos: PR
In der KAS entstand der Metallbaum nach einem Entwurf von Frank Findeisen (li. oben). Der Laußnitzer Bürgermeister Joachim Driesnack begleitete den Baum von der Idee bis zur Übergabe an seinen Amtskollegen in Aidlingen (re.).Fotos: PR

Solche Partnerschaften wurden nach der politischen Wende reihenweise geschlossen. Manche schliefen ein, manche gerieten zur bloßen Formsache. In Laußnitz spricht man von Freundschaft, wenn es um die Aidlinger geht. Man sei zusammengewachsen, sagt der Laußnitzer Bürgermeister Joachim Driesnack. Und dass es angenehm sei, wenn Dinge auch ganz ohne EU-Vorgaben und Verträge funktionieren. So wie eine Freundschaft eben. Alle zwei Jahre trifft man sich – immer abwechselnd im Osten und im Westen. Darüber hinaus gibt es private Kontakte und Verbindungen über den Sportverein. Die Partnerschaft hat sensibilisiert für die Probleme der jeweiligen Regionen.

Als in Sachsen die Flut wütete, sammelte man in Aidlingen Spenden – auch wenn es nicht die Laußnitzer Partnergemeinde war, die unter Wasser stand. Und als ein Unwetter die Gegend um Aidlingen verwüstete, schickten die Laußnitzer Geld. Als nun der Besuch zum 20-jährigen Bestehen der Partnerschaft vorbereitet wurde, war man in Laußnitz auf der Suche nach einem speziellen Geschenk. Und hier kamen die Bäume ins Spiel, die hier wie dort die Region prägen. Lebendige kleine Bäumchen hatte man in den vergangenen Jahren schon ausgetauscht. Warum diesmal nicht einen Baum als Kunstwerk mitnehmen?, dachte man sich im hiesigen Gemeindeamt. Dass die Idee Wirklichkeit wurde, liegt an guten Kontakten. Die hat man in Laußnitz nicht nur ins 570 Kilometer entfernte Aidlingen, sondern auch ganz direkt ins drei Kilometer nahe Königsbrück. Hier, in der Königsbrücker Ausbildungsstätte (KAS), einem der größten Ausbildungsunternehmen der Region, arbeitet Frank Findeisen. Er ist bekannt für seine Kunstwerke aus Stahl. Und er hatte offene Ohren für den Wunsch der Laußnitzer. Ein Baum-Kunstwerk entstand und trat vor Kurzem seine Reise nach Aidlingen an. „Ohne die Königsbrücker Ausbildungsstätte und auch die Firma Pesteritz, die die Eisenplatten für das Kunstwerk zur Verfügung gestellt und den Transport gemanagt hat, wäre das Ganze nicht möglich gewesen. Wir sind beiden Unternehmen und den Mitarbeitern sehr dankbar“, sagt Joachim Driesnack.

In Aidlingen habe man sich sehr über das Geschenk gefreut. Es hat seinen Platz direkt vor dem dortigen Feuerwehrgerätehaus gefunden. Bei der Festveranstaltung zu Ehren der 20-jährigen Partnerschaft wurde die Skulptur feierlich enthüllt. Natürlich waren Joachim Driesnack und auch sein Amtsvorgänger Karlheinz Gumpert mit dabei.

Diese ganz besondere Art der „Baumpflanzung“ soll ein Symbol für die Gemeinsamkeiten beider Gemeinden sein. Wenngleich Aidlingen deutlich mehr Einwohner als Laußnitz hat, steht man hier wie dort vor ähnlichen Fragen: Etwa der, wie sich kommunale Strukturen auch bei sinkenden Einwohnerzahlen erhalten lassen und wie man junge Leute fürs Gemeinwohl begeistern kann.

Einer, der sich darum schon über zwei Jahrzehnte lang Gedanken macht, ist der Baden-Württemberger Dr. Axel Schäfer. Der Firmenchef kennt Laußnitz gut. Schon oft war er hier zu Gast. Und oft hatte er Geschenke dabei. Über seine eigene Stiftung vergibt er jedes Jahr Prämien an die beiden besten Abiturienten der Gemeinde. Ein Angebot, das seit 1994 in Sindelfingen-Darmsheim, Philippsburg-Rheinsheim, Kuhardt und Laußnitz gilt. In allen vier Orten ist die Firma Schäfer aktiv. Und die Beziehung zu Laußnitz war immer eine besondere. Das Unternehmen hatte gekämpft, um 1991 mit dem Bau des Laußnitzer Betonwerkes starten zu können. Eine Mitarbeiterin hatte im Zuge dessen überhaupt erst die Idee einer Gemeinde-Partnerschaft entwickelt. Die beiden Bürgermeister griffen die Anregung auf.

Der Rest, so könnte man meinen, ist Geschichte. Es ist eine lebendige Geschichte. Die Chronik weist viele Besuche – ob zum Heckengäutag in Aidlingen oder zur 700-Jahr-Feier im Laußnitzer Ortsteil Höckendorf – aus. Seit 1995 gibt es in Laußnitz eine Aidlinger Straße. An ihr wächst die Linde, die bei einem Besuch der Aidlinger hier gepflanzt wurde. Und in Aidlingen steht nun die Tannen-Skulptur. Sie möge ein Achtungszeichen für künftige Generationen sein und gleichzeitig ein Dank an alle, die sich für die Entwicklung der Gemeinde-Partnerschaft stark gemacht haben, wünschen sich Joachim Driesnack und sein Aidlinger Amtskollege Ekkehard Fauth.

www.laussnitz.de, www.aidlingen.de