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Ein Mann, ein Turm, ein Plan

Der Chef der Bautzener Stadtwerke will das Fernwärmenetz weiter ausbauen. Doch er weiß auch: Das geht nicht ohne Straßenbaustellen.

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© Steffen Unger

Von Marleen Hollenbach

Am neuen Heizkraftwerk in Bautzen steht Volker Bartko am liebsten. Dort, wo der bunte Turm in den Himmel ragt, erzählt der Chef der Energie- und Wasserwerke Bautzen (EWB) gern von seinem Plan. Seit drei Jahren baut er in der Stadt das Fernwärmenetz aus. Der Bau des Kraftwerks an der Thomas-Müntzer-Straße war dabei nur ein Schritt. Jetzt geht es darum, Rohre zu verlegen und Häuser anzuschließen. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was versteht man eigentlich unter Fernwärme?

Gemeint ist Wärme, die nicht auf dem Gelände der versorgten Gebäude erzeugt wird, sondern in einem Kraftwerk entsteht. Von dort gelangt sie über Rohrleitungen zum Verbraucher. Bei den EWB gibt es eine Kraft-Wärme-Kopplung. Strom und Wärme werden gleichzeitig hergestellt. Zwar können die Stadtwerke nicht auf einen fossilen Rohstoff (Gas) verzichten. Aber dieser wird optimal genutzt. Für Hausbesitzer hat die Fernwärme einen großen Vorteil. Der Gesetzgeber stellt immer größere Anforderungen an sie. So müssen zum Beispiel öffentliche Einrichtungen verstärkt auf erneuerbare Energien setzen. Doch das ist nicht immer umsetzbar. Wer sich für Fernwärme entscheidet, erfüllt die Anforderungen der Energiesparverordnung und umgeht so die strengen Gesetze.

Wie hat sich das Fernwärmenetz in Bautzen entwickelt?

Die Fernwärme ist in Bautzen fest etabliert. Schon zu DDR-Zeiten begann der Ausbau des Netzes. Etwa ein Drittel der Haushalte wird in Bautzen mit Fernwärme versorgt. „Zudem haben wir nach Fertigstellung unseres Energiezentrums an der Thomas-Müntzer-Straße weitere Verträge geschlossen“, erklärt Bartko. Unter andrem wurde die Berufsakademie angeschlossen, zudem weitere Gebäude am Holzmarkt. Und es gibt noch mehr Projekte.

Mit welchen Baustellen müssen die Bautzener im nächsten Jahr rechnen?

Die Karl-Marx-Straße und der Postplatz in Bautzen sind im kommenden Jahr an der Reihe. Ziel der EWB ist es, eine Verbindung zu den bestehenden Fernwärmeleitungen an den Schilleranlagen herzustellen. Zwar liegen unter der Straße vor den Schulen bereits neue Rohre. Doch große Gebäude wie zum Beispiel das Schillergymnasium können die Fernwärme noch nicht nutzen, weil bei den Rohren der Anschluss fehlt. Das soll sich im kommenden Jahr ändern.

Wann die Bauarbeiten starten, kann der Chef der EWB nicht sagen. Dazu ist er noch mit der Stadt im Gespräch. Autofahrer und Geschäftsinhaber müssen sich aber auf Behinderungen einstellen. „Die gute Nachricht für Autofahrer ist, dass wir die Kreuzung Richtung Kornmarkt schon erledigt haben“, sagt Volker Bartko. Er geht davon aus, dass die Karl-Marx-Straße nicht komplett gesperrt werden muss. Stattdessen soll es einzelne Bauabschnitte geben.

Stimmen sich die EWB mit der Stadt ab, wenn es um neue Baustellen geht?

Ja. Der Idealfall sieht so aus, dass die Stadt ohnehin eine bestimmte Straße bauen will und die EWB sich gleich an diese Maßnahme dranhängen kann. In diesem Jahr war das bei den Schilleranlagen so. Im besten Fall bekommen die Bautzener also gar nicht mit, dass die Leitungen verlegt werden. Es sind aber nicht alle Baustellen mit den Maßnahmen der Stadt koordinierbar. Den Holzmarkt zum Beispiel hatte die Stadt nicht auf dem Plan. „Aber auch dort wurde gleichzeitig ein Abwasserkanal ausgetauscht, es fand ein Breitbandausbau statt und ein Stromanschluss wurde gebaut“, so der Chef der EWB. Bartko versteht die Autofahrer, er erklärt aber auch, dass es mit den Rohren nicht so einfach ist.

Warum ist die Verlegung der Rohre eine so schwierige Aufgabe?

Bei der Fernwärme werden unter der Erde zwei Rohre benötigt. Weil Wasser im Spiel ist, müssen die Rohre zudem isoliert werden. „Es ist also deutlich anspruchsvoller als zum Beispiel die Verlegung eines Stromkabels“, erklärt Bartko.

Wie geht es mit dem Ausbau in den kommenden Jahren weiter?

Zwar sind noch nicht alle Verträge unterschrieben, dennoch geht der Chef der EWB davon aus, dass im Jahr 2019 die Bahnhofsstraße an der Reihe ist. Die Fernwärmeleitung, die dort verlegt wird, könnte gleich von zwei Einrichtungen genutzt werden. Die EWB sind mit dem Landratsamt im Gespräch. Außerdem möchte man gern das Bahnhofsgebäude an das Fernwärmenetz anschließen. Und was kommt dann? Volker Bartko interessiert sich sehr für das Wohngebiet an der Bertolt-Brecht-Straße. Die Goschwitzstraße und das Lauenareal wären für ihn ebenfalls spannend.