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Ein Mann, ein Bier

Am Sonntag ist Tag des offenen Denkmals. Wer ein Denkmal mit Geschmack sucht, findet es bei Stefan Oettel in Lohmen.

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© Daniel Schäfer

Von Jörg Stock

Lohmen. Wenn Stefan Oettel mit dem Erzählen anfängt, dann ist er kaum zu bremsen. Früher wollte er Pfarrer werden. Fremde mutmaßten mal, er sei Lehrer. Tatsächlich ist er Agrar-Ingenieur. Aber das mit dem Lehrer stimmt auch irgendwie, „Privatlehrer“, sagt er. Leuten etwas zu vermitteln, macht ihm Spaß, in letzter Zeit besonders, denn es geht um Stoff, den man trinken kann, und den er selbst herstellt: Bier.

Ausflugsziele am Denkmalstag

Die Dorfkirche Seifersdorf öffnet am Sonntag zu Führungen und einem Konzert.
Die Dorfkirche Seifersdorf öffnet am Sonntag zu Führungen und einem Konzert.
Konstantin Hermann öffnet am Sonntag das Schloss Naundorf.
Konstantin Hermann öffnet am Sonntag das Schloss Naundorf.
Matthias Herklotz steht in der Sägemühle, die am Sonntag offen hat.
Matthias Herklotz steht in der Sägemühle, die am Sonntag offen hat.
Schloss Reichstädt kann am Sonntag besichtigt werden.
Schloss Reichstädt kann am Sonntag besichtigt werden.
Die Bauernbarockkirche Reinhardtsdorf ist frisch saniert.
Die Bauernbarockkirche Reinhardtsdorf ist frisch saniert.
Das Fachwerkhaus Pfarrgasse 1 in Sebnitz wird Vereinshaus.
Das Fachwerkhaus Pfarrgasse 1 in Sebnitz wird Vereinshaus.
Ein Verein will das Schloss Kuckuckstein neu beleben.
Ein Verein will das Schloss Kuckuckstein neu beleben.
Schloss Maxen lädt zum Hören und Schauen ein.
Schloss Maxen lädt zum Hören und Schauen ein.
Die Pesterwitzer Kirche ist das dritte Gotteshaus der Gemeinde und wurde 1903 errichtet. Turmbesteigungen von 13 bis 16.30 Uhr und ab 18.30 Uhr Führung zur Lucknerkapelle auf dem Friedhof.
Die Pesterwitzer Kirche ist das dritte Gotteshaus der Gemeinde und wurde 1903 errichtet. Turmbesteigungen von 13 bis 16.30 Uhr und ab 18.30 Uhr Führung zur Lucknerkapelle auf dem Friedhof.
Im Rittergut Limbach wird 10 Uhr der Denkmaltag in Sachsen mit einer Feierstunde eröffnet. Das später zum Gut umgebaute Areal war einst eine Wasserburg, erstmals 1334 erwähnt.
Im Rittergut Limbach wird 10 Uhr der Denkmaltag in Sachsen mit einer Feierstunde eröffnet. Das später zum Gut umgebaute Areal war einst eine Wasserburg, erstmals 1334 erwähnt.
Der Marienschacht Bannewitz ist der einzige noch komplett ausgestatteter Förderturm seiner Art mit Fördermaschine und Seilfahrteinrichtung. Führungen von 10 bis 18 Uhr.
Der Marienschacht Bannewitz ist der einzige noch komplett ausgestatteter Förderturm seiner Art mit Fördermaschine und Seilfahrteinrichtung. Führungen von 10 bis 18 Uhr.
Die Rösche im Poisental wurde von 1856 bis 1858 angelegt und diente der Wasserableitung und der Bewetterung des Segen-Gottes-Schachtes. Geöffnet von 10 bis 17 Uhr.
Die Rösche im Poisental wurde von 1856 bis 1858 angelegt und diente der Wasserableitung und der Bewetterung des Segen-Gottes-Schachtes. Geöffnet von 10 bis 17 Uhr.

Schauplatz der süffigen Lektionen Stefan Oettels ist sein fast zweihundert Jahre alter Bauerhof in Lohmen. Ein Denkmal erster Güte, Wohnstallhaus mit Kreuzgewölbe, baubiologisch sanierte Scheune, Bauerngarten, und – wenn das Wetter passt – fünfzig Kilometer Fernsicht. Schafe gibt es auch. Stefan Oettel hat ihnen einen neuen Stall gebaut. Der alte ist nun voller Edelstahl, Kessel, Bottiche, Leitungen, Ventile. Eine sechsstellige Summe hat der Landmann in die Hobbybrauerei gesteckt. Noch ist nicht alles fertig. Aber die ersten Flaschen und Fässer sind schon gefüllt. Am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, dürfen sie ausgetrunken werden.

Es ist nicht so, dass es bisher bei Oettels an Trinkbarem gemangelt hätte. Seit längerem produziert der Hof Saft aus Äpfeln und Quitten regionaler Streuobst-Wiesen, bietet auf Märkten Obstweine an und im Winter Glühwein. Schön und gut finden das die Leute, sagt Stefan Oettel. Doch wenn das Bier ins Spiel kommt, horchen sie richtig auf. Warum, weiß er auch nicht so genau. Am Bier hängen viele Emotionen, sagt er. Und wie es scheint, sind die Emotionen umso stärker, je näher die Brauerei an der eigenen Haustür steht.

Brauen gegen die Gewohnheit

Der Denkmaltag im Landkreis

Bad Schandau: Das Gebäude des heutigen Nationalparkzentrums an der Dresdner Straße 2b in Bad Schandau war ein Neubau auf ehemaligem Gartenland und wurde 1954 unter dem Namen „Filmtheater des Friedens“ als damals größtes sächsisches Lichtspieltheater eröffnet. Inzwischen steht es unter Denkmalschutz. Am Sonntag kann das Haus von 9 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden.

Reinhardtsdorf: Die aufwendige Deckensanierung ist abgeschlossen. Die einzigartige Bauernbarockkirche in Reinhardtsdorf ist jetzt schöner denn je. Am Sonntag werden ab 9 Uhr Kirchenführungen angeboten, von 13.30 bis 17 Uhr sind auch Turmführungen möglich. Besucher erhalten Informationen zu Bilderpatenschaften für die Kirche in Reinhardtsdorf. (SZ/gk)

Stolpen: Viele private Hauseigentümer in der Innenstadt haben am Sonntag von 10 bis 17 Uhr die berühmten Basaltkeller geöffnet. Diese sind mitunter sogar zweistöckig. Außerdem können Steinkreuze, Basaltsäulen und anderes besichtigt werden. Zu beachten ist, dass die Keller keinen behindertengerechten Zugang haben. Zeitgleich findet am Wochenende der Stolpener Naturmarkt statt.

Übersichtsplan: www.geologie-stolpen.de

Sebnitz: Das Fachwerkhaus an der Pfarrgasse in Sebnitz wird seit 2016 schrittweise ausgebaut. Als Vereinshaus des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz soll es künftig für die Vereinsarbeit, für Veranstaltungen und Ausstellungen sowie durch weitere regional ansässige Verbände genutzt werden. Zum Tag des Denkmals können die Besucher neues zum Baugeschehen erfahren. Die Mitglieder des Landesvereins sowie weitere Partner stehen dafür in der Zeit von 10 bis 17 Uhr für Führungen und Gespräche zur Verfügung. Zudem ist eine Ausstellung mit Bildern zum Thema „Volksbauweise“ von der Künstlerin Elena Linge aus Königstein zu besichtigen.

Liebstadt: Am 9. September ist das Schloss Kuckuckstein erstmals seit langer Zeit wieder ohne Anmeldung für Besucher offen. Am Sonntag lädt der Verein „Schwarzes Kleeblatt“ zwischen 10 und 18 Uhr zu Kaffee und Kuchen auf das Schloss. Der Verein hat sich vorgenommen, das Gemäuer neu zu beleben. Alle Räume jedoch werden nicht gezeigt. Die Führungen beschränken sich auf die beiden Innenhöfe und das Gewölbe mit seinen 3,50 Meter dicken Mauern.

Bahretal: Der Förderverein Schloss Ottendorf lädt am Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr zu einem kleinen Fest in familiärer Atmosphäre auf das Rittergut ein. Neben Führungen durch das Gebäude gibt es eine kleine Oldtimer-Ausstellung der Feuerwehr. Mittelpunkt sind dieses Jahr die Malereien des Hauses aus der Zeit um 1550, die den Tanz des Todes zum Thema haben.

Maxen: Der Kunsthof lädt am 8. und 9. September 10 bis 18 Uhr in seine Ausstellung ein und veranstaltet am Sonntag, 16 Uhr, ein Mitsingekonzert. Das Heimatmuseum Maxen ist 13 bis 16 geöffnet. Hier gibt es unter anderem die Sonderausstellung zu 170 Jahre Blaues Häusel. An ihm wird am Sonntag 11 bis 15 Uhr stündlich in Führungen zur Geschichte des Gartenpavillons informiert. Der Pavillon ist nur zu Fuß, etwa 20 Minuten, von Maxen oder Mühlbach aus erreichbar. Im Schloss erzählt Peter Flache 13.30 Uhr und 14.30 Uhr über die Geschichte der Anlage und führt durch Garten und Haus. 15.30 Uhr erklingen Werke von Shuk, Dvorák und Smetana. Im historischen Kalkofen wird 14 Uhr über den Erhalt technischer Denkmale informiert.

Pirna: Erstmals können Besucher einen Blick in das Haus Tischerplatz 13 werfen, das ehemals königlich-sächsische Bezirkssteuereinnahme-Gebäude nebst Kutscherhaus. Mitarbeiter der Schlossblick Pirna GmbH, die das Gebäude nach eigenen Angaben in Kürze sanieren lassen will, bieten von 14 bis 17 Uhr Führungen durch das Haus an. In der Kaffeerösterei Schmole, Lange Straße 46, können Gäste 11, 12 und 13 Uhr beim Schaurösten zugucken. Die ehemalige Villa der Pirnaer Brauerei, Braustraße 4, die derzeit saniert wird, kann man 13 Uhr besichtigen, ebenso das Gasthaus „Weißes Roß“, Königsteiner Straße 3, von 10 bis 17 Uhr. Das Schloss Rottwerndorf, Alt-Rottwerndorf 24, steht Gästen ganztägig offen. Und in der ehemaligen Villa Kemnitzer, jetzt Küchen-Weigelt, Dresdner Straße 11, gibt es von 13 bis 17 Uhr Führungen. Stadtforscher Rainer Rippich hält hier um 14 und 15 Uhr einen Vortrag: „ Das städtebauliche Wirken des Baumeisters Fürchtegott Kemnitzer“.

Anlaufstelle für den Denkmaltag in Pirna mit vielen offenen Gebäuden ist das Kuratorium Altstadt, Kirchplatz 10. Dort gibt es eine Übersicht über alle Angebote.

In Seifersdorf steht die Dorfkirche am Tag des Denkmals am Sonntag, dem 9. September, für Besucher offen. Von 14 bis 15.30 Uhr ist das Gotteshaus geöffnet, Dann werden Führungen angeboten. Um 16 Uhr spielt die Gruppe Sonatett aus Dresden Werke von Giuseppe Sammartini, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Andreas Romberg. Der Eintritt zum Konzert ist frei. Um Spenden wird gebeten. Der Tag des offenen Denkmals steht in Seifersdorf diesmal unter dem besonderen Eindruck des 500-jährigen Jubiläums des Schnitzaltars. Die Kirchgemeinde hat Kunstpostkarten drucken lassen, die am Sonntag zu erwerben sind, wie Lutz Schneider vom Kirchenvorstand informierte.

In Höckendorf, Dorfhain, Reichstädt und Colmnitz öffnen weitere Dorfkirchen zum Tag des offenen Denkmals. Die Kirche in Colmnitz hat am Sonntag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Um 11, 14 und 16 Uhr bieten Mitglieder der Kirchgemeinde Führungen an. Die Kirche in Dorfhain steht von 10 bis 18 Uhr offen. Der Kirchenvorstand bietet Führungen und die Möglichkeit zum Turmbesteigen nach Bedarf. Die Höckendorfer Kirche öffnet von 13 bis 18 Uhr. Um 15 Uhr beginnt eine Führung mit dem Architekten Mattias Helm und Pfarrer Michael Heinemann. Die Reichstädter Kirche ist von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Führungen werden nach Bedarf angeboten.

In Naundorf bei Schmiedeberg öffnet das Schloss seine Tore von 12 bis 16 Uhr. Der neue Eigentümer Konstantin Hermann zeigt den Fortschritt, den die Beräumungsarbeiten machen, und weist auf verschiedene historische Besonderheiten hin, die bei diesen Tätigkeiten zutage getreten sind. In Reichstädt öffnen neben der Kirche auch das Schloss und die Holländerwindmühle. Die Windmühle ist von 10 bis 16Uhr geöffnet und das Schloss von 12 bis 18 Uhr. Bei Bedarf werden in beiden Orten Führungen angeboten, informierte Axel Bellmann der Vorsitzende des Heimatvereins.

In Seyde öffnet eine weitere Mühle, die Herklotzmühle, ein historisches Sägewerk. Sie ist am Sonntab zwischen 10 und 14 Uhr für Besucher zugänglich. Um 10 Uhr, 11.30 Uhr und 14 Uhr bieten Mitglieder des Fördervereins Herklotzmühle Führungen an. Die Besucher können Vorführungen miterleben, wie Balken und Bretter gesägt werden, Holzschindel hergestellt werden und wie die Wasserkraft genutzt wird.

In Reichenau lädt die Illingmühle ebenfalls zum Besuch ein. Auch hier handelt es sich um ein technisches Denkmal. Es ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Dieter Popp, der Eigentümer, bietet nach Bedarf auch Führungen an.

In Bannewitz ist der Marienschacht, der einzige noch komplett ausgestatteter Förderturm seiner Art mit Fördermaschine und Seilfahrteinrichtung offen. Dort gibt es Führungen von 10 Uhr bis 18 Uhr.

In Limbach im Rittergut wird um 10 Uhr der Denkmalstag in Sachsen mit einer Feierstunde eröffnet.

In Freital wurde die Rösche im Poisental von 1856 bis 1858 angelegt und diente der Wasserableitung und der Bewetterung des Segen-Gottes-Schachtes. Geöffnet ist sie von 10 bis 17 Uhr. (SZ/fh)

maps.tag-des-offenen-denkmals.de

https://www.tag-des-offenen-denkmals.de

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Früher war lokales Brauen gang und gäbe. Auch in Lohmen, in der Kammergutsbrauerei, oder beim „Basteiquell“. Wenn man Glück hat, findet man von diesen Betrieben heute noch geprägte Flaschen in alten Müllkippen oder beim Trödler. Stefan Oettel hat auch eine, natürlich leer. Die Vielfalt ist, verglichen mit dem Wein, „untergebuttert“, findet er. Die großen Ketten diktieren den Geschmack. Dagegen will er mit seiner Kleinbrauerei im Schafstall angehen. Die Gewohnheit aufzubrechen, sagt er, ist das Spannende am Selberbrauen.

Mit dem Glas in der Hand tritt Stefan Oettel zu einem der Stahltanks hin und greift zum Hahn. Es ist der Zwickel-Hahn, der es dem Brauer erlaubt, das Bier vor dem Filtrieren zu kosten. Bei Oettel wird grundsätzlich nicht filtriert. Die naturgegebenen Schwebstoffe bleiben drin, damit das Bier mehr Süffigkeit und Würze und damit mehr Charakter bekommt. Genau das ist es, was Hobbybrauer Oettel bei den großen Marken, er spricht von „Fernsehbieren“, vermisst, übrigens auch beim klaren Apfelsaft. „Mir fehlt da irgendwas.“

Gemächlich rinnt das Gebräu ins Gefäß, mit der für Kellerbiere typischen Trübung. Es heißt Bastei Zwickel. Beim Kosten offenbart sich ein fruchtiger Einschlag. Das Prickeln ist noch nicht vorhanden. Es kommt während der Flaschengärung dazu. Die leicht bernsteinartige Färbung stammt vom Karamellmalz, das Stefan Oettel eingemaischt hat. Er kauft es in der Region. Sein Ursprung aber liegt in Bayern. Oettels Plan ist es, mehr und mehr Braugetreide hier in der Gegend anzubauen, um es dann speziell für sich mälzen zu lassen.

Stefan Oettel geht es darum, Prozesse, die für das tägliche Leben wichtig sind, in lokale Bahnen zu lenken. Das trieb ihn schon früh um, zum Beispiel, als er in der heimischen Waschküche Käse produzierte. Auch das Bierbrauen probierte er bereits vor Jahren aus, als weder Internet noch Fachbücher zur Hand waren. Oettel braute nach dem Text eines alten Lexikons seiner Großeltern. Dabei lief das Mälzen der Gerste gründlich schief. Der Backofen, in dem er die angekeimten Körner trocknen wollte, war zu heiß eingestellt, die Eiweiße gingen kaputt, die Gärung blieb aus.

Heute hat Stefan Oettel durch die Fülle von Rezeptbüchern, moderne Technik und viel Probieren den Bogen raus. Knapp dreitausend Liter Bier produziert seine Hofbrauerei je Monat. Das wird sich auf jeden Fall steigern, prophezeit er. Die Leute seien ganz angetan vom neuen Geschmack. Wer wissen will, wie aus Wasser, Hopfen, Malz und Hefe das Bastei Zwickel, das Sandstein Weizen und das Wesenitz Dunkel wird, kann es sich beim Braukurs von „Privatlehrer“ Oettel erzählen lassen.

Denkmaltag am 9. September bei der „Hofkultur“ in Lohmen, Basteistraße 80, von 11-17 Uhr, mit Bierausschank, Führungen, Imbiss und Musik.