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Ein Malbuch zur Krabat-Sage

Die Stadt Wittichenau hat 1 000 Exemplare drucken lassen. Gedacht ist es vor allem für Grundschulen - aber nicht nur.

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© Andreas Kirschke

Von Andreas Kirschke

Wittichenau. Krabat war ein armer Hirtensohn. Mit seinen Eltern lebte er im kleinen Ort Eutrich. Seit früher Kindheit hütete er die Gänse der Dorfbauern. Damit die Familie im Winter keinen Hunger leiden musste, verdiente er als Betteljunge ein Zubrot für die Familie. „Oft schämte er sich dafür. Krabat war ein wissbegieriger Junge. Allzugern wollte er lernen, viel lernen“, beginnt die Geschichte im elfseitigen „Krabat-Malbuch“ deutsch und sorbisch. Die Stadt Wittichenau gibt es in einer Auflage von 1 000 Exemplaren heraus. Finanzielle Förderung kam durch die enviaM und Marlis Graudußus von der Wittichenauer Adler-Apotheke. Maler, Bildhauer, Restaurator und Stuckateur-Meister Joerg Tausch aus Rohne sorgte für die Illustrationen.

„Das Buch soll Freude am Lesen wecken. Es soll Stolz auf die Heimat wecken und Verbundenheit“, meint Ruth Bresan aus Wittichenau, die den Text für das Malbuch geschrieben hat. 40 Jahre lang bis 2012 war sie Lehrerin in der Wittichenauer Grundschule. Dort legte sie im Unterricht viel Wert auf die Krabat-Sage.

In der 1. Klasse lernten die Schüler bei ihr das Krabat-Buch von Mercin Nowak-Njechornski kennen. In der 2. Klasse ging es um Krabat in den Büchern von Jurij Brezan. In der 3. und 4. Klasse las Ruth Bresan mit ihren Schülern die Krabat-Sage von Otfried Preußler. „Sie sollten die ganze Vielfalt kennenlernen“, schildert die Lehrerin im Ruhestand. „Bei all dem haben wir auch nie unseren historisch verbürgten kroatischen Obristen Johann von Schadowitz aus dem Blick verloren.“

Immer wieder weckte Ruth Bresan in ihren Schülern Begeisterung für die Sage und die historisch verbürgte Person. Sie spielten sogar ein kleines Theaterstück „Krabat“ in deutscher Sprache. In einem anderen Schuljahr verkleideten sich die Kinder zum Fasching als Raben. „Wir haben sogar den Koraktor (das Zauberbuch) nachgebaut. Den haben wir später noch lange Zeit in der Schule mit ausgestellt“, erinnert sich die Wittichenauerin. Krabat ist für sie bis heute tiefe Verbundenheit zur Heimat. „Aus den Erinnerungen, die ich an die Sage aus dem jahrelangen Unterricht behalten habe, entstand die jetzige Geschichte für das Malbuch“, erläutert sie.

Die Idee kam von Beate Hufnagel, Mitarbeiterin der Stadt. In Vorbereitung auf das 15. Krabatfest im August 2016 in Wittichenau regte sie das Vorhaben an. „Wir überlegten: Wie können wir Kindern etwas Bleibendes – für die Zeit nach dem Krabat-Fest – mitgeben?“, schildert Beate Hufnagel. „Gerade in der frühkindlichen Bildung und Erziehung ist vieles möglich.“

Bereits vor sieben Jahren entstand eine „Krabat“-CD als Hörspiel. Sie war ein Gemeinschaftsprojekt des Jugendvereins United Clubs for Kulow mit der Krabat-Grundschule und der Wittichenauer Mrs.-Nikovich-Stiftung für Kinder. Damals sprachen Schüler Texte für die CD mit ein. Dabei ging es zum Beispiel um Episoden wie „Krabat und die Wittichenauer Pfarrer“, „Krabat am Dresdner Kurfürstenhof“ und „Krabat auf dem Wittichenauer Viehmarkt“. „An diese CD wollten wir jetzt mit dem Malbuch anknüpfen“, sagt Beate Hufnagel. „Zusammengearbeitet haben wir mit dem Wittichenauer Familiengeschichts- und Erbenforscher Hans-Jürgen Schröter.“

Vor allem Grundschulen will sie mit dem Malbuch erreichen. Es soll den dortigen Unterricht (zum Beispiel in sorbisch und in Kunsterziehung) mit aufwerten. Zugleich soll das Malbuch Neugier und Interesse für die neue Sonderausstellung „Krabat – Mensch. Mythos. Marke/Muž, Mytos, Marka“ wecken. In Bautzen bereitet sie derzeit das Sorbische Museum vor. Eröffnung wird am 17. September sein. „In der Ausstellung gibt es auch eine Kinder-Ecke. Jörg Tauschs Illustrationen aus dem Malbuch finden sich dort wieder“, lässt Beate Hufnagel wissen. „Somit können sich die Kinder, Eltern und Großeltern mit dem Malbuch schon langfristig auf die Ausstellung vorbereiten.“ Freude und Kreativität soll das Malbuch in den Schülern wecken. Frühzeitig sollen sie die Krabat-Sage kennenlernen und von der historisch verbürgten Figur des kroatischen Obristen Johann von Schadowitz (1624-1704) erfahren.

Wie Beate Hufnagel hofft auch Ruth Bresan jetzt auf viele junge Leser. Sie selbst gibt heute ihr Wissen an die eigenen Enkel Sina (14) und Bastian (12) weiter. Aus Wuppertal kommen sie immer wieder gern in die Lausitz. Mit ihrer Oma Ruth Bresan fahren sie dann per Fahrrad in die Krabatmühle nach Schwarzkollm. „Immer wieder begeistert sie die Geschichte von Krabat“, freut sich die Lehrerin im Ruhestand. „Sie haben die Sage sogar schon ihren Mitschülern in Wuppertal vorgestellt.“

Das Krabat-Malbuch ist für einen Euro Schutzgebühr erhältlich in der Wittichenauer Stadtinformation (Bibliothek, Kamenzer Straße 22, Telefon: 035725 70338) oder im Rathaus bei Beate Hufnagel, Telefon: 035725 75520. Grundschulen können sich gern hierhin wenden.