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Ein Leben für die Firma

Schon als Kind hat er Harald Borsdorf im Betrieb seines Vaters gearbeitet. Jetzt erhielt er den Goldenen Meisterbrief.

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© Norbert Millauer

Von Beate Erler

Moritzburg. Wie fast 80 sieht Harald Borsdorf nicht aus: schlohweißes, aber volles Haar, Brille, aber ein aufmerksamer, konzentrierter Blick. Außerdem ist er auch heute schon wieder seit früh halb sechs auf den Beinen, hat im Büro gesessen und war bei einem Kunden. Ein Leben für die Firma, für das er Ende Mai ausgezeichnet wurde. Harald Borsdorf hat, wie 31 weitere Handwerksmeister im Landkreis Meißen, den Goldenen Meisterbrief erhalten.

Der Moritzburger ist Installateur- und Klempnermeister und seit 1974 mit seinem Fachbetrieb auf der Schlossallee ansässig. Vor 50 Jahren hat er seine Meisterprüfung erfolgreich abgeschlossen und nun für sein Lebenswerk diese Auszeichnung erhalten. Großes Aufsehen macht er darum aber nicht: „Den Meisterbrief haben wir im Büro an die Wand genagelt“, sagt er, „es ist schön, dass ich das noch erleben durfte.“ Schließlich ist er 78 Jahre alt und viele der Goldmeister, die er auf der Veranstaltung der Handwerksammer Dresden getroffen hat, arbeiten heute nicht mehr.

Doch für Harald Borsdorf gab es nie etwas anderes. Von Montag bis Sonntag ist er im Büro für seine Kunden erreichbar oder auf Baustellen. Urlaub haben er und seine Familie nie gemacht: „Ich bin immer hier“ sagt er. Seine Frau, Eva Maria, hat er mit 18 Jahren in Radebeul kennengelernt. Sie und ihre gemeinsame Tochter Ramona helfen im Sekretariat und kümmern sich um die Buchhaltung. „Die Stütze einer Einzelfirma wie meiner ist, neben den qualifizierten Mitarbeitern, die Familie“, sagt Harald Borsdorf.

So war das auch, als sein Vater Fritz die Firma noch leitete. Seit 1927 gibt es den Handwerksbetrieb und schon als Kind hat er in der Werkstatt mitgeholfen und Kochgeschirr und Glaswaren repariert. Nach dem Krieg brachten viele Kunden defekte Haushaltsgegenstände noch zur Reparatur. Als die Materiallage sich langsam besserte, wurden Sanitär- und Dachklempnerarbeiten in Auftrag gegeben, die sein Vater erledigte. Als er mit 51 Jahren starb, führte die Mutter den Betrieb ein Jahr weiter und verpachtete ihn danach an einen ehemaligen Mitarbeiter des Vaters.

Doch für Harald Borsdorf stand von Anfang an fest, dass er ihn bald übernehmen wird. Also geht er mit 14 Jahren nach Radebeul in Ausbildung, seine Sporen verdienen, wie er sagt. Den Handwerksbetrieb, in dem er drei Jahre seine Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur macht, gibt es heute nicht mehr. Danach schließt er seine Meisterprüfung ab und wird von seinem Ausbilder als Meister angestellt.

Nach sechs Jahren in Radebeul ist es dann so weit. Harald Borsdorf geht zurück nach Moritzburg und übernimmt den väterlichen Betrieb. Heute erinnern nur noch vier alte Blechbearbeitungsmaschinen an die Anfänge. Mit denen wird heute nicht mehr gearbeitet und auch die Werkstatt kaum noch genutzt. Die derzeit acht Mitarbeiter sind die meiste Zeit auf Montage. Denn Harald Borsdorfs Kunden sind nicht nur die Moritzburger, die sich ein neues Bad bauen lassen wollen. Etwa 90 Prozent seiner Aufträge sind Großprojekte für das Land Sachsen.

Auf die Ausschreibungen muss sich der Betrieb jedes Mal neu bewerben. Den Zuschlag für den Auftrag bekommt der preiswerteste Bewerber und so haben seine Mitarbeiter schon für Dresdner Kindergärten und Schulen, die Sempergalerie im Dresdner Zwinger, für die Festung Königstein und den Klosterpark Altzella die Sanitär- und Heizungsinstallation vorgenommen. Derzeit arbeiten sie an einem Neubau am Schloss Pillnitz.

Die Handwerksmeister stärken die Wirtschaftsregion Sachsen. So hat Harald Borsdorf mehrere Lehrlinge ausgebildet. Nicht alle sind hiergeblieben, einige arbeiten heute in Singapur und Amerika. Einige haben im Umland ihren eigenen Meisterbetrieb aufgemacht.

Viele Spuren haben er und seine Mitarbeiter aber auch in Moritzburg hinterlassen. Zum Beispiel in der Hofküche und Gaststätte des Schlosses, die Teich- und Kavaliershäuser haben sie saniert und wenn mal wieder ein Pferd im Landgestüt eine Tränke zerlegt hat, dann sind sie auch zur Stelle.