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Ein Kinderhaus wächst

In der Kita Regenbogen werden seit 15 Jahren Kinder betreut. Die Chefin hat nun neue Pläne.

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Von Verena Schulenburg

In der Küche liegen Äpfel, die Eltern aus ihrem Garten mitgebracht haben. „Ganz klar, heute backen wir noch einen Kuchen“, sagt Kathrin Dienst, wohl wissend, dass sie dabei die Unterstützung der Jüngsten hat. Gemeinsam backen und für alle Kinder kochen, sogar einkaufen, ist in dem Kindergarten Regenbogen alltäglich. Das Miteinander macht die Kinderbetreuung unter dem Dach des freien Trägers in Bannewitz zu etwas Besonderem, seit 15 Jahren schon. So lange ist es her, dass Kathrin Dienst und ihr Mann Ulrich Poller den gemeinsamen Wunsch von einer eigenen Kita in die Hand nahmen – und umsetzten.

2002 baute sich das Paar ein Eigenheim auf der Schachtstraße in Bannewitz. Zu diesem Zeitpunkt erwarteten sie gerade ihr erstes von heute zwei Kindern. Eine Haushälfte blieb dabei für ihren Traum bestimmt. „Ich habe mir schon immer gedacht, es müsse doch möglich sein, Kinder nicht in einer Zahl von 150 zu betreuen, sondern individuell“, erklärt Kathrin Dienst ihre Beweggründe.

2003 eröffnete die kleine Kinderkrippe mit nur zehn Plätzen. „So, wie unsere Tochter wuchs, haben wir auch die Kita erweitert“, erklärt Dienst. 2005 eröffnete auf der Gerlinger Straße das zweite Haus, ein Neubau mit 28 Kindergartenkindern. 2012 baute das Paar am ersten Standort an und schuf damit Platz für eine Gruppe, in der bis heute Drei- bis Vierjährige betreut werden, im Übergang von Krippe zu Kindergarten. 2015 folgte eine weitere Investition: die Erweiterung des Kita-Standortes auf der Gerlinger Straße. In dem Anbau werden seitdem vor allem Vorschulkinder auf den Schulstart vorbereitet.

Diesen Start bestmöglich zu gestalten, liegt Kathrin Dienst am Herzen – genauso den Kindern zu vermitteln, wie die Welt außerhalb des Kita-Alltags funktioniert, was das Leben und das Miteinander ausmacht. Offen sei jedoch nur die Haltung der Einrichtung. Der Tagesablauf der Kinder unterliege einer klaren Struktur, so Dienst, die Theologie studierte und später noch ein Studium der Kreativpädagogik sowie ihre Lehrerbefähigung machte.

Insgesamt 67 Kinder werden aktuell an beiden Kita-Standorten in Bannewitz betreut. Freie Plätze gibt es praktisch nicht. Plant die Chefin schon den nächsten Anbau? „Nein“, sagt Kathrin Dienst. Sie habe ganz andere Vorstellungen. „Eine Grundschule wäre mein Traum“, sagt sie. Jedes Jahr verlassen so viele Vorschüler die Kita, dass sie mit ihnen schon eine Klasse füllen könnte. Diese Kinder würde sie gern weiterhin auf ihrem Weg begleiten.

Das Konzept für ihre Schule hat Kathrin Dienst fertig. Bisher fehle es nur an einem geeigneten Grundstück oder Haus – und am Budget. Die Unternehmerin will ihren Traum auch sicher finanziert wissen. Die Investition mit einigen hundert Euro Schulgeld pro Monat auf die Eltern umzulegen, komme für sie nicht infrage. „Ich will keine Eliteschule, sondern ein Haus für alle“, sagt die 50-Jährige. Daran halte sie fest.

Zumindest für die beiden Kitas scheint die Zukunft gesichert. Mit der Geburt ihrer Tochter, für die das Paar vor 15 Jahren die Idee der Kinderbetreuung entwarf, wird bald selbst in den Einrichtungen arbeiten und diese vielleicht irgendwann fortführen, verrät Kathrin Dienst. „Es ist toll, dass ihr genau das so viel Freude bereitet, was wir damals für sie begonnen haben.“