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Ein Hengst hat noch Fieber

Eine seltsame Krankheit hat Moritzburger Pferde befallen. Das Schlimmste könnte überstanden sein, sagt die Tierärztin.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Moritzburg. Das Schild am Tor zum Gestüt ist neu. Draufsteht, dass aus hygienischen Gründen derzeit keine Besucher zu den Pferden in Moritzburg dürfen. Gestütsleiterin Kati Schöpke ist da absolut streng – auch mit der Presse. Keine Fotos, kein Zutritt im Stall. Lediglich Tierärztin Annekatrin Bock und die unmittelbaren Pfleger der Tiere dürfen rein. Das wird verständlich, wenn etwa ein Viertel der fast 140 edlen Pferde krank ist und die Untersuchung, woran es liegt, noch läuft.

Keiner darf rauf auf das Moritzburger Gestütsgelände, noch etwa 30 Pferde sind krank. Und die Ursache steht bisher nicht fest, so Gestütsleiterin Kati Schöpke.
Keiner darf rauf auf das Moritzburger Gestütsgelände, noch etwa 30 Pferde sind krank. Und die Ursache steht bisher nicht fest, so Gestütsleiterin Kati Schöpke. © Landgestüt Moritzburg

Am Wochenende musste die Gestütsleitung um die promovierte Agrarwissenschaftlerin sogar die Hengstparade für bis zu 6 000 Besucher absagen. Ein herber Geldverlust – die Summe wäre fünfstellig hoch – für den staatlichen Betrieb. „Die Besucher haben zumeist verständnisvoll reagiert, auch die wenigen, die trotzdem zur Parade angereist waren und die Absage noch nicht aus den Medien erfahren hatten“, sagt Kati Schöpke erleichtert. Einen Anruf aus Bayern gab es dann allerdings doch. Pferdehalterin Manuela Ringel war von dort am Sonntagmorgen extra angereist, auch weil eins ihrer Pferde einen Moritzburger Hengst als Vater hat.

Sie sagt, dass sie sich mehr Professionalität im Umgang mit den angereisten Hengstparadebesuchern, die die Absage nicht mehr mitbekommen haben, gewünscht hätte. Etwa einen Ticketstand auf dem Schlossparkplatz, wo im Austausch für die aktuellen Eintrittskarten etwas anderes oder auch schon der Eintritt für 2019 angeboten worden wäre.

Die Moritzburger haben mit der Absperrung und Absage offenbar in der Situation genau das Richtige getan. Am gestrigen Montag sind keine weiteren kranken Pferde festgestellt worden. Kati Schöpke: „Nur noch ein Tier hat Fieber. Alle anderen jetzt noch knapp 20 Pferde sind zwar matt, aber haben wohl das Schwierigste überstanden.“ Dicke Beine, Mattheit und eben Fieber waren die Anzeichen, die zuerst die Betreuer der Pferde festgestellt haben. Vorige Woche war das. Dann ging es bis Donnerstag einigen Tieren besser, die Aussicht, die Hengstparade doch durchführen zu können bestand wieder, bis dann erneut Tiere erkrankten und die endgültige Absage für die beliebten Auftritte nötig war.

Von einzelnen Pferden sind Blutproben genommen worden. Die Untersuchungen im Labor hätten im Ausschlussverfahren ergeben, dass es keine Grippe, keine Seuche, keine anzeigepflichtige Erkrankung sei, sagt die Gestütsleiterin. Besprechungen mit dem Veterinäramt in Meißen habe es dazu gegeben. Aber genau sagen, was es denn nun für eine Erkrankung ist, könne die für den Bestand zuständige Tierärztin auch noch nicht.

Die Veterinärmedizinerin aus Kalkreuth kennt die Moritzburger Pferde wie ihre Familie. Sie ist nahezu täglich im Gestüt. Mal hat ein Pferd was mit den Zähnen, mal gibt es ein anderes Wehwehchen. Sie hat die Kalkreuther Praxis von ihrem Vater übernommen, der auch schon für die Gesundheit der Moritzburger Hengste zuständig war. Aber wie es zu der Erkrankung der insgesamt etwa 40 Pferde gekommen ist, konnte bisher nicht festgestellt werden. „Wir haben sehr strenge Hygienevorschriften, allerdings auch Besucher, die wir ja wollen“, sagt die Gestütschefin. Pferde nicht streicheln, wäre wünschenswert, sagt sie. „Aber ich will es nicht auf die Gestütsbesucher schieben. Wir wissen es einfach nicht, wie es dazu kam.“

Auf jeden Fall dürfen auch die erkrankten Pferde raus aus dem Stall. Sollen sie sogar. In die Sonne, an die Luft. Jeder von den Betreuern und Pflegern kennt seine Tiere und weiß jetzt, wem er nur langsamen Gang oder schon wieder Trab zumuten kann. Im Futter der betroffenen Hengste sind jetzt Extraportionen Vitamine und die Immunität fördernde Beigaben wie etwa Mineralien, sagt Kati Schöpke. Sie ist froh, dass es so gut wie keine der besonders wertvollen Sportpferde betroffen hat. Von der Tierärztin hat sie gesagt bekommen, dass in zwei bis drei Wochen alles überstanden sein könnte.