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Ein Haus voller Geheimnisse

Die Sanierungsarbeiten beim „Haus Schlockwerder“ sind in wenigen Tagen beendet. Ein neues Geschäft zieht hier ein.

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© Matthias Weber

Von Constanze Junghanss

Noch verdeckt eine Absperrung den Eingangsbereich. Aktuell ist „Haus Schlockwerder“ auf dem Löbauer Altmarkt eine Baustelle. Nicht mehr lange allerdings. Dann zieht in das geschichtsträchtige Gebäude wieder Leben ein. Damit erstrahlen die meisten der historischen Altmarkthäuser dann wieder in neuem Glanz.

Im ehemaligen Banktresor-Raum gibt‘s bald Schreibwaren.
Im ehemaligen Banktresor-Raum gibt‘s bald Schreibwaren. © Constanze Junghanß
Der historische Ofen bleibt als Dekoration erhalten.
Der historische Ofen bleibt als Dekoration erhalten. © Constanze Junghanß

Die Wohnungsgenossenschaft eG Löbau saniert das Haus und will die oberen Etagen künftig selbst nutzen. Die Gesamtkosten für das Sanierungsprojekt betragen rund 1,68 Millionen Euro. „Bund, Land und die Stadt Löbau fördern die Maßnahme mit etwa 58 Prozent der förderfähigen Kosten“, sagt Wolfgang Winkler, Vorstand der Genossenschaft. Die Wohnungsgenossenschaft hat das Bürgerhaus vor zwei Jahren von der Stadt Löbau erworben.

Während der Sanierung erweist sich das 1502 erstmals in den Akten erwähnte Bankhaus und heutige Denkmal als geschichtliche Fundgrube. „Wir haben zum Beispiel einen 110 Jahre alten Keller freigelegt“, erzählt Wolfgang Winkler. 90 Kubikmeter Erdmassen wurden dafür per Hand mit jeder Menge Muskelkraft aus dem Keller rausgeholt. Die Bauleute fanden ein mit Feldsteinen und Lehm errichtetes Kellergewölbe vor. Schätze oder gar Knochen wurden jedoch nicht entdeckt.

Dafür sei die Bauart des Kellers schon etwas Besonderes. Granit in Verbindung mit Lehm fände man nur noch selten vor. Vor dem Abriss gerettet wurden auch zwei Kachelöfen, die sogar nutzbar sind. Ob allerdings tatsächlich Kohlen geschleppt und wie anno dazumal geheizt wird, steht nicht fest. Die Öfen werden wahrscheinlich eher schicker Blickfang sein. Fundstücke ganz anderer Art möchte Winkler später im Objekt gerne ausstellen. Stuckelemente von der Fassade etwa, geschmiedete Nägel oder eine uralte Flasche der Brauerei Schreiber & Rätze. Die Flasche war eingemauert und steht im Moment auf dem Schreibtisch von Winkler. Für die Öffentlichkeit sollen diese Dinge sozusagen ans Tageslicht geholt werden und damit Zeugnis längst vergangener Zeiten sein. Im unteren Flurbereich der Wohnungsgenossenschaft sind diese Erinnerungsstücke dann später zu sehen – inklusive geschichtlichem Abriss.

Die Historie war im Laufe der Jahrhunderte wechselvoll. Der Kaufmann Christian Schlockwerder hat das Haus nach dem großen Löbauer Stadtbrand 1712 neu errichtet. 1868 wurde es zu einem Restaurant, vier Jahre später zum Bankhaus. Zu DDR-Zeiten war unter anderem der Sitz des Deutschen Turn- und Sportbundes da untergebracht und auch die FDJ-Kreisleitung. Die Zeiten sind lange vorbei.

Zeugnis vom ehemaligen Glanz als Bankenhaus gibt ein uralter Tresor im Parterre. Der mannshohe Geldschrank wird auch in Zukunft genutzt werden. Hinter dem Tresor befindet sich ein Raum, der geöffnet und in dessen Wänden ein ungewöhnlicher Einbruchsschutz eingebaut wurde: Dicke vierkantige Stahlstangen, die wie Kreuze aussehen. Voraussichtlich im Herbst ist das ehemalige „Versteck“ dann Verkaufsfläche für Schreibgeräte und Aktenvernichter. Die digs-Bürobedarf GmbH zieht von ihrem alten Standort an der Jahnstraße auf den Altmarkt um. Damit hat die Wohnungsgenossenschaft einen Mieter für die untere Etage gefunden, der sich am Altmarkt Nummer 16 fest etablieren möchte.

170 Quadratmeter Platz bietet der Laden für seinen künftigen Nutzer. Gerd Gsuck, Geschäftsführer der GmbH, freut sich auf den neuen zentral gelegenen Standort. „Das Ladengeschäft auf der Jahnstraße wollen wir verkaufen“, sagt er. Bewegung gibt es ebenfalls bei der Wohnungsgenossenschaft. Da steht der Umzugstermin bereits fest im Terminkalender. Derzeit ist die Genossenschaft noch auf der Lortzingstraße 32 in Löbau Ost zu finden. „Vom 13. bis 17. August findet der Umzug statt“, so Wolfgang Winkler. Ab dem 20. August sind die sieben Mitarbeiter, die 1 203 Wohnungen in Löbau, Großschweidnitz, Herrnhut und Strahwalde betreuen, dann im Haus Schlockwerder zu finden. Und wie geht es mit den Räumen auf der Lortzingstraße weiter? Es gebe aktuell zwei Mietinteressenten, sagt Wolfgang Winkler, der sich aber noch nicht festlegen will, wer dort einzieht.