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Ein Haus für alles

Im Bahnhof Freital-Potschappel entstehen ein Bürgerbüro und noch viel mehr. Ein Blick hinter den Bauzaun.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Baubürgermeister Jörg-Peter Schautz zeigt in den großen Raum. „Hier war früher ein dunkles Loch“, sagt er. Jetzt dringt Sonnenlicht durch die neu eingebauten Dachfenster im obersten Geschoss des Bahnhofs Potschappel. Gut ein Jahr nach dem Baustart ist mittlerweile vorstellbar, dass hier einmal hübsche und funktionale Räume für die Fraktionen des Stadtrates entstehen. Auch auf den anderen Etagen des Bahnhofsgebäudes sind schon deutliche Fortschritte zu erkennen.

Lichtdurchflutetes Dachgeschoss: Baubürgermeister Jörg-Peter Schautz (l.) und Hochbauamtschef Jens Römisch stehen in den künftigen Räumen der Stadtratsfraktionen.
Lichtdurchflutetes Dachgeschoss: Baubürgermeister Jörg-Peter Schautz (l.) und Hochbauamtschef Jens Römisch stehen in den künftigen Räumen der Stadtratsfraktionen. © Karl-Ludwig Oberthür
Zeugen der Baugeschichte: Gusseiserne Säulen aus der Anfangszeit des Bahnhofs schmücken künftig den Wartebereich des Bürgerbüros im Erdgeschoss.
Zeugen der Baugeschichte: Gusseiserne Säulen aus der Anfangszeit des Bahnhofs schmücken künftig den Wartebereich des Bürgerbüros im Erdgeschoss. © Karl-Ludwig Oberthür
Moderne Büros: In der ersten Etage entstehen 40 Arbeitsplätze für die Verwaltung. Dadurch wird in den anderen Rathäusern der Stadt mehr Platz.
Moderne Büros: In der ersten Etage entstehen 40 Arbeitsplätze für die Verwaltung. Dadurch wird in den anderen Rathäusern der Stadt mehr Platz. © Karl-Ludwig Oberthür

Das Projekt gehört zu den derzeit größten Bauvorhaben in Freital – und ist für die Stadt wohl zugleich das wichtigste. Denn mit dem Umbau des Bahnhofs Potschappel bekommt Freital etwas, was es bislang nicht gab: Ein Bürgerbüro, in dem die Freitaler an zentraler Stelle beispielsweise Ausweise beantragen, Formulare abholen oder Anfragen loswerden können.

Dieses Büro entsteht im Erdgeschoss. Wer es betreten will, nimmt zunächst den Durchgang zu den Gleisen und biegt dann links ab. An einem Empfangstresen werden die Anliegen aufgenommen. Daneben gibt es einen Wartebereich. Mit viel Glas entstehen dahinter halboffene Arbeitsplätze für Verwaltungsmitarbeiter. Dort werden die Anliegen bearbeitet.

Wer sich hier nach der Eröffnung des neuen Verwaltungszentrums einfindet, wird auch Zeugen der Baugeschichte entdecken. Zwei gusseiserne Säulen – eine davon war verborgen hinter Trockenbauwänden – werden den Empfangsraum des Bürgerbüros schmücken. Ebenfalls für die breite Öffentlichkeit bestimmt ist ein Mehrzweckraum. Er befindet sich auch im Erdgeschoss und ist rechts über den Bahnhofsdurchgang zu erreichen. Auf 150 Quadratmetern ist hier, wo sich früher einmal die Bahnhofskneipe befand, Platz für Versammlungen, öffentliche Veranstaltungen und die Stadtteilarbeit.

Während die Bauarbeiten im Erdgeschoss schon weit fortgeschritten sind und beispielsweise Elektro-, Heizungs- und Lüftungsleitungen gelegt sind, ist ein Stockwerk darüber noch mehr zu tun. Durch zwei neue Zwischenbauten, die sich deutlich vom Altbau hervorheben, ist hier eine Etage entstanden, die sich über die gesamte Breite des Bahnhofsgebäudes erstreckt. Die Fläche wird gebraucht für Arbeitsplätze von etwa 40 Mitarbeitern der Verwaltung. Dadurch wird wiederum an den anderen Standorten der Verwaltung – in den Rathäusern Potschappel, Deuben und Hainsberg – Platz frei. „Dann können wir dort zum Beispiel Beratungsräume schaffen, die es bislang nicht gibt“, sagt Schautz. Welche Bereiche der Verwaltung in den Bahnhof Potschappel einziehen werden, stehe aber noch nicht fest.

Gesamtkosten noch unklar

Noch unklar sind ebenso die Kosten des Projektes. Die zuletzt genannten 4,1 Millionen Euro sind wohl nicht zu halten. Der Grund: Zum einen verlangen die Baufirmen wegen der allgemein guten Auftragslage mehr als geplant. Zum anderen erwiesen sich die Sanierungsarbeiten als aufwendiger. Die mächtigen Balken, die die Decken halten, waren so vom Hausschwamm angegriffen, dass ihre Enden ausgetauscht werden mussten. „Das hat uns viel Zeit gekostet und macht den Bau natürlich auch teurer“, sagt Schautz. Die Stadt hofft nun auf zusätzliche Fördermittel, um einen Teil der Mehrkosten abzudecken.

Der Hausschwamm brachte den Zeitplan, der ursprünglich eine Fertigstellung zum Jahresende 2018 vorsah, durcheinander. Nun wird das frühe zweite Quartal im kommenden Jahr angepeilt.

Fertig sein soll dann auch der Außenbereich des Bahnhofs, für den sich die Stadt etwas Besonderes ausgedacht hat. Links neben dem Bahnhof, wo früher alte Garagen standen, entsteht ein kleiner Ruhebereich mit Bänken, Sträuchern und Bäumen. Die Fläche rechts vom Bahnhof hingegen wird gepflastert und soll Platz für sieben Fahrradbügel bieten. Vor dem Bahnhof entstehen außerdem eine Bushaltestelle – obwohl derzeit keine Linie am Bahnhof entlangführt – und Kurzzeitparkplätze.

Die Stadt hatte den Bahnhof 2014 erworben. Zuvor hatte die Deutsche Bahn 2007 ein Gesamtpaket an Bahnhöfen und anderen Gebäuden an einen luxemburgischen Fonds verkauft – darunter das Potschappler Haus. An diesen überwies die Stadt letztlich 110 000 Euro.