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Ein halbes Jahrhundert Osterhase

Seit 1968 zieht Dieter Melzer von Hirschfeld aus kostümiert durch Südbrandenburg und den Nordteil des Kreises Meißen.

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© Veit Rösler

Von Veit Rösler

Landkreis. „Ohne Wasser kann die Schöpfung nicht existieren“, mit diesen Worten hat Pfarrer Werner Hilbrich in der katholischen Kirche in Elsterwerda mehr als 150 Mineralwasser-fläschchen gesegnet. Das geweihte Wasser wird zum 50. Dienst-Jubiläum des Hirschfelder Osterhasen unter den Kindern in Kindergärten und Krankenhäusern der Region im Süden Brandenburgs und im Norden Sachsens verteilt.

Dieter Melzer ist seit 50Jahren zu Ostern unterwegs.
Dieter Melzer ist seit 50Jahren zu Ostern unterwegs. © Veit Rösler

Deutschlands dienstältester Osterhase Dieter Melzer (69) will damit gute Dinge bewirken. Die Fläschchen mit dem Wasser hat der Plessaer Geschäftsmann Theo Bücker aus Eupen/Belgien für die Osterhasen-Aktion mitgebracht. Es soll aus einer heiligen Quelle stammen. Bei seiner Jubiläumsaktion wird der amtierende Osterhase Dieter Melzer von seiner Tochter Karina Melzer- Wetzig (41) und Enkel Laurens (10) begleitet. Karina ist seit 29 Jahren dabei.

Alles begann im Jahr 1968 mit dem Fund eines Huckekorbes und eines Hasenkopfes auf dem Dachboden der Freundin von Oma Marta Melzer. Von 1951 bis 1967 war schon einmal ein Osterhase in Hirschfeld regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs. „Diese Tradition ab 1968 fortzusetzen, lag an diesen Besuchen des Osterhasen in meiner Kindheit. Sicher war auch die Überredungskunst meiner Oma mit verantwortlich. Damals habe ich gerade den Motorradführerschein erworben und mir von meinen Ersparnissen eine gebrauchte 350er Jawa gekauft“, erinnert sich Melzer.

Das erste Outfit bestand aus einer Fellweste, einem farbenfrohen Pullover und darüber lange, gestrickte, braune Frauenstrumpfhosen. Darüber die obligatorische weiße Deckelhose in Form von Schlüpfern mit Spitze. In der Folgezeit kamen ein weißer Malerkittel, karierte Latzhosen und dazu ein nachgebildeter Hasenkopf aus Pappe zum Einsatz. Der Streckenverlauf erfolgte erstmals von Hirschfeld aus nach Gröden, Großthiemig und danach in den Kreis Meißen in die Orte Brößnitz, Blochwitz, Lampertswalde, Weißig, Oelsnitz, Strauch und zurück. Schon damals waren die Kindergärten der Region das Ziel. Als zentraler Anlaufpunkt entwickelten sich die Sportplätze der Gemeinden. Später kamen noch Krankenhäuser, Seniorenheime, Schulen, Kindergeburtstage und die Osterfeuer der Feuerwehren dazu.

Meist wurde vor Ort für den Empfang des Osterhasen ein Rahmenprogramm, wie zum Beispiel Bläserkonzerte und Ponykutschfahrten, organisiert. „In all den Jahren wurden bei unseren Ostertouren auch alle Wetterkapriolen durchlebt. Wärme, Sturm, Regen, Schnee, Eis, zudem auch noch diverse Ausfälle der einzelnen Oldtimer-Fahrzeuge, die als fahrbare Untersätze dienten. Wenn man als Osterhase unterwegs ist, findet sich aber immer jemand, der hilft. Da wurde schon oft das Wechseln der Zündkerze mit den Fellhandschuhen ein Problem“, so Melzer. Ein besonderes Anliegen des Hirschfelder Osterhasen sei der Besuch auf den Kinderkrebsstationen einiger Kliniken. „Es sind immer sehr bewegende und glückliche Momente für die Kinder, wenn der Osterhase überraschend zu Besuch kommt und seine Geschenke auspackt.“ Die große Jubiläumsveranstaltung findet am Ostersonntag ab 15 Uhr auf der Waldbühne in Hirschfeld statt.