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Ein großes Herz für den Fußball schlägt nicht mehr

Schiedsrichter-Urgestein Willibald Rupprecht aus Kittlitz ist im Alter von 82 Jahren verstorben.

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Von Reginald Lassahn

Auf den Fußballplätzen der Oberlausitz hat ihn fast jeder gekannt. Das ist kein Wunder, denn für „Willi“, wie er von allen gerufen wurde, waren diese Plätze sein zweites Zuhause. Es gibt wohl kaum einen Sportplatz im Territorium, auf dem Willi – eigentlich Willibald Rupprecht – seit 1976 nicht seine Schiri-Pfeife hat erklingen lassen oder den Wimpel als Assistent schwang. Es sind weit über 2 000 Spiele geworden, die er leitete. Im Mai 2009 stand er das letzte Mal als Linienrichter in einem Punktspiel der Herren an der Linie. Danach war er aber weiter aktiv und pfiff bis 2014 unzählige Kleinfeldspiele und Turniere bei SV Horken Kittlitz. Darüber hinaus war er aktiv bei der Organisation und Durchführung von Ehrungen für Ehrenamtliche und Siegerehrungen im Fußballverband Oberlausitz. Mit seinem jüngeren Freund, dem Schiedsrichter Sandro Benad-Hambach, fuhr er zu vielen Spielen im Landkreis. Zuletzt, fünf Tage vor seinem Tod, war er in Herrnhut beim Kreisoberligaspiel SG Blau-Weiß Obercunnersdorf gegen den SV Neueibau und sprach mit mir über seine nächsten Vorhaben. Am 22. September hatte ihm Sandro Benad-Hambach einen großen Wunsch erfüllt – noch einmal bei einem Heimspiel von Dynamo Dresden live dabei zu sein.

Die Liebe zum Fußball begann für Willibald Rupprecht in frühester Kindheit. Im heimischen Marktschorgast, einer kleinen bayrischen Gemeinde, jagte er allem „Runden“, egal ob Blechbüchse oder Tennisball, Stoffballen oder zusammengenähte Lumpen, nach. Nach Kriegsende bildeten sich wieder Fußballvereine und Willibald spielte in allen Jugendmannschaften seines Heimatortes. Bedingt durch die Arbeit wechselte er zum SKV Waiblingen. Dieser Verein pflegte freundschaftliche Beziehungen zu Löbauer Fußballern. Bei einem Freundschaftsspiel in Löbau funkte es auch außerhalb des Spielfeldes. Willi lernte seine Frau Gertrud kennen, zog nach Löbau, heiratete sie und spielte künftig für Fortschritt und Dynamo Löbau. So kam der Bayer in die Oberlausitz. Nach der aktiven Zeit als Fußballer wurde er Schiedsrichter. Dabei schob er sich nie in den Mittelpunkt. Sein Credo war: „Schiedsrichter dürfen kein Fußballspiel entscheiden.“ Er wirkte als Schiedsrichterobmann beim SV 90 „Am Hochstein“ Kleindehsa. Im Jahr 1989 übernahm er die komplizierte Aufgabe des Schiedsrichteransetzers im Oberlausitzer Fußballverband auf Kreis- und Bezirksebene.

Dieser Verband ehrte ihn mit der Verdienstplakette in Gold, die ihm vor großem Publikum bei einem Benefizspiel des FCO Neugersdorf gegen Dynamo Dresden überreicht wurde. Die größte Ehrung erfuhr er aber 2007, als er mit dem „Ehrenamtspreis des DFB“ ausgezeichnet und in den „Club 100“ aufgenommen wurde. Er war Ehrengast beim Länderspiel Deutschland gegen Russland in Dortmund. Von diesem Erlebnis schwärmte er immer wieder: „ Das war ein wunderschönes Dankeschön für meine langjährige Tätigkeit als Schiedsrichter und Schiedsrichteransetzer.“

Willibald Rupprecht ist „Ehrenmitglied im Fußballverband Oberlausitz“. Wir werden sein Andenken stets in unseren Herzen haben und in Ehren halten.

Der Autor des Beitrags ist Präsident des Fußballverbandes Oberlausitz.