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Ein echtes Ärzte-Plus

Im früheren Großenhainer Möbelspeicher praktiziert eine neue Frauenärztin – weitere Mediziner sollen folgen.

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© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Es ist kaum zu glauben. Es gibt sie. Ärzte, die aus Dresden weggehen und auf dem Land praktizieren. Ohne nach schwieriger Nachfolgersuche die Praxis eines anderen Mediziners zu übernehmen. Eine tatsächliche Neueröffnung. Genau das ist Großenhain jetzt passiert. Juliane Schmidt (49) ist Fachärztin für Gynäkologie, hat 20 Jahre lang in einer Dresdner Klinik gearbeitet und fand, jetzt ist für sie noch einmal der Moment für einen Wechsel. „Ich wollte keine Nachtdienste mehr machen, und der menschliche Bezug zu meinen Patienten war immer wichtig“, sagt Juliane Schmidt.

Den versucht die Mutter zweier Töchter, nun in Großenhain aufzubauen. Einer Stadt, in der sie zuvor noch nie war. Jetzt ist sie selbst überrascht, „was für eine hübsche Innenstadt Großenhain hat und wie nett die Leute sind“, erzählt sie. Sie wird mit offenen Armen empfangen. Denn ihre Fachkolleginnen nehmen schon seit geraumer Zeit keine neuen Patientinnen mehr auf. „Ich hatte schon etliche solche Anrufe. Es gibt inzwischen viele Zugezogene oder jüngere Frauen, die keine Ärztin haben“, bestätigt die erfahrene Medizinerin. Dazu kommen Patientinnen aus dem Raum Nünchritz und Gröditz, wo zwei Praxen ohne Nachfolger geschlossen haben. Zum ersten Mal in ihrem Berufsleben schaut die Medizinerin dabei nach Südbrandenburg.

Bei Anruf Chefarzt-Sprechstunde

Ihre Arzthelferin Antonia Kuhl kommt selbst von dort und so dürfte sich die Kunde von der neuen Ärztin auch da herumsprechen. Bislang hat Juliane Schmidt ihren fachlichen Blick fast ausschließlich nach Freital gerichtet. Denn dort arbeitet sie noch acht Stunden in der Woche in den Helios Weißeritztal-Kliniken. Frauen, die sich operieren lassen, würde sie dort auch selbst medizinisch begleiten.

Die Helios-Kliniken sind es auch, die den Arztsitz in Großenhain erworben haben. Insidern zufolge gehen dafür teilweise inzwischen bis zu siebenstellige Summen über den Tisch. In Großenhain am ehemaligen Möbelspeicher war ein halber Arztsitz seitens der Kassenärztlichen Vereinigung in der ambulanten Bedarfsplanung frei und ausgeschrieben, erklärt Heike Klameth, Referentin Unternehmenskommunikation und Marketing der Helios Weißeritztal-Kliniken. Die Stadt beobachtet die Entwicklung in der medizinischen Versorgung sehr aufmerksam, denn offenkundig sind die Helios-Klinken am Gebiet Großenhain interessiert. Eine Vakanz, die seit der Schließung des Großenhainer Krankenhauses entstanden ist. Nicht immer muss das regional günstig sein, denn Arztsitze können innerhalb des genehmigten Gebietes auch „mitgenommen“ werden. Das kann dazu führen, dass sich Praxen in den lukrativeren Einzugsgebieten der Städte konzentrieren und das Land leer ausgeht. Den Großenhainer Patientinnen kann es dieses Mal recht sein. Aus den Helios-Kliniken kommt für sie nämlich auch ein Angebot zur extra Chefarztsprechstunde in deren neuen gynäkologischen und geburtsheilkundlichen Abteilung. Sie findet freitags nach Absprache mit Dr. med. Frank Stoermer im Medizinischen Versorgungszentrum am Speicher (MVZ Ostsachsen GmbH) statt.

Zweites MVZ in der Stadt

Das Ärztespektrum vervollständigen Dr. Hubertus Büttner, Facharzt für Chirurgie, D-Arzt, Schmerztherapie, Akupunktur, Chirotherapie, Naturheilverfahren – Dr. med. Annedore Seibt, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie (Handchirurgin) sowie Holger Thamm, Facharzt für Chirurgie und spezielle Unfallchirurgie. Weitere Mediziner sollen folgen. Denn noch residiert Juliane Schmidt allein auf dem weitläufigen Gang im ersten Obergeschoss. Doch das soll sich bald ändern. Die Zeichen stehen auf Expansion.

MVZ am Speicher, Gynäkologie/Geburtshilfe: Chefarzt Dr. Frank Stoermer (nach Vereinbarung) und Fachärztin Juliane Schmidt; Montag von 8 bis 14 Uhr, Dienstag von 12 bis 18 Uhr, Mittwoch von 8 bis 14 Uhr; Telefon: 03522 508322.