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Ein Drache hilft Mika beim Kampf gegen den Krebs

Weil die Krankenkassen keine Kunsttherapie bezahlen, greift ein Benefizprojekt.

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© Sven Ellger

Von Juliane Richter

Dresden. Im normalen Leben ist Mika Wagner nicht besonders kreativ. Fußball liegt ihm mehr als Basteln. Aber was, wenn man das plötzlich nicht mehr darf? Nicht mehr rennen, toben, nicht mehr im Dreck spielen, nicht mehr matschen. Auf der Kinderkrebsstation des Dresdner Uniklinikums war das normale Leben vergangenen Sommer plötzlich vorbei. Hier blieben dem damals Achtjährigen nicht gerade viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Und Kraft hatte er sowieso keine. Zu viel Energie haben ihm die Leukämie und die notwendige Chemotherapie abverlangt. An Kontakt mit anderen Kindern war auch nicht zu denken – schon Alltagskeime hätten für ihn tödlich sein können.

Also hat Mika sehnsüchtig gewartet bis er das Geräusch des gelben Rollwagens gehört hat, mit dem Uta Zimmer auf den Krankenhausfluren unterwegs ist. Zimmer ist studierte Kunsttherpeutin und eine willkommene Abwechslung. Für die kranken Kinder genauso wie für die Eltern, die zwar rund um die Uhr für ihr Kind da sein wollen, aber eben doch auch mal eine kleine Verschnaufpause brauchen. Mit Klinikkittel und Mundschutz hat sich Zimmer den Isolationsregeln der Station unterworfen. Und damit doch die Isolation für Mika durchbrochen. Mal keine Chemo, kein Blutabnehmen und kein Schmerz. Sondern Kind sein. „Mika hatte von Anfang an sehr konkrete Vorstellungen. Und oft musste ich ihn bremsen, wenn er dann doch erschöpft war“, sagt Zimmer. Drei Drachen aus Pappe haben die beiden gebastelt. Bei einem sind die Flügel klappbar, bei einem anderen bewegen sie sich mithilfe von Draht. Stolz führt Mika das vor. Noch etwas blass wirkt er, aber die Krankheit ist dank erfolgreicher Transplantation so gut wie überstanden. Wieder einmal. Denn schon im Alter von fünf Jahren war er auf derselben Station. Damals hatte er einen Nierentumor. Die Niere musste entfernt werden und eine Chemotherapie war ebenfalls nötig. Auch damals schon kam Kunsttherapeutin Uta Zimmer vorbei. „Da haben die beiden mehr mit Knete gebastelt“, erinnert sich Mutter Heike Wagner. Sie ist dankbar für die Hilfe der Therapeutin, die auch nach Meinung der Ärzte einen wichtigen Beitrag zur Genesung der Kinder leistet.

Seit 2001 arbeitet Zimmer im Uniklinikum. Weil die Krankenkassen die Kosten nicht tragen, finanziert der Verein Sonnenstrahl ihre Stelle aus Spendengeldern. In diesem Jahr wird mit einer besonderen Aktion Geld für dieses Angebot gesammelt: Bei der siebten Benefizregatta „Rudern gegen Krebs“ wimmelt es am 2. September am Blauen Wunder nur so von Freizeitsportlern und Gästen. Für Schirmherrin Helma Orosz ist die Regatta „eines der Sommersport-Highlights“ geworden. 82 Teams haben sich bereits für dieses Jahr angemeldet. Die wenigen freien Plätze werden noch bis zum 24. Juli vergeben. Sponsoren und eine Tombola sorgen für weitere Spendenerträge. Vergangenes Jahr kamen so 25 000 Euro zusammen, die direkt in Projekte für Krebskranke geflossen sind. Mal ging es um Ernährung, mal um Sport.