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„Ein deutlicher Fortschritt“

Durch den Klinikumbau soll sich die Versorgung von Herzpatienten in Riesa verbessern – und die Wartezeit verkürzen.

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© Elblandkliniken

Von Britta Veltzke

Riesa. Derzeit kann es im Riesaer Elblandklinikum schon mal hektisch werden, wenn ein Patient mit Verdacht auf Herzinfarkt in der Notfallaufnahme ankommt – zumindest an einem Tag in der Woche. Im Krankenhaus an der Weinbergstraße gibt es bislang nur ein Herzkatheterlabor. Hier werden invasive Untersuchungen des Herzens und der Herzkranzgefäße vorgenommen. Liegt eine höhergradige Engstelle vor, so wird dort ein Stent eingesetzt, der das Gefäß offen hält. Kommt es im Falle eines akuten Herzinfarktes zu einem Verschluss, muss schnell gehandelt werden. In den allermeisten Fällen passiert das über einen Zugang am Handgelenk. Je schneller gehandelt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, den Infarkt zu überleben.

Sobald die neuen Anlagen (wie im Bild) im Anbau des Klinikums in Betrieb sind, sollen die alten Geräte zurück an den Hersteller gehen.
Sobald die neuen Anlagen (wie im Bild) im Anbau des Klinikums in Betrieb sind, sollen die alten Geräte zurück an den Hersteller gehen. © Philips

An einem flexiblen Tag in der Woche ist das Riesaer Herzkatheter Labor besonders gefragt. Denn dann werden nicht nur Herzinfarktpatienten behandelt, sondern auch solche mit „komplexen Herzrhythmusstörungen“, erklärt Dr. Markus Schwefer, Chefarzt für Kardiologie. „Der Spezialist auf diesem Feld ist mein Kollege Professor Dr. Carsten Wunderlich. Einmal in der Woche kommt er mit seinem Team vom Heliosklinikum Pirna nach Riesa, um Patienten mit einem hochmodernen Verfahren zu behandeln“, so Schwefer. Die Krux an der Sache: Wenn der Kollege das Labor „blockiert“, können in dieser Zeit keine routinemäßigen Herzkatheter-Untersuchungen gemacht werden. Professor Wunderlich unterbreche seine Arbeit zwar selbstverständlich für akute Notfälle, das sollte aber gerade für die anderen Patienten, die dann warten müssen, eine Ausnahme bleiben. „Wir geben an diesem Tag der Rettungsleitstelle den Hinweis, dass bei akuten Infarkten die umliegenden Zentren angefahren werden sollten. Die Anfahrt nach Dresden oder Leipzig ist dann gleich und für die Patienten in der Regel kein Nachteil“, erklärt Schwefer. Die Herzinfarktpatienten, die dennoch zeitgleich in die Notfallaufnahme kommen, werden natürlich trotzdem versorgt. „Das heißt, die Kollegen unterbrechen die Verödungsmaßnahmen und machen danach weiter. Das geht auch, ist aber für den Patienten, der im Extremfall warten muss, schon belastend“, so Schwefer.

Doch die Lösung naht. In dem neuen Anbau, der derzeit am Riesaer Krankenhaus gebaut wird, entstehen zwei neue Herzkatheterlabore. So kann künftig das Team des Heliosklinikums Pirna in Ruhe arbeiten. „Die Wartezeit für Riesaer Herzpatienten mit komplexen Herzrhythmusstörungen, die auf eine Stromverödung warten, verkürzt sich zudem von ungefähr einem halben auf ein Vierteljahr“, so Schwefer. Für Riesa sei das ein „deutlicher Fortschritt“. Allein die Geräte dafür kosten rund anderthalb Millionen Euro. Aus Sicht von Markus Schwefer auf jeden Fall eine lohnenswerte Investition: „Das ist die beste und modernste Technik, die man in dem Bereich derzeit bekommen kann. Für den Patienten bedeutet das unter anderem eine geringere Strahlenbelastung und eine Verbesserung der Abbildungsqualität.“ Sobald die beiden neue Labore in Betrieb gehen, will sich der Chefarzt im Laufe des nächsten Jahres auch darum bemühen, dass das hiesige Elblandklinikum offiziell als „Chest Pain Unit“ – englisch für Brustschmerz-Einheit – zertifiziert wird. Das Zertifikat dafür vergibt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie. Zu den Voraussetzungen gehört unter anderem, dass die Eingriffe 24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr möglich sind. Auch zahlreiche andere Normen wie die Anzahl der Pflegekräfte sind vorgeschrieben. Eine Pflegekraft darf maximal vier Patienten gleichzeitig betreuen. Die Zertifizierung dauert laut Sprecherin Kerstin Kacmaz im Schnitt vier bis fünf Monate – „sofern das Klinikum gut vorbereitet ist und die Gutachter keine Nachbesserungen in den organisatorischen oder räumlichen Strukturen für nötig halten.“

Mit Ausnahme von Hoyerswerda, Aue und Zwickau befinden sich alle anderen sächsischen Chest Pain Units in den Großstädten Leipzig, Dresden und Chemnitz. Für Riesa wäre die Neuerung also etwas ganz Besonderes.