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Durchbruch im Gefängnis

Große Öffnungen werden in der Außenmauer des Burgbergs geschaffen – so soll Licht in die ehemalige Haftanstalt kommen.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Es ist nur ein dünnes Netz, dass den Blick hindert, frei über die Altstadt zur Elbe hinabzusehen. Das Netz befindet sich an einem Gerüst, und das Gerüst steht am Fuße des Burgberges. Genauer, an seiner Südseite, dort, wo sich das Alte Gefängnis mit seinem grau-braunen Putz und den kleinen rechteckigen Fenstern befindet. Kürzlich sind über drei Etagen große Öffnungen in die einstige Gefängniswand gebrochen worden, insgesamt etwa neun Meter hoch.

Im Innern des Gefängnisses werden die Mauern so entfernt, dass das Licht künftig den Innenhof erhellt. „Das indirekte Licht wird das Wohlbefinden der Bewohner erhöhen, sie werden sich nicht mehr wie in einem düsteren Gefängnis fühlen“, sagt Georg Spiegelfeld aus Oberösterreich, der das Gebäude derzeit umbauen lässt. Wenn alles fertig ist, sollen hier einmal drei großzügig geschnittene Wohnungen, drei Pkw-Stellplätze und zwei Gewerberäume entstanden sein. Geplant dafür sind Kosten von 1,2 Millionen Euro.

Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Ein Arbeiter bricht eine Mauer ab, der Stemmhammer rattert. Drei Männer schaufeln den Schutt in kleine Container – die müssen später ja durch die engen Burgtore passen. Auf dem Südflügel des vierflügeligen Gebäudes, dort wo der Durchbruch für die Lichthalle geschaffen ist, wird auch am Dachstuhl gearbeitet. Die Balken, die noch tragfähig sind, bleiben, andere werden komplett ausgetauscht, an manchen nur neue Enden angeschuht.

Im Westflügel, dort wo die drei Pkw-Stellplätze hinkommen, musste der Fußboden ausgetauscht werden, damit die Autos nicht in den Keller fallen. Zwei Männer flechten die Stahlstäbe der Armierung für den Betonboden zusammen. Weiter oben gibt es Durchbrüche in der Fassade. Das denkmalgeschützte Haus werde mindestens das dritte Mal komplett umgeformt, erklärt Georg Spiegelfeld. Als Domherrenhof – also zur Unterbringung von Geistlichen – errichtet, wurde später das Gefängnis daraus und nun soll es ein Wohn- und Geschäftshaus werden.

„Der Bau wird immer dem Denkmal angepasst, nicht das Denkmal dem Bau“, beschreibt er seine nicht übliche Herangehensweise. So hat er bereits 40 Objekte umgestaltet, an noch einmal so vielen war er beratend tätig. Kreisdenkmalpfleger Andreas Christl ist angetan davon, wie Georg Spiegelfeld an das Gebäude herangeht. „Er verhält sich nicht wie die meisten anderen Bauherren, denen Denkmäler nur eine Last sind, die möglichst viel an bezahlbarem Wohnraum aus ihnen herausholen wollen, sondern, er will möglichst viel an historischer Substanz erhalten.“

Dazu hat er sich Unterstützung geholt, nicht nur im Leipziger Architekten Matthias Förster, mit dem er viele seiner Projekte umsetzt. Sondern auch in Imma Walderdorff. Sie hat mit ihm gemeinsam die Denkmalwerkstatt in Krems an der Donau gegründet, die unter anderem „eine unabhängige und unverbindliche Beratung bei Sanierungs- und Restaurierungsvorhaben und allen Fragen rund um die Denkmalpflege“ anbietet. Beim Alten Gefängnis auf dem Meißener Burgberg ist sie sozusagen in eigener Sache tätig. Zum Ziel des Umbaus sagt sie: „Wir wollen, dass das Denkmal, dass das Gefängnis lesbar bleibt.“