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Dunkle Wolken über dem Kunsthof Gohlis

Für ein Maler-Paar geht es um alles oder nichts. Sie sollen ihre Kreativen-Oase räumen. Jetzt gibt es auch noch einen Strafprozess.

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© Sven Ellger

Von Alexander Schneider

In diesen Tagen entscheidet sich die Zukunft des Kunsthofs Gohlis. Das von dem Künstlerpaar Sigrid Körner und Uwe Piller und ihrem Verein Salve e.V. geschaffene Kleinod in der Dorfstraße ist schon seit Jahren Gegenstand eines Streits mit Unternehmer Klaus Wortmann, dem Eigentümer des Dreiseithofs. Er hat gerichtlich durchgesetzt, dass die grüne Oase geräumt werden muss. Dabei ging es auch um säumige Mietzahlungen. Sogar der Termin steht bereits fest – Montag, 6. August, um 8.30 Uhr, das ist in knapp vier Wochen.

Ende 2017 haben Körner, Piller und weitere Mitstreiter eine Stiftung gegründet. Unter diesem Dach und verwaltet von der Bürgerstiftung Dresden, wollen sie den Hof erwerben und weiterbetreiben. Körner und Piller hoffen, das Anwesen für 300 000 Euro erwerben zu können. Die Bürgerstiftung habe ihnen ein Darlehen in Aussicht gestellt, wenn es eine Perspektive für den Kunsthof gebe.

Erst im Juni bat Sigrid Körner Eigentümer Wortmann in einem sehr offenen Brief um ein Gespräch. Das Schreiben ist nachzulesen auf der Internetseite der „Stiftung Kunsthofgohlis“. „Eine Antwort haben wir noch nicht“, sagt die 62-Jährige und ringt mit den Tränen. Sie sieht ihr Lebenswerk bedroht. Die Idealisten haben den Kunsthof vor zehn Jahren aufgebaut. Fast jedes Wochenende treten dort Musiker und andere Künstler auf, der Verein veranstaltet Kurse, Feiern und Ähnliches. Als das Hochwasser 2013 alles zerstört hatte, bauten sie ihren Hof wieder auf. „Noch einmal schaffen wir das nicht“ sagen sie.

Betrug verjährt?

Doch nun der nächste Schock. Das Paar muss sich seit Mittwoch wegen Betrugs vor dem Amtsgericht Dresden verantworten. Es geht um eine Erbschaft nach dem Tod von Sigrid Körners Vater Ende 2010. Das arbeitslose Paar habe als Bedarfsgemeinschaft gegenüber dem Jobcenter die Erbschaft verschwiegen. Laut Anklage ging es dabei um ein Auto, ein Hausgrundstück in Bernsdorf und um rund 20 000 Euro auf dem Konto des Verstorbenen.

Das Paar, beide sind studierte Maler, wurde von einem anonymen Hinweisgeber angezeigt. Dahinter liegt möglicherweise ein Streit mit einem früheren Geschäftspartner, damals vor dem Hochwasser, als ihnen das Kunsthof-Anwesen noch selbst gehört hatte. Unter einer ganzen Reihe an Bezichtigungen, die sich als haltlos erwiesen haben sollen, sei diese Sache übrig geblieben, sagen die Künstler. Ihr Verteidiger Rolf Franek ist überzeugt, dass der behauptete Wert des Vermögens deutlich niedriger sei und unter den Freibetragsgrenzen liege. Doch die Ansprüche seien längst verjährt. „Noch vor der ersten Polizeivernehmung waren mehr als fünf Jahre verstrichen“, so Franek. Alle Unterlagen seien dem Hochwasser 2013 zum Opfer gefallen.

Ein Mitarbeiter des Jobcenters räumte ein, dass viele Jahre verstrichen sind. Der Behörde sei es auch nicht gelungen, die Rückforderung geltend zu machen. Er begründete es mit der „Komplexität des Falls“. Der Zeuge muss nun einige Zahlen nachliefern. Richter Rainer Gerards setzt den Prozess am 2. August fort, vier Tage vor dem Räumungstermin.