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Droht in Pirna ein Ulmensterben?

Die Bäume an der Elbe machen keinen gesunden Eindruck. Ein Experte aus Tharandt gibt jedoch Entwarnung. Vorerst.

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Von Mareike Huisinga

Pirna. Albert Jäger aus Oberposta macht sich Sorgen. Skeptisch schaut der Pensionär auf die hohen Ulmen, die vor seinem Haus direkt an der Elbe stehen. „Hier stimmt etwas nicht“, ist er sich sicher und zeigt auf die braunen welken Früchte an den Ulmenbäumen. „Die haben alle weiß-silbern geblüht und jetzt sind sie vertrocknet“, stellt Jäger fest.

Albert Jäger aus Oberposta macht sich Sorgen um die Ulmen an der Elbe, die im Gegensatz zu anderen Baumarten vertrocknet aussehen und nur wenig Austrieb haben.
Albert Jäger aus Oberposta macht sich Sorgen um die Ulmen an der Elbe, die im Gegensatz zu anderen Baumarten vertrocknet aussehen und nur wenig Austrieb haben. © Dirk Zschiedrich

Auch haben die Ulmen bisher kaum neue Blätter ausgetrieben. „Bis auf ein paar in der Krone und im unteren Bereich“, relativiert Albert Jäger und blickt auf die Nachbarbäume. Die Ahorngruppe ist dagegen schon vollbelaubt und grün.

Jäger befürchtet, dass eine neue Welle des Ulmensterbens Pirna erreicht hat. Bereits in den 1970er-Jahren fielen zahlreiche Bäume europaweit einer Krankheit zum Opfer. Er weiß, wovon er spricht. „Ich machte 1976 Urlaub in Südengland. Viele Ulmen sahen genauso vertrocknet aus wie jetzt die Bäume an der Elbe. Die Einheimischen sagten mir damals, dass es sich um das große Ulmensterben handele“, berichtet Jäger, der seit 2006 in Oberposta wohnt. Tatsächlich gingen allein in England zwischen 1971 und 1978 circa 70 Prozent des Ulmenbestandes ein.

Auf dem Grundstück von Helga Kolbe, einer Nachbarin von Albert Jäger, stehen ebenfalls zwei große Ulmen, die nicht gerade einen gesunden Eindruck machen. Auch hier braune trockene Früchte und kaum neue Blätter. „Ich denke, die Bäume haben zu wenig Wasser bekommen, und der späte Frost in diesem Jahr schädigte sie zusätzlich“, meint die Pirnaerin. Sie hofft, dass ihre Bäume es dennoch schaffen. Denn sie weiß, Fällungen sind teuer.

Ein Fachmann gibt jedoch Entwarnung. „Ich war zufällig erst vor Kurzem in Oberposta und habe mir auch die Ulmen an der Elbe angeschaut, konnte aber nichts Auffälliges entdecken“, sagt der Tharandter Forstprofessor Andreas Roloff, Mitglied und viele Jahre Chef des Kuratoriums Baum des Jahres. Die Früchte der Ulmen seien jetzt reif, werden demzufolge braun und trocken, um dann abzufallen, erklärt der Experte. Er weist außerdem darauf hin, dass die Ulmen generell später austreiben als andere Baumarten. „Allerdings sollten erste Triebe schon zu sehen sein. Spätestens in zwei Wochen müssten die Ulmen voll ergrünen“, sagt Roloff.

Ulmen sind Spätstarter

Tritt dieser Fall nicht ein, dann könnten die Bäume tatsächlich von der Ulmenkrankheit betroffen sein. Konkret handelt sich dabei um einen Pilz, der sich über den Ulmensplintkäfer ausbreitet. „Der Käfer frisst an den Ulmen. Sporen des Pilzes bleiben an ihm hängen, die das Tier somit auf die gesunden Bäume überträgt“, informiert Roloff. Die Folge: Es sterben einzelne Äste ab, im Extremfall der gesamte Baum.

Der Experte kann jedoch beruhigen: „Es gibt zwei Ulmenarten. Von der Krankheit ist eher die Feldulme betroffen und nicht die Flatterulme, die vermehrt am Elbufer in Pirna wächst.“