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Drohnen im Anflug

Nicht nur das Militär interessiert sich für Drohnen. Ein Startup bei Berlin baut Flieger, die etwa zur Überwachung genutzt werden. Das ist umstritten.

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Von Haiko Prengel

Berlin/Wildau. Auf den ersten Blick sehen die Fluggeräte von Yorck Rackow aus wie Modellhubschrauber. „Helis“ nennt der Berliner Diplomingenieur sie, er streichelt über ein schwarzes Rotorblatt. Doch seine Helikopter vom Typ „H19“ oder „H40“ sind kein Spielzeug. Rackow baut Drohnen.

Das sind jene autonomen Hightech-Flieger, in die Wirtschaft und Militär gerade so viel Hoffnung setzen. Für andere sind Drohnen dagegen Teufelszeug – auch in Deutschland wachsen die Bedenken gegenüber der neuen Technik. Vor Kurzem wurde bekannt, dass die Bundesregierung bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr anschaffen will. Durch US-Drohnenangriffe im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet sollen bereits bis zu 3.000 Menschen getötet worden sein.

Rackow ist Gründer der Firma „AiDrones“ in Wildau bei Berlin. Der Betrieb ist ein Startup-Unternehmen, aber geliefert wird schon in alle Welt. „Wir haben Kunden in Afrika, Asien, Südamerika“, sagt der 36-Jährige. Seine Helikopter sind noch eine Nische auf dem deutschen Drohnen-Markt.

Wie normale Hubschrauber können sie in der Luft schweben und fast überall landen. Mit einer Kamera ausgerüstet, fliegen sie große Landstriche ab und sammeln Geodaten. Sie eignen sich für Such- und Rettungseinsätze oder zur Grenzkontrolle. Die nächste Drohne der Marke „AiDrones“ soll eine Öl-Pipeline in Nordeuropa überwachen. Wo genau, will Geschäftsführer Rackow nicht sagen – der Auftraggeber soll nicht in Schwierigkeiten kommen.

Denn in der unbemannten Luftfahrt ist noch viel ungeklärt. Anwender bewegen sich oft im rechtlichen Graubereich, wenn sie Drohnen in die Lüfte schicken. Noch bremsen rechtliche Hürden den Durchbruch der Branche. Hersteller dringen daher darauf, die Luftverkehrsordnung zu reformieren. „Die deutschen Hersteller müssen Rechtssicherheit haben“, sagt Bernhard Freiherr von Bothmer vom Dachverband. Immerhin existiere ein „fruchtbarer Informationsaustausch“ zwischen Industrie und Bundesverkehrsministerium. Der Verband vertritt die Interessen von rund 40 Herstellern unbemannter Luftfahrzeuge im deutschsprachigen Raum.

Die Firma „AiDrones“, die nach eigenen Angaben nur zivile Drohnen herstellt, kooperiert mit der Fachhochschule Wildau. Zwei Studenten schreiben ihre Bachelorarbeit über „Multicopter“. Die Mini-Flieger aus Carbon sollen sich besonders gut für „Inspektion und Überwachung“ eignen. Die Polizei in Niedersachsen testet solche Objekte schon länger. 2010 kam ein Gerät bei Protesten in Gorleben zum Einsatz.

Aber auch das Militär probiert herum – manche Spähgeräte sind kaum größer als ein Kugelschreiber, andere fliegen Kamikaze-Angriffe. „Das ist die typische Rüstungsdynamik“, sagt Niklas Schörnig von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Mit Drohnen werde zunächst Hoffnung auf sauberere Kriege verbunden. „Aber die erweist sich fast immer als falsch“, meint Schörnig. Er warnt davor, Drohnen immer mehr Autonomie zu geben, die außer Kontrolle geraten könnte.

Auch bei „AiDrones“ wünscht man sich, dass die Politik das Thema Drohnen rasch auf die Tagesordnung setzt. Deutschland sei „rückständig“, was die Technologie betreffe, sagt Geschäftsführer Rackow. Eine Welt mit oder ohne Drohnen – diese Frage stelle sich im globalen Wettbewerb ohnehin nicht mehr. Die Frage sei nur: „Sind wir dabei oder nicht?“ (dpa)