Von Christoph Springer
Dresden. Die mobile Zukunft hat für Sebastian Hellmann vor fünf Jahren begonnen. Seit 2012 fährt er teilAuto. Immer dann, wenn ein Großeinkauf für die Familie ansteht oder die Verwandten im Umland besucht werden, holt er sich eines der Gemeinschaftsautos. Kurz: Sebastian Hellmann erledigt damit alles das, „was nicht mit dem Fahrrad geht“. Auch, als sich vor wenigen Wochen das zweite Kind der Familie aus Trachenberge ankündigte, setzte er auf ein teilAuto für die schnelle Fahrt ins Krankenhaus. Und er kam rechtzeitig in der Klinik an. Damit hat er den Beweis erbracht, dass Multimodalität kein Hexenwerk ist.
Die Kampagnen-Motive der Stadt
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Der Zweck entscheidet bei der Wahl des Fortbewegungsmittels.
Zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit einem Auto oder mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kann man seine Wege in Dresden erledigen. Wer multimodal unterwegs ist, wählt wie Sebastian Hellmann jeweils das passende Verkehrsmittel aus, das er für einen Weg braucht. Zum Beispiel ein Auto für den Großeinkauf und das Fahrrad oder Bus und Bahn für den Weg zur Arbeit. Genauso machen es die meisten Dresdner längst bei Urlaubsreisen. Für besonders lange Strecken nehmen sie das Flugzeug, ansonsten stehen unter anderem die Eisenbahn, Fernbusse oder ein Pkw für den Weg zum Urlaubsziel zur Wahl. Selbst via Internet gebuchte Mitfahrgelegenheiten bieten sich dafür an.
Dresden hat schon alle nötigen Voraussetzungen für Multimodalität.
Verkehrsbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) findet, dass die Landeshauptstadt gut gerüstet ist. „Hier gibt es eine sehr große potenzielle Nutzergruppe, hier gibt es eine große Aufgeschlossenheit für solche Themen, und wir haben alle Grundlagen: ein Carsharing-System, ein Fahrradverleihsystem und einen sehr guten Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)“, sagt der Ressorchef aus dem Rathaus. „Grundsätzlich muss man festhalten, dass das Thema Multimobilität in Ballungsräumen wesentlich einfacher ist als auf dem Land“, ist er überzeugt. Allerdings werden die vorhandenen Angebote zu wenig genutzt. Um sie mehr in den Blick der Dresdner zu rücken, startet die Stadt eine Kampagne mit dem Titel „Multimobil. Für Dich. Für Dresden.“ Die mehrwöchige Aktion soll dazu animieren, solche Angebote stärker zu nutzen..
Viele Dresdner beherrschen bereits den Umgang mit Teilautos und Leihrädern.
270 Autos und 500 Fahrräder stehen in Dresden fürs Teilen bereit. Bei beiden Systemen muss man registriert sein, um sich ein Fahrzeug leihen zu können. Das funktioniert bei teilAuto und SZ-Bike, einem Unternehmen der DDV-Mediengruppe, telefonisch oder per Handy-App. Danach muss man nur noch ein Fahrzeug auswählen. Auch das funktioniert bei beiden Systemen ähnlich: Auf interaktiven Stadtplänen im Internet sind die Auto- und Fahrradstandorte eingetragen. Man kann sich anzeigen lassen, wieviele Fahrzeuge am Wunschort frei sind. Auf der Seite des Fahrradverleihs werden auch einzeln stehende Fahrräder angezeigt. Bei teilAuto kann man das Fahrzeug direkt auf der Karte buchen. Rund 8 500 Menschen sind bei dem Auto-Mietsystem angemeldet, bei dem man vom Kleinwagen bis zum Kleinbus auswählen kann. Auch drei Elektro-Pkws gehören zur Flotte. Bei SZ-Bike sind knapp 9 000 Personen angemeldet. Alle Fahrräder sind gleich und mit Zahlenschlössern gesichert, deren Code man per Handy abfragen kann. Sonderkonditionen gibt es bei beiden Verleihsystemen unter anderem für Nutzer, die ein Fahrkartenabo bei den Dresdner Verkehrsbetrieben haben.
Der Zugang zu diesen Angeboten soll einfacher werden.
Der Stadtrat hat beschlossen, dass in Dresden 75 sogenannte Mobilitätspunkte eingerichtet werden sollen. Dort werden künftig Carsharing, Radverleih und ÖPNV verknüpft, auch Lademöglichkeiten für Elektroautos sind vorgesehen. Die ersten Standorte sollen der Bahnhof Neustadt und der Hauptbahnhof sein, weitere elf zentrale Stellen sind im Gespräch. Weitere 62 wohnortnahe Mobilitätspunkte sollen je nach Bedarf ausgestattet werden und wohnortnah entstehen. Die Stadt rechnet mit nicht viel mehr als 2 000 Euro Investitionskosten pro Mobilitätspunkt. Schmidt-Lamontain glaubt, dass keine technisch aufwendigen Einrichtungen nötig sind, sondern das Handy als Ausleihcomputer und Bezahlterminal verwendet werden kann. Deshalb kann man sich teure Stelent Computerbildschirme sparen, ist er überzeugt. „Optimal wäre am Ende, wenn ich auf meinem mobilen Endgerät nur noch eine einzige App habe.“ Eine für alle möglichen Mobilitätsvarianten.