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„Dresden könnte ein Vorbild sein“

Mobilitätspunkte sollen das Umsteigen leichter machen. Der VVO-Sprecher sagt, was im Landkreis möglich ist.

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© Ronald Bonß

Von Annett Heyse

Herr Schlemper, in Dresden werden ab Herbst in der Nähe von Bus- und Bahnstationen Mobilitätspunkte mit Car-Sharing, Leihfahrrädern und Ladestationen für Elektroautos eingerichtet. Ein gutes Vorbild für den Landkreis?

Christian Schlemper ist Sprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe, der den Nahverkehr in der Dresdner Region organisiert.
Christian Schlemper ist Sprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe, der den Nahverkehr in der Dresdner Region organisiert. © Foto: VVO

Der Ansatz, die verschiedenen Arten der Mobilität zu verknüpfen, ist sinnvoll. Der Verkehrsverbund Oberelbe ist ja auch Partner der Mobipunkte in Dresden, und wir sind gespannt, wie diese Punkte angenommen werden. Auch in den größeren Städten im Landkreis, wie Freital oder Pirna, können wir uns so etwas vorstellen, aber vorher ist es sinnvoll, die Nutzerzahlen in anderen Städten abzuwarten. Aus unserer Sicht liegt die Initiative dazu, wie in Leipzig oder Dresden, bei den Kommunen.

Im Landkreis Sächsische Schweiz-Ostergebirge gibt bereits P+R-Parkplätze, wo man bequem vom Auto oder Fahrrad in Bus oder Bahn und umgekehrt umsteigen kann. Sind diese Plätze immer an der richtigen Stelle und ausreichend?

Vom Auto oder Rad in die Bahn und zurück

13 Park+Ride-Plätze existieren im Landkreis. Pendler können dort ihr Auto abstellen und mit der Bahn weiter zur Arbeitsstelle und zurück fahren.

Diese Orte haben P+R: Bad Schandau, Pirna, Freital-Hainsberg, Heidenau, Klingenberg-Colmnitz, Tharandt, Sebnitz, Freital-Deuben, Neustadt/Sa., Glashütte, Dürrröhrsdorf, Freital-Potschappel und Stolpen. Es gibt dort insgesamt 828 Stellflächen.

Höchst unterschiedlich ist jedoch die Auslastung. Während in Pirna, Heidenau, Glashütte und Freital-Potschappel die Flächen meistens schon am frühen Morgen komplett belegt sind, stehen in Klingenberg-Colmnitz, Sebnitz oder Dürrröhrsdorf im Schnitt täglich zwei Drittel der Flächen oder sogar mehr leer.

Fahrräder können auf allen P+R-Plätzen abgestellt werden. Pendler können aber Räder auch grundsätzlich in Bussen und Bahnen mitnehmen – sofern Platz ist. Kostenlos ist das für die Inhaber von Monatskarten und Abo-Monatskarten. Alle anderen benötigen eine Fahrradtageskarte für zwei Euro (eine Tarifzone) bzw. drei Euro (VVO-Gebiet). Eine Fahrradmonatskarte kostet 17 Euro.

Nicht alle Busse und Bahnen sind für die Fahrrad-Mitnahme ausgerüstet. (SZ)

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Die Auslastung der P+R-Plätze ist sehr unterschiedlich und hängt eng mit dem jeweiligen Angebot auf den Gleisen zusammen. Ist der Takt dicht, sind die Plätze gut ausgelastet. Pendler lassen nämlich durchaus Plätze entlang von Nebenstrecken links liegen und fahren zum nächsten Bahnhof mit einem dichteren Takt. Ein Beispiel ist da Bad Schandau, wo der S-Bahn-Takt die Pendler aus Sebnitz mit dem Auto anzieht, obwohl es auch dort einen P+R-Platz gibt. Der VVO verbessert derzeit gemeinsam mit den Kommunen die Ausschilderung, um noch mehr Autofahrer auf das Angebot aufmerksam zu machen.

Einige P+R-Plätze sollen mit Sensoren ausgestattet werden, um die Belegung in Echtzeit zu erfassen. Pendler wissen dann dank einer App, wo es noch freie Plätze gibt. Welche Parkplätze bekommen als Erste eine solche Ausstattung?

Im Landkreis werden die Plätze in Pirna und Dürrröhrsdorf noch in diesem Jahr ausgerüstet, die Anlagen in Freital-Hainsberg und Deuben sowie in Heidenau folgen dann 2019.

Tut man im Landkreis bereits genug für eine gute Vernetzung der Verkehrsträger? Wo gibt es aus Sicht des Verkehrsverbundes noch Potenzial?

Gemeinsam mit dem Landkreis und gefördert durch den Freistaat konnten wir in den vergangenen Jahren viele Bike-and-ride- sowie Park-and-ride-Anlagen errichten. Im Tourismus sind die Fahrradbusse der OVPS ein gutes Beispiel für eine sinnvolle Verknüpfung der Verkehrsmittel. Auf diese positive Entwicklung wollen wir weiter aufbauen und unterstützen zum Beispiel auch den Mobilitätsmanager in der Sächsischen Schweiz, der sich derzeit ja unter anderem mit Lücken im Angebot und Potenzialen beschäftigt.

Scheitern gute Ideen nicht zwangsläufig daran, dass die meisten Orte im Landkreis viel zu klein sind für solche Strukturen wie zum Beispiel Mobilitätspunkte?

Natürlich sind Angebote wie P+R oder Bikesharing Ergänzungen zum guten ÖPNV, die viele Nutzer benötigen. Daher warten wir die Nutzerzahlen in den größeren Städten ab, um das Potenzial kleinerer Orte abschätzen zu können.

Aufeinander abgestimmte ÖPNV-Anschlüsse, die etwa Verspätungen berücksichtigen, sind im Internetzeitalter kein Problem. Gibt es hier noch Nachholbedarf oder Entwicklungspotenzial im Landkreis?

Ja, da sehen wir weiterhin Potenzial. An einigen Knotenpunkten wie Bad Schandau oder Sebnitz warten Nutzer von Bussen und Bahnen noch oft recht lange. Zudem möchten wir das Plus-Bus-Netz, das ja im Juni im Landkreis Meißen und im Osterzgebirge startete, in Richtung Sächsische Schweiz erweitern. Zu diesen Themen stehen wir natürlich im engen Kontakt mit der OVPS und dem RVD, denn die Unternehmen sind ja vom Landkreis beauftragt, und Änderungen können und wollen wir gemeinsam umsetzen.

Die Fragen stellte Domokos Szabó.