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Dresden baut jetzt im XXL-Format

Jahrelang wurden kleine Lücken geschlossen. Nun entstehen große Wohnparks. Vor allem Familien profitieren davon.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß

Dresden. Der Blick passt. Von dieser Elbhöhe genießen die Bewohner einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt und das Elbtal. Die Türme von Kirchen, Schloss und Rathaus heben sich gut zwischen der dichten Bebauung ab. Auf den Elbhöhen, so heißt der neue Wohnpark, der derzeit im Dresdner Süden an der Kohlenstraße entsteht. Zwei Bauten sind bereits fertig. Gerade wurde Richtfest für drei weitere gefeiert. Bis 2019 sollen insgesamt fünf Häuser und ein langgezogener Riegel sowie mehrere Tiefgaragen entstehen. 143 Wohnungen sind geplant. Viel Platz für neue Mieter.

Wie die Investoren, die Investmentfirma Chairos aus Hamburg, entdecken derzeit viele Bauherren in Dresden das großflächige Bauen für sich. Jahrelang haben sie die Lücken in der vorhandenen Bebauung gefüllt, und es wurden Gebäudereihen auf diese Weise wieder geschlossen. Viele Mehrfamilienhäuser mit nur wenigen Wohnungen sind entstanden. Nun verändern sich die großen Brachen. An der Kohlenstraße gab es bisher ein großes Eckgrundstück mit Gestrüpp und Wiese.

Knapp 40 Bauvorhaben sind derzeit in der Stadt geplant, in denen jeweils mehr als 100 Wohnungen an einer Stelle entstehen. Neben privaten Investoren wie Chairos mischen auch die Wohnungsgenossenschaften mit. In Gorbitz will die Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft über 180 Wohnungen in der neuen Kräutersiedlung bauen. Insgesamt seien so rund 12 000 Neubau-Wohnungen geplant, sagt Dresdens Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne). Bis 2025 sollen die einzelnen Vorhaben umgesetzt sein. Dabei beschränken sich die Investoren nicht auf einzelne Stadtteile. Stadtweit wird in XXL gebaut. Gut ein Drittel der Wohnparks entstehen jedoch in der Innenstadt beziehungsweise in direkter Nähe dazu.

Jens-Christian Ludwig, Managing Director bei Chairos, kennt den Bedarf der Dresdner. „Wenn wir Penthäuser und Einfamilienhäuser bauen würden, wäre das am Bedarf vorbei“, sagt er. Vor allem Familien suchen derzeit in Dresden eine Wohnung. Wer drei oder vier Zimmer haben und dafür nicht zu viel bezahlen will, muss großes Glück haben. Gleiches gilt für Senioren, die eine altengerechte Bleibe für sich suchen. Das gilt vor allem für die beliebten Viertel wie die Neustadt, Striesen und Blasewitz. Doch auch von der Südhöhe ist der Hamburger Investor überzeugt. Seine Mitarbeiter haben den Standort der Elbhöhen genau geprüft. „Die Busanbindung an das Zentrum passt“, sagt Ludwig. Gleich gegenüber gibt es einen großen Einkaufsmarkt. Schulen und Kitas sind ebenfalls nicht weit entfernt. „Das ist für die überwiegende Anzahl der Suchenden relevant“, sagt er. Derzeit sucht eine Hamburger Firma für die Bauherren nach potenziellen Käufern für die Wohnungen. Verkauft wird inklusive Mieter. Darum muss sich der neue Besitzer nicht kümmern. Deutschlandweit wurden 95 000 Briefe an Interessenten verschickt. Die ersten beiden Häuser im neuen Wohnpark sind bereits voll vermietet. Dabei ist der Markt für Wohngroßprojekte noch lange nicht erschöpft.

Die aktuelle Wohnbauflächenprognose des Forschungsinstituts Empirica ginge von mindestens 18 000 Wohnungen aus, die bis 2030 in städtischer und privater Hand in Dresden entstehen könnten, sagt Raoul Schmidt-Lamontain. Das sind noch einmal 6 000 mehr, als die bereits 12 000 geplanten. Insgesamt steht demnach eine Fläche von 190 Hektar für den Wohnungsbau zur Verfügung. Dabei verhandelt die Stadt auch mit den Investoren, dass preisgünstig vermietet wird und in den neuen Anlagen die soziale Mischung stimmt. Am größten sei der Einfluss, wenn die Stadt vorher Verkäufer des jeweiligen Grundstücks ist, sagt der Baubürgermeister. Unter anderem war das bei der Fläche am Käthe-Kollwitz-Ufer in der Johannstadt so. Dort plant eine Stuttgarter Wohnungsgenossenschaft 120 Wohnungen.