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Dorfladen als Begegnungsort

Eine junge Initiative möchte Sohland am Rotstein wieder aufleben lassen. Dafür werden Mitstreiter gesucht.

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© Constanze Junghanß

Von Constanze Junghanss

Die Dorfmitte soll mit neuem Leben gefüllt werden. Das haben sich Lotte Benesch-Jenker und Ellinor von Recklinghausen mit einer Gruppe weiterer acht Mitstreiter vorgenommen. Ansgar Kaup vom Görlitzer Planungsbüro Richter & Kaup spricht in diesem Zusammenhang von einem „Pilotprojekt“ für den Landkreis Görlitz, welches es in dieser Form bisher noch nicht gegeben hat. Ein Dorfladen-Begegnungszentrum-Café soll entstehen. „Wir werden hinsichtlich möglicher Förderungen beratend zur Seite stehen“, sagt Ansgar Kaup. Entwickelt haben sich die Gedanken für ein solches „Dorfzentrum“ im Vorjahr. Da gab es Zusammenkünfte mit Richter & Kaup und Einwohnern zum Dorfumbauplan. Die Gesprächsrunden wurden von vielen Bürgern angenommen, um zu schauen, wie man seinen Ort für die Zukunft mitgestalten kann. Viele Ideen standen im Raum: Mitfahrbänke ebenso wie die Verbesserung des Ortsbildes und die Stärkung der Dorfgemeinschaft. Die könnte durch ein solches Zentrum weiter ausgebaut werden.

Noch steckt das Projekt vom Dorfladen mit Begegnungspotenzial in den Kinderschuhen. Ideen sollen jetzt gebündelt werden, um zu schauen, wo die Interessenschwerpunkte liegen. Was braucht das Dorf? Eher ein Geschäft mit Lebensmitteln oder doch mehr einen Begegnungsort? Kulturellen Austausch oder Kaffeeklatsch? Oder von allem etwas? Das soll bei einer ersten Zusammenkunft ausgelotet werden. Ob das Ganze dann durch einen neu zu gründenden Verein oder eine Genossenschaft getragen wird, ist offen und richtet sich nach dem Bedarf. An diesem Mittwoch laden die Macher von „Sohland lebt“ – so hat sich die Initiative vorerst genannt – zur Gesprächsrunde ins Schloss Mittelhof ein. In dessen Umfeld könnte auch künftig der Begegnungsort entstehen. Es gibt dort einigen Leerstand.

Einen richtigen Lebensmittel-Dorfladen hat Sohland schon lange nicht mehr. Auch keine Grundschule, keinen Fleischer und keinen Bäcker. Die Bevölkerung ging in den letzten Jahren leicht zurück. Etwa 1 250 Menschen leben derzeit im Dorf, welches 2014 nach Reichenbach eingemeindet wurde. „Landflucht“ ist ein Schlagwort, welches Ansgar Kaup zur Genüge kennt. Der Geschäftsführer vom Planungsbüro beobachtet aber auch, dass aktuell junge Familien verstärkt den ländlichen Raum für sich neu entdecken. „Einerseits sind die Grundstücke teils noch bezahlbar“, sagt er. Andererseits zieht es so manchen wieder zurück in die Heimat, wenn eine Familie gegründet wurde und die Ausbildung abgeschlossen ist. 2006 und 2012 gab es in Sohland sogar mehr Zu- als Wegzüge, hat das Planungsbüro statistisch erfasst. Auch Lotte Benesch-Jenker und Ellinor von Recklinghausen haben sich mit ihren Familien für das Landleben entschieden. Die Natur und das Miteinander im dörflichen Umfeld waren dabei ausschlaggebende Punkte. Im Dorf könne einer „Verinselung“ besser vorgebeugt werden als in der Stadt, findet Ellinor von Recklinghausen, die zuvor in Berlin lebte. Dieses Miteinander zu stärken und auszubauen, soll Ziel des Projektes sein – generationsübergreifend und für alle Einwohner sowie für die Menschen der umliegenden Gemeinden. Jeder, der möchte, soll mitmachen können.

„Der ländliche Raum wird in Zukunft zum lokalen Innovations- und Kreativraum“, sagte kürzlich Zukunftsforscher Dr. Daniel Dettling für die ländliche Region in Sachsen voraus. Das wird bei Richter & Kaup ähnlich gesehen: „Um die junge Bevölkerung zu halten oder sie zurückzugewinnen, bedarf es neben Arbeitsplätzen überzeugender Angebote an Infrastruktur und Lebensqualität auf dem Dorf“, heißt es. Ein Sohländer Dorfbegegnungsladen könnte ein solches Angebot werden.

Wer mitgestalten möchte und Ideen hat, ist am 20. Juni, 20 Uhr zur Gesprächsrunde ins Schloss, Mittelhof 182, eingeladen. Kontakt: [email protected]