Merken

Doppeldecker fliegt ins Kino

Für den Kinofilm „Grüner wird´s nicht“ doubelte der Inhaber der Flugschule „Born2fly“ Jan Meißner den beliebten Schauspieler Elmar Wepper.

Teilen
Folgen
© privat

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Als die rote Nase die Wolkendecke durchbricht, ist es fast geschafft. Gut fünfeinhalb Stunden ist Jan Meißner an diesem Tag geflogen, zwei Tankstopps inklusive. Endlich liegt der Großenhainer Flugplatz unter ihm. Trotz peitschendem Regen, der auf die Außenhaut seines Schützlings trommelt, ging alles gut. Hat der 48-Jährige auch noch die letzten 520 Kilometer problemlos überwunden.

Eine Außenkamera macht es möglich: der Großenhainer Jan Meißner über den Wolken.
Eine Außenkamera macht es möglich: der Großenhainer Jan Meißner über den Wolken. © privat
Großer Aufwand: Der Oscar-prämierte Regisseur Florian Gallenberger scheute am Filmset keine Mühen.
Großer Aufwand: Der Oscar-prämierte Regisseur Florian Gallenberger scheute am Filmset keine Mühen. © privat
Es ist vollbracht: am vergangenen Wochenende fiel die letzte Klappe an der stürmischen Nordsee.
Es ist vollbracht: am vergangenen Wochenende fiel die letzte Klappe an der stürmischen Nordsee. © privat

Eine Strecke durch Wind und Wetter, die nur das Ende einer wundervollen Reise darstellt. Einer erlebnisreichen Zeit, die der Inhaber der Flugschule „Born2fly“ nach eigenem Bekunden niemals mehr vergessen werde und auf die er angesichts so mancher überwundenen Schwierigkeit zurecht stolz sei. Denn gewissermaßen Seite an Seite mit seiner „Kiebitz“, dem einzigartigen Doppeldecker seiner Art, durfte er eintauchen in eine völlig andere Welt.

Als vor gut vier Wochen ein Rentner aus Prösen in der Sächsischen Zeitung davon schwärmte, Schauspieler Elmar Wepper in der Romanverfilmung „Grüner wird’s nicht“ zu doubeln, traute er zwar seinen Augen kaum. Denn mag sein, dass der sympathische Rentner in der Röderstadt tatsächlich einmal den Hauptdarsteller „Schorsch“ – einen passionierten Hobbypiloten, welcher gerade mit Ehefrau, Chef und gefühlt der ganzen Welt im Clinch liegt – imitieren durfte. Von der Produktionsfirma um den Oscar-prämierten Regisseur Florian Gallenberger offiziell verpflichtet worden war aber er: Jan Meißner aus Großenhain.

Ein Mann, der so gar nicht der Typ ist, deshalb nun gleich die große Welle zu fliegen. Nein, das hat der studierte Betriebswirtschaftler dann schon lieber über den Wolken gemacht. Entsprechend des Drehbuchs in gut 15 verschiedenen Teilen Deutschlands. Als der Gerichtsvollzieher sein geliebtes Flugzeug pfänden will, fliegt Gärtner Schorsch nämlich einfach los.

Er bricht auf zu einer Tour, die ihn an unbekannte Orte führt, angefüllt mit skurrilen und besonderen Begegnungen. Gleich nun, ob im Dresdner Elbsandsteingebirge, dem Starnberger See, im Garzweiler Tagebau, dem Kölner Dom oder mitten im Wattenmeer. Mit jedem Start und jeder Landung öffnet Schorsch alias Elmar Wepper ganz langsam sein Herz wieder für das, was man gemeinhin eine Ahnung von Glück nennt.

Glück, das seit Beginn der Dreharbeiten am 16. August auch Jan Meißner fühlen konnte. Als fester Bestandteil der Filmcrew durfte er viel Zeit mit so renommierten Darstellern wie Dagmar Manzel, Emma Bading oder Ulrich Tukur verbringen. Nicht zu vergessen freilich Elmar Wepper, der ihm ehrlicherweise zunächst nicht viel sagte, den er alsbald aber sehr zu schätzen wissen würde. Der 73-Jährige, der wie sein Bruder Fritz zu den bekanntesten und populärsten Darstellern des deutschen Fernsehens gehört, habe weder Starallüren noch sitze er bei Kaffee und Schnittchen mit zig Assistenten im Schlepptau gelangweilt am Filmset. Zurückhaltend und überaus angenehm sei Wepper, der so wie alle anderen Darsteller das Projekt in nur 29 von durchaus 35 üblichen Drehtagen diszipliniert durchgezogen habe. „Ich konnte hautnah miterleben, wie anstrengend so eine Produktion für alle Beteiligten sein kann! Und dabei kommt von 20 abgedrehten Minuten letztlich eine ins Kino“, weiß Jan Meißner.

Dass er selbst in keiner der Flugszenen zu sehen ist, und mit Lederkappe als Elmar Wepper in luftiger Höhe kreist, stört den leidenschaftlichen Flieger nicht. Im Gegenteil. Es sei ihm eine große Ehre gewesen, dass sich das Team und natürlich der Schauspieler selbst auf ihn verlassen habe.

Auf ihn und den eigentlichen Hauptakteur, seine Maschine. 2 600 Kilometer hat der Doppeldecker im Laufe der Dreharbeiten zurücklegen müssen. Gut 70 Stunden war er eingedenk der Stopps auf 20 Flugplätzen unterwegs. Zwischen Großenhain, Diesbar-Seußlitz, dem Moseltal und dem Nürburgring bis hinauf nach Amrum, Sylt und Norderney. Genau dort waren am Wochenende schließlich die letzten Szenen abgedreht worden. Bei einer stürmischen Brise, Regen und dichtem Nebel. „Ich musste sogar eine Rettungsweste tragen und war froh, als ich meine Kiebitz wieder heil nach unten gebracht habe“, bekennt Jan Meißner.

Inzwischen ist der Dresdner, der sich 2004 den Traum von einer eigenen Flugschule erfüllt hat, wieder in sächsischen Gefilden gelandet. Und freut sich schon jetzt auf die Filmpremiere im Oktober 2018. Dann wird er seine Kiebitz endlich ganz groß auf der Leinwand sehen. Dann wird der kleine rote Doppeldecker noch einmal von Großenhain aus starten. Mit Elmar Wepper und Jan Meißner im Cockpit.