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Diese Brücke war nicht einfach

Von den vier Bahnbrücken, die derzeit nördlich von Großenhain entstehen, war eine für die Bauleute eine ganz besondere Herausforderung.

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© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Kleinthiemig. Bauleiter Alexander Nagel ist erleichtert. Er und seine Kollegen von der Sächsischen Bau GmbH aus Dresden sind voll im Zeitplan. Die Hilfsbrücke an der neu gebauten Eisenbahnüberführung an der Alten Dorfstraße bei Kleinthiemig ist am Donnerstag heruntergenommen worden. Einen Tag früher als geplant. Das verschafft den Bauleuten einen zeitlichen Vorsprung. „Aber ausruhen können wir uns nicht“, sagt Nagel lächelnd. Denn auf dieses Wochenende und die nächsten Tage kommt es an. Bis Dienstagfrüh ist die Bahnstrecke zwischen Großenhain und Elsterwerda gesperrt. Insgesamt vier Brücken bei Kleinthiemig, Treugeböhla und Raden müssen bis dahin im Großen und Ganzen fertig sein, damit wieder Züge fahren können. Zwei Eisenbahnüberführungen wurden mit Hilfsbrücken errichtet, die beiden anderen wurden neben dem Bahndamm betoniert und sollen dorthin, wo bis vor wenigen Tagen noch die alten Brücken standen, verschoben werden.

Alexander Nagel ist für alle vier Baustellen zuständig. Das Verschieben von Brücken sei zwar technologisch die größte Herausforderung, aber das meiste Kopfzerbrechen bereitete die Baustelle an der Alten Dorfstraße. Das begann bereits bei der ersten Streckensperrung im April. Damals wurden die hiesige Brücke abgerissen und Spundwände in die Erde gerammt. Doch als die erste Spundwand gesetzt werden sollte, ging erst einmal gar nichts mehr. Die Rammmaschine traf auf einen Widerstand. Dieser entpuppte sich als eine Packlage großer Steine, mit denen man früher die Bahndämme entwässerte. Die Ingenieure entschieden, die Spundwände um rund einen halben Meter zu versetzen. Damit war das Problem gelöst. Doch es sollten weitere Unvorhersehbarkeiten folgen.

Manchmal – man mag es in diesem trockenen Sommer kaum glauben – hatten sie mit Wasser zu tun. Mit viel Wasser. Die alte Bahndammdurchfahrt war schon vor ihrem Abriss bekannt, bei normaler Wetterlage ständig voller Pfützen und Schlamm zu stehen. „Man kam ganz selten trockenen Fußes hier durch“, erinnert sich Matthias Große, der verantwortliche Projektingenieur der DB Netz AG. Die Bauleute haben mit Schichtenwasser zu kämpfen. Seit Beginn des Baus sind hier deshalb Pumpen im Einsatz und werden es auch nach der Fertigstellung sein. Trotzdem hieß es vor einer Woche „Land unter“ als ein Gewitter mit reichlich Regenmassen durch die Großenhainer Pflege zog.

Auch das Betonieren wurde zeitweise zum Problem. Weil das Betonwerk mit Aufträgen ausgelastet war, kam es mit der Lieferung nicht hinterher. Bauleiter Nagel musste statt der üblichen zwei Tage bereits eine Woche im Voraus seine Bestellung abgeben.

Und nicht zu vergessen: Die Strapazen der wochenlangen Hitze, denen die Bauleute auf allen vier Brückenbaustellen ausgesetzt waren. „Das war für die Jungs nicht einfach“, würdigt Große deren Arbeit unter den extremen Wetterbedingungen. Und das zehn bis zwölf Stunden am Tag! „Ein Mähdrescherfahrer kann seine Klimaanlage einschalten“, sagt Große, „aber so etwas haben wir hier auf dem Bau nicht. Wenn die Betonpumpe läuft, dann muss es losgehen.“ Doch alles das haben die Bauleute hingekriegt. Bauleiter Nagel ist deshalb mächtig stolz auf seine Männer.