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Diebesgut wiedererkannt

Einbruchsopfer geben sich auf dem Polizeirevier die Klinke in die Hand. Nur wenige erhalten ihr Eigentum zurück.

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© Verena Toth

Von Verena Toth

Döbeln. Zwischen Galgenhumor, Verunsicherung und blanker Wut schwankt die Stimmung der Gartenbesitzer, die Opfer der monatelangen Einbruchsserie in der Region Hartha geworden sind und die sich am Freitagvormittag im Polizeirevier Döbeln treffen. Im Vorraum warten sie darauf, dass sie die von den Ermittlern in der Wohnung eines Tatverdächtigen gefundenen Gegenstände in Augenschein nehmen und vielleicht sogar als ihr Eigentum erkennen können. Die Betroffenen tauschen sich darüber aus, was der Einbrecher angerichtet hat und wie er vorgegangen ist. Meist ähneln sich die Berichte, gleich ist auch die Reaktion der Opfer: Kopfschütteln und Ratlosigkeit.

Einzeln werden sie von der Sachbearbeiterin in den Raum gebeten, in dem das Diebesgut ausgestellt ist. Gezielt und detailliert sollen die Betroffenen dann die Dinge beschreiben, die sie als ihr Eigentum vermuten. Wimpel, Schlüssel, Ferngläser und Werkzeuge können an die Besitzer zurückgegeben werden. Klaus Reimann aus Hartha hatte Glück. Der 64-Jährige hat einen der gestohlenen Bitkästen als den seinen wiedererkannt und zurückerhalten. Doch letztlich sei das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, sagt der 64-Jährige. Gestohlen wurde auch bei ihm viel mehr. Zudem hatte der Einbrecher Sachbeschädigungen angerichtet. Für den 86-jährigen Alfred Galke, der seine Bohrmaschine wieder gefunden hat, ist das nur ein kleiner Trost. „Dreimal ist er in zwei unserer Gärten eingestiegen. Jetzt fühlen wir uns dort einfach nicht mehr sicher“, sagt der Senior.

Neben Lebensmitteln und allerlei Werkzeug hatte der Einbrecher auch Dinge gestohlen, die für den Dieb eigentlich kaum von Wert sein könnten. Ein kleiner Rechen, eine Malerschale, ein Minilautsprecher und sogar einen ganzen Schraubstock habe der Täter fein säuberlich abgeschraubt und mitgenommen, berichten die Betroffenen. „Wir wollten einfach mal sehen, ob wir etwas von unseren Dingen wieder finden“, sagen Martina und Frank Dinnbier. Ihr Garten an der Harthaer Sternwarte war viermal von dem Eindringling heimgesucht worden. Wichtig sei ihnen aber auch, herauszufinden, ob es sich tatsächlich um diesen einen Täter handele.

Wie das Ehepaar Dinnbier hoffen auch alle anderen Kleingärtner, dass nun nach dem Ermittlungserfolg endlich wieder Ruhe einkehrt und sie sich nicht mehr um die Sicherheit in ihren Anlagen sorgen müssen. „Jeden zweiten Tag schauen wir im Moment nach unserem Garten und hoffen, dass nicht wieder etwas vorgefallen ist“, so Frank Dinnbier. Nun stehe zudem die dunkle Jahreszeit an, da werde es noch schwieriger, die Gärten vor ungebetenen Gästen zu schützen.

Doch die Gärtner hegen berechtigte Zweifel, denn zwar sei nach der Wohnungsdurchsuchung bei dem 38-jährigen Mann in der Region Hartha in der vergangenen Woche zumindest ein dringend Tatverdächtiger ermittelt worden. Doch einen Haftbefehl gibt es gegen den mutmaßlichen Serieneinbrecher bislang nicht. Dazu reichen laut Staatsanwaltschaft die Beweise noch nicht aus. Auch der angerichtete Schaden sei in den einzelnen Fällen zu gering. Zuhause angetroffen hatten die Beamten den Mann nicht. Der Tatverdächtige befinde sich nach wie vor auf freiem Fuß. „Wir hoffen, dass er jetzt die Füße still hält“, sagt Revierleiter Andree Wagner.

„Ich vermute ohnehin, dass es sich um mehr als einen Täter handeln muss“, so Martina Dinnbier. Einen Hinweis darauf haben die ermittelnden Beamten aber nicht. „Wir gehen derzeit nur von diesem einen Täter aus“, erklärt der Döbelner Revierleiter. Die Ermittlungen laufen aber weiter, erst wenn diese abgeschlossen sind, werde der Fall der Staatsanwaltschaft übergeben. Die gefundenen Gegenstände, die die Ermittler immer noch keinem ursprünglichen Besitzer zuordnen konnten, sind weiterhin im Polizeirevier Döbeln zu sehen. „Es handelt sich dabei um ein Fuchsfell, Schlüsselbunde, zwei Ferngläser und zwei Bitsätze“, so Wagner.