Von Lars Kühl
Gähnend erwacht Dresdens Einkaufsboulevard am Montagmorgen. Erste Kunden schlurfen kurz nach den Ladenöffnungen schon über die Prager Straße. Auch ins Karstadt lockt es Kaufwillige. Doch einige Bereiche im Erdgeschoss sind abgesperrt. Denn als die Stadt noch schlief, hatte es einen brutalen Einbruch in das Warenhaus gegeben. Nachts, gegen 2.30 Uhr, muss es ziemlich laut an der Seite zur Waisenhausstraße gewesen sein – dort, wo sich der Haupteingang befindet.
Unbekannte rauben Schmuck im Karstadt Dresden
Die dreisten Täter – die Polizei spricht in der Mehrzahl – haben die gläsernen Eingangstüren mit schweren Gegenständen einfach eingeworfen oder -geschlagen, die Szene muss filmreif gewesen sein. Dass auch um die Zeit immer wieder Autos auf der Straße davor entlangfahren, hat die Kriminellen nicht vom Einbruch abgehalten. Im Karstadt selbst zertrümmerten sie dann mehrere Vitrinen, vor allem auf der rechten Seite, wo die Uhrenabteilung eingerichtet ist, und ließen Zeitmesser der Marken Hamilton und Certina, aber auch von Tissot mitgehen. Die Produkte aller drei Hersteller sind nicht gerade als Billigexemplare bekannt. Eine Uhr von Hamilton kostet laut Firmenhomepage selten weniger als tausend Euro, oft deutlich mehr, bisweilen ein Vielfaches. Die anderen Anbieter sind kaum preiswerter.
Auf ihrem Weg nach draußen schlugen die Täter noch zwei Auslagen des Modeschmucks Swarovski ein. Sie dürften sich hier ebenfalls vergriffen haben. Offensichtlich verließen die Diebe das Karstadt auf der gegenüberliegenden Seite, die links zur Ferdinandstraße führt. Denn auch dort war die Glastür gewaltsam zerstört.
Am Morgen nach der Tat sind die Spuren des nächtlichen Raubzuges noch deutlich zu sehen. Rot-weiße Flatterbänder trennen die betroffenen Bereiche ab. Während pünktlich ab 9.30 Uhr erste Kunden mit neugierigem Gesichtsausdruck durch das Kaufhaus laufen, haben sich Mitarbeiter weiße Handschuhe übergestreift und kehren mit einem Feger die Scherben des Sicherheitsglases vorsichtig aus den Auslagen. Ein Rollcontainer mit der Aufschrift „Glasbruch“ wird voller und voller.
Am Haupt- und Hintereingang sind die zertrümmerten Scheiben bereits entsorgt. Neue Schwingtüren stehen bereit und werden von Spezialisten im Laufe des Vormittages montiert. Für die Verkäufer ist der nächtliche Übergriff natürlich das bestimmende Gesprächsthema. Hinter vorgehaltener Hand tuscheln und mutmaßen sie über die Vorgänge. Nur langsam kehrt die Routine zurück. Wie viel und was genau erbeutet wurde, hat die Polizei noch nicht ermittelt, obwohl die Beamten Montag früh gleich vor Ort waren. Schon in der Nacht dauerte es nicht lange, bis die Einsatzkräfte am Tatort erschienen. „Die waren in Rekordzeit da“, erzählt Klaus Lipka, Geschäftsführer der Dresdner Karstadtfiliale. Er spricht von einem „Blitzeinbruch“. „In wenigen Minuten waren die Täter wieder verschwunden.“ Der Sachschaden sei zwar erheblich, das Diebesgut noch unbeziffert, aber immerhin hätten die Sicherungsanlagen sofort Alarm geschlagen.
Nachdem vor allem das technische Personal durch den Einbruch einen besonders frühen Arbeitsbeginn am Montag hatte, konnte der Verkauf ohne Beeinträchtigungen starten, sagt Lipka. Die zerstörten Vitrinen werden zeitnah ersetzt. Mit der Polizei gibt es enge Absprachen.
Die sucht ihrerseits Zeugen, die etwas von dem Vorfall mitbekommen haben, erklärt Sprecher Thomas Geithner. Ansonsten ist die Polizei auf Spuren, Fingerabdrücke oder DNA, aus. Ob eventuell eine Überwachungskamera die Tat gefilmt hat, wollen weder Geithner noch Lipka sagen. Wann konkrete Ermittlungsergebnisse vorliegen, ist momentan noch unklar.