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Die Zerkleinerer

Eine kleine Firma in Nossen mahlt mit den ganz Großen in der Branche mit. Damit es so bleibt, investiert sie Millionen.

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© Andreas Weihs

Von Uta Büttner

Nossen. Gebrüder Jehmlich GmbH in Nossen? Mit dem Orgelbauer hat diese Firma nichts zu tun. Sie ist Spezialist für industrielle Zerkleinerungstechnik. Und damit einer von europaweit fünf Mitbewerbern, die solche Anlagen verkaufen.

Weltweit kommen Anfragen vor allem aus der Lebensmittel-, Chemie-, Pharma- und Baustoffindustrie. Die Kunden wollen ihre Produkte mehr oder weniger zerkleinern und brauchen eine spezielle Technik dafür. Sie kommen mit genauen Vorstellungen hinsichtlich Korngröße. Die Wünsche reichen von grob gemahlenen bis ganz feines Pulver.

Zucker, Gewürze, Kunststoffe, Mineralien und viele andere Stoffe –- alle haben unterschiedliche Eigenschaften. Um sie zu zerkleinern, entwickelt und fertigt die Firma Jehmlich maßgeschneiderte Feinmahlanlagen, Spezialmühlen, Vorzerkleinerungsanlagen, Brecher sowie Homogenisierungs- und Trenntechnik.

Doch bevor eine Anlage gebaut wird, entwickelt Jehmlich entsprechend der Kunden-Anforderungen individuelle verfahrenstechnische Lösungen. „Damit wird das Risiko auf beiden Seiten minimiert“, sagt der Leiter des künftigen Kunden-Technikums, Stefan Jäckel. Der Kunde bringt sein Produkt und Jehmlich zerkleinert es zunächst im Versuchslabor. „Wir testen sozusagen erst im Kleinen, was dann im Großen passieren soll“, erklärt Jäckel. Alle Daten werden protokolliert und dem Kunden übergeben. Ist der Kunde mit den Ergebnissen zufrieden, dann wird die Anlage gebaut.

„Die Tests finden derzeit noch in einer provisorischen Versuchseinrichtung statt“, betont Martin Peukert, geschäftsführender Gesellschafter. Eingerichtet in einer Garage, Anfang der 2000er Jahre. 120 bis 150 Testversuche erfolgen im Jahr. „Wir haben allerdings Anfragen im hohen dreistelligen Bereich“, sagt Peukert. Bedingungen und Anforderungen reichen somit nicht mehr. Deshalb wird nun auf dem Firmengelände ein neues Gebäude, das Kunden-Technikum, gebaut. In dem teilweise zweigeschossigen Haus mit einer Nutzfläche von etwa 750 Quadratmetern sollen laut Peukert etwa doppelt so viele Versuche wie bisher erfolgen. Die technischen Möglichkeiten werden erweitert, neue Kunden können gewonnen werden. Die Versuchsabläufe werden professionalisiert. „Mit unserem hohen Qualitätsanspruch werden wir mit dem neuen Kunden-Technikum fit für die Zukunft“, sagte Peukert zum ersten Spatenstich für das neue Gebäude.

Im Jahr des 100. Firmenjubiläums, 2019, soll das neue Kunden-Technikum fertig sein. Die Baukosten betragen etwas mehr als zwei Millionen Euro, finanziert aus Eigen-, Fremd- und Fördermitteln. In dem neuen Technikum ist Platz für zehn Mitarbeiter. „Mindestens zwei Arbeitsplätze sollen neu geschaffen werden“, sagt Peukert. Derzeit hat das Unternehmen 27 Mitarbeiter und einen Auszubildenden. Das Durchschnittsalter liegt bei 37 Jahren.

Der Jahresumsatz der Firma liegt laut Peukert bei etwa 3,2 Millionen Euro. Der Exportanteil bei 50 Prozent. Gerade das neue Kunden-Technikum soll für weiteres Wachstum sorgen.

Auch die Stadt begrüßt die Investition: „Jehmlich ist ein innovativer Betrieb, der sich auch gesellschaftlich engagiert“, sagt Bürgermeister Uwe Anke.