Merken

Die Zahl der Beerdigungen im Wald steigt

Zwei Jahre nach Eröffnung des Bestattungswaldes ist die Nachfrage noch immer groß.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Coswig. Der Ansturm zur Eröffnung im September 2016 hatte auch Daniel von Sachsen überrascht. Die ersten Führungen durch den Bestattungswald waren schnell ausgebucht. Wie viele Urnen seitdem beigesetzt worden sind, möchte er lieber nicht verraten. Die Konkurrenz, die Friedwald GmbH, betreibt in Niederau einen Bestattungswald. Dass sich der lange, mühsame Weg von der Idee bis zur ersten Bestattung gelohnt hat, davon ist Daniel von Sachsen überzeugt. „Unser Konzept und der Umgang mit den Menschen wird von allen sehr geschätzt.“ Immerhin sind ein Viertel aller Anrechte an Grabstellen, die in den vergangenen Monaten vergeben worden sind, mittlerweile auch belegt. Der Rest dient der Vorsorge, die Inhaber haben sich bisher nur ein schönes Plätzchen ausgesucht.

Insgesamt ist der Bestattungswald 38 Hektar groß. Er wird Stück für Stück erschlossen. Zwei Quartiere mit 4,7 Hektar sind derzeit in Betrieb. Davon sind weit mehr als die Hälfte der Plätze bereits vergeben. Die Kundschaft kommt vor allem aus der näheren Umgebung: Elf Prozent aus Coswig, jeweils neun Prozent aus Radebeul und Meißen. Der Rest aus dem übrigen Landkreis, dem Freistaat und der Landeshauptstadt. Nur vereinzelt gab es Anfragen außerhalb Sachsens oder dem Ausland.

Was klein angefangen hat, wurde Stück für Stück erweitert. Ein großes Zelt auf einer Wiese vor dem Wald dient für die Trauerfeiern. Das Büro ist von einem Bauwagen in ein Büro in der Mittleren Bergstraße in Radebeul gezogen. Hier können Fragen zu Anträgen beantwortet, Abläufe von Beisetzungen besprochen oder ein Gespräch mit der Trauerrednerin geführt werden. Vier Mitarbeiter gehören unterdessen zur Naturruhe Friedewald. Hinzu kommen die Angestellten der Wettinischen Forstverwaltung, die sich um den Wald an sich kümmern.

Bald sollen auch Haustiere ihre letzte Ruhe im Wald finden können. Der Coswiger Stadtrat hat im Frühjahr zugestimmt. Daniel von Sachsen ist gerade dabei, alle nötigen Vorbereitungen zu treffen. Mensch und Tier sollen in einem gesonderten Quartier ihre letzte Ruhe finden. Die Beisetzung muss nicht zeitgleich mit der Inanspruchnahme des zugehörigen Humangrabes erfolgen, sondern kann im Vorfeld oder im Nachgang erfolgen.

Mit den Kirchen arbeite er gut zusammen, sagt Daniel von Sachsen. Die Geistlichen kommen auch in den Wald für eine Bestattung. Anfangs gab es die Befürchtung, dass die normalen Friedhöfe durch den Bestattungswald nicht mehr ausgelastet sind. In Zeiten, in denen die Erdbestattung immer seltener wird, ein großes Problem. Auf Nachfrage beim Weinböhlaer Friedhof erklärt eine Mitarbeiterin, dass sich die Zahl der Bestattungen in den vergangenen Jahren nicht merklich verringert habe. Und auch Pfarrer Matthias Quentin von der evangelischen Kirchgemeinde Coswig hat nicht den Eindruck, dass bemerkenswert viele Coswiger oder Brockwitzer sich für den Wald statt den Friedhof entschieden haben. Viele seien heimatverbunden und wollen dort begraben werden, wo sie gelebt haben. „Und ein Grab für Familie und Freunde haben, das diese besuchen können“, so Quentin.

Besuchen kann man auch die Gräber im Bestattungswald. Allerdings muss dafür erst der richtige Baum gefunden werden. Dafür entfällt die Grabpflege.