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Die Wiederentdeckung der Wasserburg

Ein Privater baut an dem Denkmal bei Burkhardswalde. Bis jetzt offenbar ohne Kenntnis und ohne Genehmigung der Behörden.

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Von Heike Sabel

Burkhardswalde. Schnell ging es damals. Am 2. Juli 1936 machte ein aufmerksamer Wanderer bei Burkhardswalde eine Entdeckung. Einen Monat später war die Turmhügel- oder Wasserburg vermessen, beschrieben und fotografiert. Nach weiteren zwei Monaten wurde die Eintragung in die Landesdenkmalliste beantragt. In der steht das Bodendenkmal bis heute. Nur ist im Moment nicht mehr viel davon übrig. 82 Jahre nach der ersten Entdeckung hat der Pirnaer Thomas Wittig nun wieder eine gemacht. Doch die ist weniger schön.

Auch ein Weg entstand, der nicht genehmigt wurde.
Auch ein Weg entstand, der nicht genehmigt wurde. © privat

An der mittelalterlichen Wasserburg wurden umfangreiche Eingriffe in das Gelände vorgenommen worden, sagt er. Das Kulturdenkmal sei massiv beschädigt. Man sieht Durchbrüche und neu gemauerte Teile, abgestützte Tür- und Fensterstücke. Ab und zu steht ein blauer Multicar auf dem Gelände. Thomas Wittig zweifelt, dass das, was jetzt passiert, mit dem Schutzanliegen der Anlage übereinstimmt. Hinzu kommen Rodungen und ein neuer Weg.

Konsequenzen nicht absehbar

Von all dem wissen zunächst weder Landratsamt noch Gemeindeverwaltung Müglitztal etwas. Bis zu Wittigs Brief an die SZ und deren Fragen an die Behörden. Der amtierende Bürgermeister Michael Neumann ist nach einem Besuch vor Ort erschrocken: „Der Zustand der Anlage war mir so auch nicht bekannt“, sagt er und sieht dringenden Handlungsbedarf.

Chronik des Denkmals

11./12. Jahrhundert: Die Turmhügel- bzw. Wasserburg Burkhardswalde wird auf einem Geländesporn errichtet. Sie war umgeben von zwei Wassergräben, die in Richtung Müglitz flossen.

1936: Entdeckung, Vermessung, Beschreibung. Damals war der Radebeuler Fabrikant Bruno Schön Besitzer.

28. Mai 1954: Aufnahme in die Denkmalliste.

21. Dezember 1959: Erneute Unter-Schutz-Stellung. Damit sind jegliche Veräußerungen und Veränderungen schriftlich zu genehmigen. Nach Neubauer Tax ist nun Ernst Schamal Besitzer.

1966: Es werden Müll- und Schuttablagerungen festgestellt. Es wird darauf hingewiesen, dass jegliche Veränderungen genehmigt werden müssen. Eigentümer ist jetzt Arno Moritz Eiseld.

1972, 1978, 1986, 1990: Kontrollen von Bezirksdenkmalpflege, Bodendenkmalpflege, Archäologischem Landesamt. Im September 1972 meldete der Bezirksdenkmalpfleger Erdarbeiten.

1990: Einspruch des Archäologischen Landesamtes gegen die Idee eines Gewerbegebietes im Entwurf des Flächennutzungsplanes. Ein Grund: Es könnte in der archäologischen Schutzzone jederzeit wertvolle Zeugnisse der Geschichte gefunden werden.

Quelle: Karin Grübner

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Auch im Landratsamt musste erst einmal jemand an den Tatort geschickt werden. Die Beobachtungen stimmen mit denen von Thomas Wittig und dem Bürgermeister überein: Erhebliche Eingriffe wie Abgrabungen und Aufschüttungen, Eingriffe in die ruinöse Bausubstanz des Vorwerkes und des Bodendenkmals. Das haben nun also drei Leute festgestellt. Nun sind der Naturschutz, der Denkmalschutz und eventuell auch die untere Bauaufsichtsbehörde an der Reihe. Sie erfassen und bewerten die Erkenntnisse. Mit welchen Konsequenzen der Eigentümer – es soll ein Dresdner sein – rechnen muss, ist derzeit nicht absehbar. Das Landratsamt spricht von einer Einzelfallbeurteilung, in die auch das Landesamt für Archäologie und das Landesdenkmalamt einbezogen werden. Bürgermeister Neumann vertraut nun auf die Behörden. „Ich hoffe auf eine Antwort und Auflagen.“ Doch so schnell kommt da nichts. Das Landratsamt spricht von einer geraumen Zeit, die das Verfahren in Anspruch nehmen werde. Schnell gehen wird es diesmal nicht.

Das Ensemble ist ein Kleinod und wäre einen Versuch wert, die Vorbeigehenden für einen Moment aufzuhalten und zum Staunen zu bringen. Das hat sich die Burkhardswalder Hobbyhistorikerin Karin Grübner gewünscht. Sie meinte es anders, als es jetzt geschehen ist.