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Die Weihnachtszeit ist nicht genug

Kunst und Handwerk gehören im „Einfalls-Reich“ zusammen. Zum Weinfest gibt es ein Schau-Spinnen in der Altstadt.

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© Claudia Hübschmann

Meißen. Der Erfolg hatte vier Künstlerinnen aus dem Meißner Land in der Vorweihnachtszeit 2017 Recht gegeben und gezeigt: Auf der Marktgasse eine Adventsgalerie auf Zeit zu eröffnen und dort handgemachte Produkte zu verkaufen, funktioniert (die SZ berichtete). „Im Nachgang hatten sich viele Meißner bei uns erkundigt, wo der Laden denn jetzt sei“, erzählt Madlen Breitsprecher, die aus Wolle und Naturgegenständen kreative Dekoartikel zaubert.

Kurz vor Weihnachten machte das Geschäft der vier Damen planmäßig zu. Für alle gibt es nämlich noch viel mehr Möglichkeiten, ihre Kunst über das Jahr verteilt an den Mann oder die Frau zu bringen. So etwa auf Märkten wie dem Kunstmarkt Altzella. Weil eine der Frauen krankheitsbedingt nicht mehr dabei ist, eine weitere mit eigenen Projekten ausreichend zu tun hat, komplettieren Ellen Machallat Grimme von der gleichnamigen Textilmanufaktur in Saultitz und Heike Biermann-Schuster das Dreigespann, das seit Anfang September einen Laden auf der Fleischergasse 6 betreibt. Nicht mehr nur im Advent, so das Ziel der drei Damen, sollen die Meißner ein nicht alltägliches Angebot zu Gesicht bekommen.

Im „Einfalls-Reich“ genannten Ladengeschäft werden nun zunächst bis zum Meißner Weinfest und dann wieder ab 17. November pfiffige Gegenstände, Textilien und mehr angeboten. Nach der Pause, in der alle Frauen fleißig neu produzieren, sagt Madlen Breitsprecher, ziehen die drei Frauen vom 30-Quadratmeter-Laden in den daneben. „Der ist viermal so groß. Hier werden wir dann bis 23. Dezember wieder vermehrt weihnachtliche Artikel anbieten.“ Bis dahin können sich Besucher – passend zum beginnenden Herbst – mit individuell gestalteten Windlichtern, Ohrsteckern, Dekorationen eindecken.

Insgesamt vereinen die drei Frauen Produkte aus acht Gewerken – dabei unter anderem korbmachen, drechslern, spinnen und nähen. Zu kaufen gibt es unter anderem ausgefallene Dekoartikel wie Kürbisse aus Mangelleinen, Lichterketten aus Schafwolle, individuelle Babykleidung oder kleine Schutzengel aus Alpaka-Wolle.

„Darüber hinaus mögen die Leute Handgestricktes wie Jacken, Pullover, Röcke oder Unterwäsche für Männer“, erzählt Expertin Ellen Machallat Grimme, die am 3. Oktober in ihre Textile Manufaktur Machallat an den Fuchsberg 1 in Saultitz bei Nossen lädt. „Dort ist zwischen 11.30 Uhr und 18 Uhr Kunst- und Handwerkermarkt. Ob genäht, gefilzt, gewebt oder geschöpft. Hier können sich die Besucher umschauen und das Passende finden“, sagt die Nossenerin. In Meißen ist sie wie ihre beiden Mitstreiter derzeit mehrmals pro Woche. Mindestens eine der Künstlerinnen ist während der täglichen Öffnungszeiten (außer sonntags) vor Ort. „Die Gewerbetreibenden drumherum haben uns sehr positiv aufgenommen, freuen sich, dass die Straße belebt wird. Den Zusammenhalt empfinden wir als sehr angenehm“, so Breitsprecher.

Könnte das dazu führen, dass sie und ihre Kolleginnen bald ganzjährig das Einfalls-Reich in der Domstadt betreiben? Ausschließen möchte die Künstlerin das nicht. „Es gibt seitens des Stadtmarketings interessante Angebote wie die Aktion ‚Startschuss’. Aber machen wir das, müssten wir die Bereitschaft haben, ein Stück weit Unabhängigkeit einzubüßen“, so die Niederlommatzscherin. Außerdem müssten die Damen später einen dauerhaften Mietvertrag zu möglichst günstigen Konditionen abschließen. Anfahrtsweg und die Parkplatzproblematik in der Innenstadt kommen dazu. Somit bleibt ein Ganzjahres-Geschäft ein unwahrscheinliches Szenario.

Lieber, als sich darüber den Kopf zu zerbrechen, schaut Madlen Breitsprecher auf das Weinfest in Meißen am übernächsten Wochenende voraus. „Dann werde ich ein Schau-Spinnen am Laden veranstalten. Unser Ziel ist es schließlich, altes Handwerk lebendig zu halten.“ Im Laden in der Fleischergasse schaffen das die drei Frauen – vorerst – noch zwei Wochen täglich.

Geöffnet: Mo bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr.