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Die vergessenen Opfer

Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein zeigt eine neue Ausstellung: „Vergessene Opfer der NS-Euthanasie – Die Ermordung schlesischer Anstaltspatienten 1940-1945“.

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© SZ/Marion Gröning

Pirna. Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein zeigt ab 4. Juli eine neue Ausstellung. Sie trägt den Titel „Vergessene Opfer der NS-Euthanasie – Die Ermordung schlesischer Anstaltspatienten 1940-1945“. Dazu gibt es auch ein gleichlautendes Buch.

Ausstellung und Buch zeigen nach Auskunft der Gedenkstätte erstmals die mörderischen Auswirkungen der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik in Schlesien. Psychisch kranke und geistig behinderte Menschen wurden als „lebensunwert“ stigmatisiert, zwangsweise unfruchtbar gemacht und ab 1940 systematisch ermordet. Allein 1 575 von ihnen wurden 1941 in der Gaskammer der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein getötet.

Aber auch in Schlesien selbst kam es zu Krankenmorden. In den „Kinderfachabteilungen“ in Breslau und Loben wurden Kinder und Jugendliche, die als nicht entwicklungsfähig galten, von Ärzten getötet. Aus den Konzentrationslagern in Auschwitz und Groß-Rosen wurden arbeitsunfähige Häftlinge selektiert und in den Tötungsanstalten Pirna-Sonnenstein und Bernburg ermordet. Infolge von Flucht und Vertreibung eines Großteils der schlesischen Bevölkerung geriet dieses Thema weitgehend in Vergessenheit.

In den vergangenen zwei Jahren hat die Gedenkstätte Sonnenstein die Ausstellung als Teil eines von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ finanzierten Projekts erarbeitet. Die Texte sind in deutscher und polnischer Sprache verfasst. Die Ausstellung ist bis zum 10. August montags bis freitags jeweils von 9 bis 16 sowie sonnabends und sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr im Seminarraum im Dachgeschoss zu sehen. Das parallel zur Ausstellung erschienene Buch kann zum Preis von 18 Euro im Buchhandel oder bei der Stiftung Sächsische Gedenkstätten erworben werden. (SZ/mö)